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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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und sich erst in den letzten beiden Jahren mit dem Keyboard vertraut gemacht hat. Vorher hat er offenbar erstklassig Klavier gespielt. Na und? Ich könnte jetzt verlauten lassen, dass ich mit acht Jahren mal Oboe gespielt habe. Aber so gestört bin ich nicht.
    Alice reicht Johannes eine von ihren Angeber-Visitenkarten rüber und meint: »Ruf mich doch mal an, wenn du Lust hast, ein bisschen auf professioneller Ebene zu jammen. Wie du sicherlich weißt, bin ich landesweite Jugend-musiziert-Meisterin. Meine Handynummer steht ganz unten.«
    Ich kotze gleich. Johannes nimmt die Visitenkarte, guckt begeistert drauf und steckt sie sich schließlich in die Hosentasche. In der gleichen Bewegung zieht er einen Stift hervor und bietet Alice an, ihr seine Handynummer auf die Hand zu schreiben. Überflüssig zu erwähnen, dass sie ihm gleich bereitwillig ihre Pfote unter die Nase hält.
    »Sehr gerne.«
    Ich gucke mir das Affentheater in jedem Fall nicht länger mit an. Darum sage ich in bemüht ruhigem Tonfall: »Leute, ihr könnt euch ja gerne weiterunterhalten und mit Telefonnummern beschreiben. Ich gehe derweil schon mal nach Hause.«
    Schnell legt Johannes wieder den Arm um mich und meint hektisch: »He, aber nicht ohne mich!«
    Ich sage: »Wie du willst.«
    Ich latsche trotzdem los, hebe nur knapp die Hand in Alices Richtung und bemerke kühl: »Man sieht sich. P. S. Denk ja nicht, dass du die Einzige bist, die von Johannes die Handynummer kriegt.«
    Mein Freund guckt mich böse an, als hätte ich ihm den Spaß verdorben. Dann aber schluckt er seinen Ärger runter und meint zu Alice: »Hey, war nett, dich kennenzulernen. Vielleicht machen wir wirklich mal einen Jam zusammen.«
    Und Alice flötet: »Sehr gerne, Johannes.« Und anschließend quakt sie mir hinterher: »Ach, Lelle! Wusstest du schon, dass Arthur morgen wiederkommt?«
    Leute! Leider bleibe ich augenblicklich wie angewurzelt stehen. Hat sie gerade gesagt, dass Arthur morgen wiederkommt? Morgen? Ich flipp ab! Morgen ist morgen. Das heißt, es liegt nur noch eine Nacht dazwischen. Am liebsten will ich mich mit Schwung zu ihr umdrehen, um sämtliche Informationen aus ihr rauszupressen, doch zum Glück besinne ich mich gerade noch rechtzeitig. Alice ist ganz sicher die Letzte, der ich meine wahren Gefühle offenbaren möchte. Erst recht nicht vor Johannes.
    Also wende ich mich in gemäßigter Geschwindigkeit um und frage ganz lässig: »Woher weißt du das denn, bitte?«
    Alice zuckt nun ebenfalls ziemlich lässig mit ihren Schultern und meint: »Von deiner Mutter.«
    »Von meiner Mutter?«
    Ich mache ein paar Schritte auf sie zu und Johannes’ Arm rutscht schlaff von meinen Schultern. Ich darf bloß nicht zu interessiert wirken, sonst denkt mein Freund am Ende, ich will noch etwas von Arthur. Was vermutlich auch so ist. Aber ich muss ihn ja nicht gleich eifersüchtig machen. Beziehungsweise: Warum eigentlich nicht? Ich meine, nach diesem Auftritt eben, plus der Knutschaffäre mit Alina, hätte ich eigentlich vollstes Recht, ihm mal die Handkante zu geben.
    Ich lächle also und sage: »Hat Mama dir das gerade erzählt, oder was?«
    Alice macht eine wichtigtuerische Miene und erklärt so ein bisschen von oben herab: »Nicht direkt. Sie hat es meiner Mutter erzählt, als sie ihren Baileys zusammen getrunken haben.«
    »Ja, und was noch?«
    »Dass sie die ganze Zeit nicht wusste, ob sie es dir sagen soll oder nicht. Wegen deinem Freund, meinte sie. Sie wollte einen geeigneten Zeitpunkt abpassen, damit du nicht in Druck gerätst. Von wegen, welchen von beiden du nun liebst und welchen du verlässt.«
    »Na, den hast du ja jetzt ganz wunderbar gefunden.«
    »Hä? Wen?«
    »Den geeigneten Zeitpunkt, Alice!«
    Ich drehe mich um und greife nach Johannes’ Hand. »Lass uns gehen.«
    Und schon fallen wieder Regentropfen vom Himmel. Der erste trifft mich auf der Stirn, der zweite auf dem Handgelenk. Ich ziehe Johannes hinter mir her, an den Nachbarhäusern vorbei, die Stufen zu unserer Eingangstür hinauf. Doch Johannes bleibt einfach unten auf dem Schuhrost stehen, steckt die Hände in die Hosentaschen und zieht fröstelnd den Kopf zwischen die Schultern.
    »Elsbeth, ich glaube, ich haue jetzt besser ab.«
    »Aha.«
    Leute, ich habe nur noch Watte im Kopf. Ich kann gar nicht mehr adäquat reagieren. Erst mal muss ich wissen, ob Arthur tatsächlich morgen kommt und wie lange er bleibt. Ich muss rausfinden, ob Arthur und ich überhaupt noch ein Paar sind. Es wäre ja durchaus

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