Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
die kleineren Details zu würdigen.
Je länger er auf das Bild starrte, desto deutlicher wurde ihm, dass die Haltung, in der der Tote von der Decke hing, keine Voraussetzung für irgendeine spezielle Foltermethode war. Es hatte weder mit Waterboarding zu tun noch mit Erstickung. Die Körperhaltung des Mannes wirkte eher inszeniert . Sie sollte an irgendetwas erinnern .
Es war tatsächlich ein Ritual gewesen.
Warum hat der Killer dir das angetan, Martin Green?
Warum hat er deinen Kopf verbrannt und sonst nichts?
Warum hat er deine Beine so übereinandergeschlagen? Eine umgedrehte Ziffer 4. Hat diese Zahl eine Bedeutung für dich oder den Mörder?
Wer warst du, Martin Green?
Nichts weiter als die falsche Person zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Oder hat der Mörder dich aus einem besonderen Grund für dieses grausige Ritual ausgewählt? Hat er dich gesucht, beobachtet, studiert, gejagt? Und dich dann eines Nachts wie aus heiterem Himmel überrascht …?
Allein die Tatsache, dass es überhaupt ein Foto gab, war mehr als erstaunlich. Die Special Circs unternahm alle erdenklichen Anstrengungen, um ihre Fälle aus den Medien herauszuhalten. Das Foto konnte nur bedeuten, dass sein alter Freund Tom Riggins einen Maulwurf in seiner Abteilung hatte, zumindest irgendeinen geldgierigen Mitarbeiter, der auf diese Weise versuchte, sein mageres Regierungssalär aufzubessern. Fotos aus der Abteilung zu schleusen war nicht nur ein Grund zu fristloser Kündigung – nach Riggins’ Auffassung war es ein Verbrechen, das langsame Folter bis zum Tod rechtfertigte. Dark konnte sich Riggins’ Reaktion auf diese Veröffentlichung lebhaft vorstellen. Er würde wie ein Hai auf Crack durch die Korridore jagen, auf der Suche nach Blut.
Dark griff nach seinem Handy und hätte beinahe unwillkürlich auf die »6« gedrückt, die Schnellwahltaste, die ihn mit Riggins verband. Doch er hielt inne. Zögerte. Warf das Handy schließlich wieder auf den Tisch.
Riggins hatte sich unmissverständlich ausgedrückt. Kein weiterer Kontakt. Keine Unterhaltungen, keine Schwätzchen, nicht einmal eine Tasse Kaffee und belanglose Plauderei über das Wetter.
Er und Riggins waren fertig miteinander.
11.
Das Handy in seiner Tasche summte. Dark zog es hervor und blickte auf das Display: seine Schwiegereltern in Santa Barbara. Eine zartes Stimmchen meldete sich. »Hi, Daddy.«
Es war seine kleine Tochter Sibby. Benannt nach ihrer Mutter, die am Tag von Sibbys Geburt gestorben war. Sibby war inzwischen fünf Jahre alt, doch irgendwie klang ihre Stimme am Telefon jünger.
»Hallo, Schatz«, sagte Dark, den Blick noch immer auf dem Folterfoto an der Wand. »Wie geht es dir?«
»Kommst du bald, Daddy?«
»Ja, bald, Baby. Was hast du heute gemacht?«
»Wir waren auf dem Spielplatz, bei den Schaukeln, und dann auf der Rutsche. Ich bin dreißig Mal die Rutsche runtergesaust.«
»Das ist toll.«
»Vielleicht sogar fünfzig Mal!«
»So oft? Wow!«
Dark wusste, dass er den Blick von der Wand abwenden sollte. Die Augen schließen. An irgendetwas anderes denken. Konzentrier dich auf deine Tochter, Arschloch. Doch seine Augen gehorchten ihm nicht. Sein Verstand wartete darauf, dass sich irgendetwas in seinem Kopf bewegte.
Warum hat der Killer Green auf diese Weise aufgehängt? Gibt es irgendetwas im Kontext der Szene, das du übersehen hast?
Es war frustrierend, nur zu so wenigen Steinen des Puzzles Zugang zu haben. Er hätte vor Ort sein müssen, um mehr zu erfahren. Den Leichnam sehen. Ihn riechen. Ihn berühren.
Nach ein paar Sekunden riss ihn Sibbys Stimmchen aus seiner geistigen Abwesenheit.
»Daddy?«
»Ja?«
»Oma sagt, ich muss jetzt ins Bett.«
Bevor Dark antworten konnte, ertönte ein leises Klicken. Die Verbindung war tot.
Dark lehnte sich im Sessel zurück, verschränkte die Arme und schloss die Augen. Was sollte das werden? Warum konnte er nicht damit aufhören? Warum musste er sich das antun? Es war nicht sein Fall. Es ging ihn nichts an. Manchmal wünschte er sich, er könnte es einfach aus seinem Gedächtnis verbannen, ein für alle Mal. Nur sechs Monate ein normales Leben führen. Sich daran erinnern, wie es sich anfühlte. Vielleicht wäre er dann wieder okay.
Vielleicht.
Der Narr
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NARR
EIN.
Falls Church, Virginia
Jeb Paulson versuchte sich zu erinnern, wo er war – was er gerade tat. Er
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