Level 4 07 - 2049
sie waren damit die Einzigen. Denn alle Jugendlichen hatten Glatzen – schimmernde, glitzernde, grellbunte, feucht-wellige Glatzen!
»Wo kommt ihr denn her, ist ja completely clip, wie ihr herumlauft. Wie früher meine Großeltern!«
Miriam sah den Jungen, der das gesagt hatte, durchdringend an. Nicht nur, dass er vollkommen bescheuert redete, nein, er verglich sie auch noch mit Rentnern, obwohl er mit seinem grünlich schimmernden Schädel selber aussah wie eine schlecht geschälte Salatgurke!
Niemand verglich Miriam ungestraft mit irgendwelchen Großeltern!
Jennifer sah sofort, worauf das hinauslief. Im letzten Moment konnte sie Miriam noch zurückhalten, die auf diesen kahlköpfigen Zukunfts-Zausel gerade losstürmen wollte.
»Dafür ist jetzt keine Zeit«, flüsterte Jennifer ihr eindringlich zu und Miriam besann sich.
»Kann man sich hier verstecken?«, fragte Frank geradeheraus. Er rechnete jeden Augenblick mit den Wachen hinter ihm.
Die Jugendlichen schienen über diese Frage noch erstaunter zu sein als über die Frisuren der Eindringlinge.
»Ihr werdet verfolgt?«, fragte wieder die Gurke. »Trotz der Wachen?«
»Nicht trotz der Wachen …«, stellte Frank richtig, »sondern von den Wachen!«
Kaum hatte er das ausgesprochen, veränderte sich das Verhalten der Anwesenden schlagartig. War vorhernur Verwunderung in den Gesichtern zu erkennen, verriet ihre Mimik plötzlich nichts als blanke Angst.
Frank und seine Freunde wurden angestarrt, als ob sie Maschinengewehre in der Hand hielten und gerade bekannt gegeben hätten, alle Schüler in diesem Raum als Geiseln zu nehmen.
»W… w … was verlangt ihr?«, wollte die Gurke wissen.
»Nichts, Himmel noch mal!«, schnauzte Frank den Gurkenkopf an. »Aus irgendwelchen Gründen sind diese Wachen hinter uns her. Wir haben keine Lust uns schnappen zu lassen. Also: Wo kann man sich hier verstecken?«
Der Gurkenkopf drehte sich hilflos um. Ihm schien nichts einzufallen.
Ben erkannte den Grund für das Problem. In diesem Raum gab es wirklich nichts, wohinter man sich hätte verstecken können. Der Raum war leer – bis auf die Stehpulte. Er fragte sich, was die Schüler hier überhaupt machten? Einen Informatik-Unterrichtsraum in der Zukunft hätte er sich wahrhaftig spannender vorgestellt.
Ein Mädchen, deren Stehpult etwas weiter hinten war, hatte offenbar weniger Angst als ihre Mitschüler. Jedenfalls konnte Jennifer in ihren Augen keinen ängstlichen Blick erkennen. Und ihr Verstand blieb klar genug, um eine Idee zu produzieren.
»Spielen wir ein Spiel!«, schlug sie vor.
Thomas schüttelte den Kopf. So weit war es mit der Spaßgeneration – wie ihr neuer Englischlehrer sie immer nannte – in der Zukunft also schon gekommen. Siewurden verfolgt, baten um Hilfe und der dummen Gans fiel nichts anderes ein als zu spielen! Thomas entschied, sich lieber auf seine eigene Kraft zu verlassen und sah sich aufmerksam im Raum um. Er würde sicher etwas Geeignetes finden.
Doch augenblicklich veränderte sich der Raum. Wo Thomas soeben noch auf blau-rosa gestrichene Wände geguckt hatte, sah er jetzt in einen gigantischen Wald, in dessen Zentrum in nicht allzu großer Ferne ein massiver Vulkan bebte. Die Baumstämme öffneten sich und widerliche, behaarte, grunzende und vor allem grauenhaft stinkende Monster mit leuchtenden Augen und Zähnen wie von Wildschweinen krochen auf sie zu. Aus einem Gebüsch am Rande des braunen Sandwegs, sprang plötzlich mit einem geschmeidigen Salto eine Figur hervor, die allen fünf Kindern sofort bekannt vorkam.
»Lara Croft!«, rief Thomas fassungslos.
Vor ihnen stand plötzlich tatsächlich in Lebensgröße die Heldin aus den Tomb Raider Computerspielen mitten im Klassenraum.
»In den Büschen neben euch sind Waffen versteckt!«, rief das Mädchen ihnen zu, deren Stehpult in dem Wald kaum noch zu erkennen war.
»Was soll das?«, maulte Jennifer. Hatten sie nicht andere Sorgen als sich jetzt in einem dummen Computerspiel herumzuschlagen, auch wenn sie zugeben musste, dass die technische Ausstattung des Spieles mit dem Holografie-Effekt und vor allem den wahrnehmbaren Gerüchen faszinierend war.
»Es ist ein 25 Jahre altes Spiel!«, klärte das Mädchen sie auf. »Wir benutzen es in der Schule wegen seiner simplen Programmierung zu Übungszwecken. Wir haben als Klassenaufgabe die Möglichkeit programmiert, selbst in das Spiel als aktive Spieler real einzugreifen.«
»Toll!«, rief Ben begeistert.
Doch Jennifer fragte sich
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