Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
es verdient zu sterben.
Der Trick bestand darin, diese Dinge nicht offen auszusprechen. Man ließ die »Fakten« und die »Zitate« für sich sprechen. Die Leser verstanden sich gut darauf, die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden, sodass sie ein Bild ergaben. Sie wollten lediglich ein paar oberflächliche Details, die ihnen halfen, einen Typen wie Green in eine Schublade einzuordnen und abzuhaken. Es war wie Steno für echtes Denken.
Green = gieriger Geldgeier = geplagt von Schuldgefühlen wegen irgendetwas = Opfer von Vigilanten
So einfach war das.
Der »Totenkult« musste geradezu eine Reaktion von Seiten der Feds hervorrufen. Sie würden wissen wollen, wer dahintersteckte. So ist das, Jungs. Wie ihr mir, so ich euch . Abgesehen davon hielt Knack das Sahnestück in den Fingern: das Foto vom Tatort.
10.
West Hollywood, Kalifornien
Eine weitere Nacht, ein weiteres panisches Hochschrecken aus dem Schlaf. Eine weitere besessene Suche im gesamten Haus, einschließlich der Kontrolle von Türen und Fenstern und fieberhaftes Nachdenken im halbfertigen Zimmer seiner Tochter. Weitere Stunden, die totgeschlagen werden mussten, bevor endlich der Morgen dämmerte.
Was wie üblich damit endete, dass Dark vor seinem Computer saß und Fallakten las.
Er wusste, dass er das lieber sein lassen sollte. Er hatte sich geschworen, damit aufzuhören. Um seiner Tochter willen, wenn schon nichts anderes. Aber diese Akten zu lesen war für ihn so, wie für einen Alkoholiker das Anschauen der Flaschen in einem Spirituosenladen, oder wie für einen Heroinsüchtigen das Pieksen mit der Spritzennadel in die Armbeuge … nur der Erinnerung wegen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie es sich angefühlt hatte .
Dark wusste das alles.
Er las die Berichte trotzdem.
Die frühmorgendliche Ausbeute schloss eine Mutter ein, die sich und ihren Mann in Fort Lauderdale in einem exklusiven Hotel der Kategorie Dreieinhalbtausend-Dollar-die-Nacht umgebracht hatte. Es war ihr Hochzeitstag gewesen. In ihrem Abschiedsbrief hatte die Frau geschrieben, sie habe dreizehn Jahre lang die Hölle auf Erde ertragen. Außerdem gab es einen Vater in Sacramento, der seine zweijährige Tochter erstickt, sich anschließend der Polizei gestellt und um sofortige Vollstreckung der Todesstrafe gebettelt hatte. In Edinburgh, Schottland, war ein Buchhalter auf offener Straße erstochen worden. Dann gab es einen Gangster, der behauptete, seine Pistole wäre aus Versehen an der Schläfe eines Jugendlichen losgegangen, den er gerade ausrauben wollte. Acht … nein, neun Fälle von Kindern, die andere Kinder erschossen hatten. Und das alles in der kurzen Zeitspanne seit Mitternacht.
Tag für Tag wurden weltweit geschätzte 1400 Menschen ermordet. Dark verfolgte die täglichen Zusammenfassungen, in denen die grausamsten Worte der englischen Sprache die Regel waren. Aufgeschlitzt. Erschlagen. Erstochen. Erschossen. Ausgeweidet. Gehäutet.
Doch an diesem Morgen sprang ihn eine Meldung auf dem Bildschirm förmlich an.
Der rituelle Foltermord an einem Mann namens Martin Green.
Rasch las Dark die Geschichte, die zuerst auf einer Klatschseite veröffentlicht worden war, die sich Daily Slab nannte. Sie beinhaltete alles, was Dark am modernen Journalismus hasste: Sie war sensationslüstern, unterschwellig sadistisch, grausam und obendrein schwach recherchiert. Der Autor, ein gewisser Johnny Knack, hatte sich eine Geschichte zusammengesponnen, die mehr als fadenscheinig wirkte. Es war der Mangel an Details, der Dark am meisten ärgerte. Die Einzelheiten, die dieser Knack veröffentlichte, waren irreführend und verdeckten die wirkliche Geschichte. Und am ärgerlichsten von allem: Die ganze Story ging von einer völlig ungesicherten Prämisse aus, nämlich, dass ein Finanzberater namens Martin Green das Ziel eines »vigilanten Todeskults« gewesen sei.
Dennoch hatte Knack etwas vorzuweisen, was alles andere als alltäglich war.
Ein Foto vom Tatort, direkt von der Special Circs. Oder, wie Knack es nannte, von hochrangigen Quellen ganz nah am Puls der Ermittlungen .
Dark kopierte das Jpeg von der Webseite und öffnete es in einem Präsentationsprogramm auf seinem Desktop. Nach einigen weiteren Klicks wurde das Bild auf die kahle Wand des Kellerraums projiziert. Dark erhob sich und schaltete die Beleuchtung aus. Das helle Bild von Martin Greens schrecklich zugerichteter Leiche leuchtete auf dem weißen Beton. Nicht annähernd lebensgroß, doch groß genug für Dark, um
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