Level 4 07 - 2049
gar nicht so recht wusste, wo er hinlaufen sollte.
Instinktiv folgten ihm die anderen.
Schon nach wenigen Schritten war klar: Franks Nase hatte ihn nicht getäuscht. Denn schon wieder waren plötzlich einige Wachen hinter ihnen her.
Verdammt noch mal!,
fluchte Miriam innerlich. Weshalb bloß wurden sie in dieser angeblichen Zukunftswelt ständig verfolgt?
Zukunft
Jennifer hätte sich gewünscht, sie hätten mal ein wenig Zeit zum Verschnaufen. Alles um sie herum schien so unwirklich, so eigenartig und fremd. Sie fühlte sich orientierungslos. In jeglicher Hinsicht. Sie kannte die Stadt nicht, in der sie sich aufhielten, hatte die Schule, durch die sie gerade liefen, noch nie gesehen, sie wusste ja nicht einmal, in welcher Zeit sie sich befand. Und ständig waren irgendwelche Wachleute hinter ihnen her, wobei es nicht den geringsten Anhaltspunkt gab, weshalb sie verfolgt wurden.
Die Kinder hatten sich nicht getraut mit dem Fahrstuhl zu fahren. Vermutlich stand in jeder Etage am Ausgang so ein Cola-Automat und stellte dumme Fragen. Mit viel Glück hatten sie ein Treppenhaus gefunden, durch das sie jetzt hinaushetzten, obwohl niemand von ihnen wusste, warum sie in diese Richtung liefen. Wahrscheinlich einfach nur, weil sie von unten – aus der Tiefgarage – gekommen waren. Frank hatte gemeint, die erste Etage wäre am besten, um sich zu verkrümeln.
Miriam war überzeugt, er hatte diese Etage nur deshalb vorgeschlagen, weil sich hier der Sportbereich befand.
Wie auch immer. Frank lief voraus, öffnete eine schwere Metalltür (die Feuerschutztüren hatten sich auch in der Zukunft offenbar nicht verändert) und lief, gefolgt von seinen Freunden, in den Flur der ersten Etage.
Er atmete erleichtert auf. Außer den Feuerschutztüren hatten sich augenscheinlich auch die Schulflure wenig verändert.
Die Kinder sahen einen langen, leeren Gang entlang, der trotzdem hell und freundlich erschien, was wirklich verwunderlich war, denn auch dieser Gang besaß keine Fenster. Das Licht kam von oben. Die Decke bestand vollständig aus Glas. Man konnte die Menschen, die in der zweiten Etage gerade durch den Flur gingen, von unten sehen. Dies wäre in den Neunzigerjahren schon aus Anstandsgründen undenkbar gewesen. Miriam stellte sich vor, dass vermutlich die erste Etage von blöden Jungs überfüllt gewesen wäre, wenn im zweiten Stock auch nur ein einziges Mädchen im Minirock herumgelaufen wäre.
Da hier aber ohnehin alle in den transparenten Anzügen so gut wie nackt durch die Gegend liefen, entfiel jeglicher Spanner-Effekt dieser Architektur. Es war erstaunlich. Diese Zukunftskleidung, die alles entblößte, besaß weniger Anzügliches als die herkömmliche Kleidung, die die Kinder kannten.
So setzte sich die Durchsichtigkeit der Flurböden- und decken fort bis hinauf zum Dach, wodurch das Tageslicht von oben bis hinunter in den ersten Stock gelangen konnte.
Ben hörte Schritte die Treppe hinaufstampfen. »Mist! Die Wachen!«, warnte er.
Miriam sah sich blitzartig um und entschied in ebensolchem Tempo. »Dort hinein!«
Arbeitsgruppenraum Informatik I stand an der Türgeschrieben. Ben war natürlich sofort einverstanden und stürmte los.
Thomas wurde wieder einmal von Frank mitgezogen.
Alle fünf platzten in den Raum hinein.
In dem Raum standen ungefähr zehn Jugendliche. Aber sie standen nicht einfach so in der Gegend herum, wie man in der Pause auf dem Schulhof steht. Jeder lehnte an einem eigenen Stehpult, welches eigenartig gebogen und in einer ähnlich hässlichen Farbe gefertigt war wie die meisten transparenten Anzüge.
Die Stehpulte standen kreuz und quer im Raum herum, wodurch jeder Jugendliche eine andere Blickrichtung hatte, was Jennifer sehr seltsam vorkam. Schließlich hatte sie aufgrund des Schildes an der Tür eigentlich angenommen in einen Unterrichtsraum gelangt zu sein.
»Hi!«, rief Miriam, in der Hoffnung, sie würden nett empfangen werden. Doch sie wurden nur angestarrt. In etwa so, als wäre damals in Miriams Klasse eines Tages die Tür aufgegangen und fünf Ritter in voller Rüstung hätten mal kurz »Seid gegrüßt, edle Herren!« in den Klassenraum gerufen.
Zwar standen Miriam und ihre Freunde hier nicht in Ritterrüstungen und ja auch nicht einmal in ihren normalen Alltagsklamotten, sondern ebenfalls in hässlich transparenten Anzügen, doch Miriam erkannte sofort, worauf die Blicke der Anwesenden gerichtet waren: auf ihre Köpfe.
Miriam und ihre Freunde trugen Haare mit Frisurenund
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