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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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noch das Telefon unablässig bimmeln würde.
    Doch Miriam ließ der Frau keine Zeit zum Nachdenken. Natürlich hatte sie sich nicht telefonisch angemeldet. Wie auch? Aber das brauchte ja die Sekretärin wiederum nicht zu wissen.
    »Da lang?«, fragte Miriam selbstbewusst, als würde sie hier täglich ein und aus gehen und sich schon bestens auskennen. Der Weg stimmte natürlich. Denn die anderen drei Wände waren besetzt mit Ausgang, Toilettentüren und Garderobe. Es konnte nur dort entlang gehen, wohin Miriam gezeigt hatte. Folgerichtig nickte die Frau unwillkürlich.
    »Danke sehr!«, rief Miriam der völlig verdutzten Frau zu und machte sich auf den Weg.
    Ihre Freunde hatten von der ganzen Aktion nichts begriffen, außer eines: Sie mussten jetzt hinterher.
    Als einer aus dem Erwachsenen-Knäuel heraus zu fragen wagte, weshalb die Kinder vorgelassen wurden, erhielt er von der Sekretärin die barsche Antwort: »Die sind telefonisch angemeldet! Sie aber nicht!«

Seltsames Erwachen
    Miriam stand auf der Tanzfläche in der Kirchendisco und sah sich lächelnd um. Im Kreis um sie herum blickten sie zehn oder fünfzehn Jungs erwartungsvoll an. Einer hübscher als der andere. Jeder von ihnen kannte nur einen Wunsch, dass Miriam ihn zum Tanzen auffordern würde. Miriam konnte sich nicht entscheiden, empfand diese außerordentlich große Wahl aber keineswegs als Qual. Genüsslich schritt sie den Reigen ihrer Verehrer ab und musterte jeden einzelnen sorgfältig. Manche wollten ihr imponieren, indem sie mit dem Schlüssel ihrer Mokicks wedelten und ihr zuflüsterten, dass sie Miriam den ganzen Abend die Getränke zahlen würden. Miriam lachte ihnen ins Gesicht, schwenkte vor ihren Nasen mit fünf Hundertmarkscheinen und zog weiter zum nächsten Verehrer. Nein, mit Geld war sie wirklich nicht zu ködern! Im Hintergrund hockte ihre Großmutter in einem Schaukelstuhl und freute sich über ein Geburtstagsgeschenk.
Komisch,
dachte Miriam. Ihre Oma war noch nie in der Disco gewesen. Und dann gleich mit dem Schaukelstuhl. Auf der anderen Seite des Raumes stand Miriams Lieblingsband in kompletter Formation. Sie hielten ihre neuste CD in der Hand und waren gerade damit beschäftigt, persönliche Autogramme für Miriam darauf zu schreiben.
    Ein leises, monotones Piepen riss Miriam aus derDiscoszene. Sie öffnete die Augen und sah plötzlich auf eine Wand. Wo war sie?
    Langsam setzte ihre Erinnerung wieder ein:
Geld verdienen im Schlaf.
Sie befand sich in dem Forschungslabor. Dann war das Disco-Erlebnis also nur ein Traum gewesen. Schade. Aber was war wirklich geschehen?
    Sie hatten tatsächlich einen Doktor angetroffen. Er war erst sehr verblüfft gewesen, Kinder unter den Kandidaten für sein Experiment zu finden, hatte sich dann geweigert die Kinder anzunehmen. Ohne Genehmigung der Eltern durfte er es ohnehin nicht, hatte er erzählt, aber dann hatte Miriam so lange gebettelt, bis er klein beigab. Und zwar auf eine Art, dass Miriam schon glaubte, er führte das Experiment mit ihnen gar nicht wirklich durch, sondern tat nur so. Ihr sollte es recht sein. Hauptsache, das Labor würde zahlen. Der Doktor versicherte noch mal, dass alles völlig ungefährlich wäre; sie brauchten auch gar nichts zu schlucken, bekamen nichts gespritzt. Das Einzige, was der Doktor zu tun gedachte, war, eine Art Lampe – wie er sich ausgedrückt hatte – über die Köpfe der Kinder zu bewegen.
Brain-scanning
nannte er das Verfahren.
    Miriam hatte kein Wort verstanden. Aber dieses eigenartige Fremdwort, das sich vielmehr nach Technik als nach Medizin anhörte, hatte natürlich sofort Bens Interesse geweckt. Der Doktor müsste mittlerweile eigentlich aussehen wie ein Schweizer Käse; so viele Löcher hatte Ben ihm in den Bauch gefragt.
    Zuerst hatte der Doktor klargestellt, dass er zwarDoktor, aber keinesfalls Arzt sei, sondern ein Doktor der Physik. Und als solcher habe er gemeinsam mit einigen anderen Doktoren und Professoren das Brainscanning nicht gerade erfunden, es aber so weit entwickelt, dass es funktionierte.
    Brain-scanning, so hatte der Doktor erklärt, war am ehesten zu vergleichen mit der Kopie einer Datei auf dem Computer – was Bens Augen sofort einen feierlichen Glanz verliehen hatte. Bei einem Computer war es kein Problem, eine beliebige Datei zu kopieren und sie einem anderen Computer wieder einzuspeisen. So etwas funktionierte über alle möglichen Datenträger und Übertragungsmöglichkeiten: Diskette, Telefonleitung, per Handy, Satellit

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