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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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verspricht: »Da mach dir mal keine Sorgen, Helmuth. Meine Lütte und ich, wir schweigen wie zwei Gräber.«
    Mein Freund grinst zu mir rüber und Helmuth reibt sich zufrieden die Hände. Dabei strahlt er uns abwechselnd an, als hätte er nun voll und ganz den Durchblick. »Na, dann wollen wir mal hoffen, dass wir die Schäfchen ins Trockene kriegen. Schließlich haben Constanze und ich schon längst die Business-Flüge nach Las Vegas gebucht. Meine Schöne und ich hatten ja, wie gesagt, vor, in einer von diesen sogenannten Wedding-Chapels zu heiraten - genau wie Elvis seinerzeit.«
    Johannes und ich machen reflexartig das Daumenzeichen in Helmuths Richtung und blinzeln verzückt mit den Lidern. Es macht Spaß, älteren Leuten Mut zu machen, deren Idole noch Elvis heißen.
    »Let’s rock, Helmuth!«

    Nachdem wir diese gute Tat vollbracht haben, begeben wir uns wieder auf den Weg, um noch mehr Frieden und Glückseligkeit in die Welt hinauszutragen. Hinter den Dächern geht langsam die Sonne unter, die Amseln zwitschern ihr schönstes Lied und dennoch: Ein feuchter Wind schlüpft kalt unter unsere Jacken und lässt uns frösteln. Helmuth winkt uns nach und die Sache mit Cotsch muss einfach klappen! Ihr würde es guttun, sich einem Menschen wirklich zu verpflichten. Das würde mal Ordnung in ihr Innerstes bringen. Ich bin mir fast sicher, dass sie spätestens heute Abend zu Helmuth zurückkriechen wird - mit dem festen Entschluss, ihn nie wieder zu betrügen. Mein Fazit des heutigen Tages lautet: Ich bin nicht in der Klinik gewesen, um selbst zu gesunden, sondern um die anderen durch meine dort erworbenen Einsichten zu heilen. Ich sage nur: Leute, nennt mich Jesus.

8
    G erade als Johannes den Arm um mich gelegt hat und wir uns entschließen, noch eine Runde durch die Nachbarschaft zu latschen, kommt Alice auf ihrem City-Tiefeinsteiger-Damenrad um die Häuserecke geflitzt. Sie ist, wie bereits erwähnt, die Tochter von Mamas Busenfreundin Rita. Sie muss stark abbremsen, um nicht voll in Johannes reinzubrettern. Doch anstatt sich in aller Form bei ihm zu entschuldigen, quakt sie sofort los.
    »Was quetscht ihr euch hier so eng um die Häuserecken?! Habt ihr Schiss vor Bombenangriffen oder was ist los?«
    Und ich frage cool zurück: »Alice, excusez-moi? Was musst du so dicht um die Häuserecken kurven?! Wahrscheinlich hast du Schiss vor Bombenangriffen?«
    »Quatsch! Die gibt es doch gar nicht mehr!«
    So ist Alice, absolut neunmalklug. Die macht mich echt richtig fertig. Erstens reizt sie durch ihre bloße Anwesenheit und zweitens muss sie ständig mit ihrem unglaublichen Klavierspiel angeben. Nur weil sie jedes Jahr den landesweiten »Jugend-musiziert-Preis« gewinnt und Konzerthäuser füllt.
    Auch jetzt nutzt sie die Gunst der Stunde, um folgende Info loszuwerden: »Weißt du schon, dass ich gestern Abend beim Bürgermeister eingeladen war, um ihm zum sechzigsten Geburtstag ein Ständchen zu spielen?«
    Nein, das wusste ich nicht. Dafür hat Wonder-Alice allerdings Segelohren und noch nie einen Freund gehabt - soweit ich mich entsinnen kann. Ich klopfe ihr kräftig auf die Schulter und rufe: »Gratuliere, Alice! Super gemacht.«
    Und sie macht gleich so eine komische Verrenkung. »Lass das, Lelle!«
    Aber eigentlich kann einem Alice echt leidtun. Ständig veranstaltet ihre Mutter Rita »exklusive« Hauskonzerte, bei denen Alice als Pianistin antreten muss. Rita schiebt nämlich Panik, dass sie verarmen und sozial absteigen könnten. Außerdem muss Alice ständig auf Welttournee und spielen, bis die Tasten glühen. Und wenn dann wieder eine Konzertreise finanziell toll gelaufen ist, baut sich Rita an ihr riesiges Haus, das direkt am Park steht und einen exzellenten Blick auf den See hat, einen mega Wintergarten dran. Und sobald die Bauarbeiter die letzte Schraube angezogen haben, kommt sie zu Mama gewatschelt und fleht: »Gib mir was zu essen, ich habe Hunger!« Echt! So ist die! Und Mama fällt voll drauf rein: »Die arme Rita hat gerade überhaupt kein Geld, weil ihr geiziger Exmann ihr nichts gibt.« Mama glaubt echt alles, was Rita ihr auftischt.
    Ich mache in Alices Richtung das Daumenzeichen und frage mit so einem ironischen Unterton in der Stimme: »Und? Hat dir der Bürgermeister zum Dank eine Plakette verliehen?«
    »Hä?«
    Alice hält sich an ihrem Lenker fest und starrt mich verunsichert an. Kein Wunder! Ich habe schließlich einen Freund. Davon kann sie nur träumen. Dennoch könnte sie mich ja mal

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