Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
der wirklichen Welt nichts Schlimmes passierte?
Mom. Dad. Großmutter. Evan. Callie. Emma.
Sibby richtete sich im Bett auf und stützte ihren schwangeren Leib mit dünnen, zittrigen Armen ab. Sie hatte tief und fest geschlafen, wie eine Tote.
»Bitte, Steve. Sag mir, was das zu bedeuten hat«, verlangte sie.
Doch Dark war schon bei der Schublade. Er schob ordentlich gefaltete Pullover zur Seite, nahm die Neun-Millimeter Glock heraus und schob ein Magazin ein.
»Bleib hier«, sagte er.
28.
Zuerst kontrollierte Dark die begehbaren Schränke im Erdgeschoss. Er schob Jacken zur Seite, trampelte auf den mit Teppich ausgelegten Boden und klopfte die Decke mit der Pistole ab, wobei er auf Geräusche lauschte, die ein geheimes Versteck oder einen verborgenen Hohlraum verrieten. Er war halb durchs Wohnzimmer, als ihm ein Gedanke kam. Er ging zu den Schränken zurück, hockte sich hin und riss den Teppichboden weg, um den Estrich darunter zu überprüfen. Vielleicht verbarg sich eine Falltür darunter. Aber nein. Nichts.
Er streifte mit den Fingern die Wände entlang. Überprüfte die Ecken. Ein winziger Spalt konnte eine Geheimtür verraten … oder bloß einen Riss in der Trockenwand.
Aus den Augenwinkeln sah Dark Vorhänge flattern, drüben bei der Schiebetür zum Patio. Vorsichtig durchquerte er das Zimmer, die Pistole im beidhändigen Anschlag. Er beobachtete die Vorhänge, als wären sie eine erlegte Bestie, als wartete er auf den leisesten Atemzug.
Dark schob die Glock zwischen zwei Vorhänge, schwenkte langsam nach rechts …
Nichts.
Das Haus war nicht groß, nicht nach Malibu-Standard; dennoch benötigte Dark eine halbe Stunde, bis er das Gefühl hatte, gründlich genug gesucht zu haben. Er hatte kein Zimmer, keinen Schrank, keine Kammer, kein Regal, keine Nische und keinen Wartungsschacht der Kanalisation ausgelassen.
Außerdem suchte er nach Gegenständen wie die kaputte Armbanduhr, die möglicherweise mit Absicht zurückgelassen worden waren, doch es war nichts zu finden.
Trotzdem hatte er das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Etwas Offensichtliches. Etwas, das Sqweegel sofort bemerkt und ausgenutzt hätte.
Irgendetwas war nicht in Ordnung. Er konnte es spüren. Irgendein winziges Detail, das er tausend Mal im Haus gesehen hatte, war anders, war nicht mehr an seinem Platz. Doch er konnte einfach nicht den Finger darauf legen.
Inzwischen war Dark unendlich erschöpft. Das unverhoffte Wiedersehen mit Riggins, der Sex mit Sibby, das fette Essen in dem Imbiss, die seltsame Armbanduhr … in seinem Verstand verschwamm alles. Abwesend fragte er sich, ob er nur einen bösen Traum erlebte, ob er sich jeden Moment herumdrehen, den Duft von Sibbys Haaren riechen und wissen würde, dass alles in Ordnung war.
Dark schob die Waffe im Rücken in den Hosenbund, bevor er sich gegen die Schlafzimmerwand lehnte.
Sibby saß mitten in dem großen Bett – die Beine über Kreuz, die Handgelenke auf den Knien. Als könnte eine Yoga-Stellung helfen, mit dem hektischen Irrsinn fertig zu werden, der so unvermittelt in ihrem Haus losgebrochen war.
»Steve«, sagte Sibby leise. »Weißt du, dass du mir eine Heidenangst einjagst?«
»Tut mir Leid«, erwiderte er mit einiger Verzögerung.
»Was hat das zu bedeuten?«
Dark schaute sie an – lange Sekunden, als müsste er sich ins Gedächtnis rufen, dass er Sibby vor sich hatte, nicht seine Pflegemutter. Dass er nicht in der Zeit zurückgereist war und keine schreckliche Wiederholung unvorstellbarer Grausamkeiten erlebte, sondern dass er hier war, im Hier und Jetzt, in der Gegenwart.
Er ging zu seiner Kommode, nahm das Lederetui, das ermit ins Haus gebracht hatte, öffnete den Reißverschluss und zeigte Sibby den Inhalt.
»Die habe ich in der Auffahrt gefunden. Sie ist nicht von mir.«
Sibby betrachtete die Uhr.
»Wem gehört sie?«
»Keine Ahnung. Vielleicht hat jemand sie verloren. Aber manchmal wird so eine Uhr auch benutzt, um zu zeigen, wann eine Zielperson das Haus verlassen hat.«
»Zielperson?«, fragte Sibby erschrocken. »Willst du damit sagen, dich verfolgt jemand?«
»Keine Angst. Es ist bloß ein alter Trick … ein Scherz, mehr nicht.«
Sibby dachte über seine Worte nach. »Mehr nicht?«
»Mehr nicht«, sagte er. »Jemand will mir einen Streich spielen. Oder mich von irgendetwas ablenken.«
Dark blickte seine Frau an, doch nicht mit Wärme in den Augen, sondern mit klinischer Akribie. Er musterte sie von Kopf bis Fuß.
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