Level 6 - Unsterbliche Liebe
Gleichaltrigen, die die gleichen Erfahrungen durchmachen. Diejenigen mit schwachen Kräften werden größtenteils ignoriert. Aber ich habe es in deiner Akte entdeckt – in deinem DNA-Profil. Ich dachte, dass deine Fähigkeiten dir bei dem Spiel zumindest ein wenig helfen würde. Vielleicht habe ich mich geirrt.“
Er lächelte nicht mehr, sowie er sich wieder umdrehte und mich anschaute.
Ich bemühte mich, all das zu verarbeiten, was er mir da offenbart hatte. Ich besaß eine paranormale Gabe – wenn auch nur eine schwach ausgebildete. Ich war jemand, der einen anderen Menschen ein kleines bisschen „lesen“, der also Verbindung zu der Gedanken- und Gefühlswelt seines Gegenübers aufnehmen konnte. Das passte zu dem, was ich über mich selbst herausgefunden hatte. Es war so, als hätte ich das letzte noch fehlende Puzzleteil entdeckt.
Allerdings hatte ich diesen Test nicht bestanden, da ich nicht stark genug war. Wenn ich stärker gewesen wäre, dann hätte ich ein besseres Leben gehabt. Dann wäre ich inzwischen in der Kolonie, würde zur Schule gehen und mehr über meine Fähigkeiten erfahren.
Stattdessen war ich hier und lag in einem Krankenhausbett, nachdem mir jemand ins Bein geschossen hatte.
Ich wollte vor Jonathan nichts zugeben, aber ich benötigte weitere Informationen. „Wenn es stimmt, was Sie behaupten, wie hätte mir das Ihrer Meinung nach helfen sollen?“
„Ich war mir nicht sicher. Ein Empath … Nun, es ist kein konkretes, kein greifbares Talent. Wenn du telekinetisch veranlagt wärst, dann wäre das etwas anderes. Selbst eine schwach ausgeprägte telekinetische Gabe wäre in diesem Spiel eine Bereicherung. Wie auch immer. Er glaubt nicht an paranormale Fähigkeiten, also spielt es keine Rolle.“
Ein Empath war jemand, der in der Lage war, die Emotionen eines anderen Menschen zu spüren – in meinem Fall war es nur ein schwach ausgebildetes Talent. Dagegen war jemand, der telekinetisch begabt war, in der Lage, mit der bloßen Kraft der Gedanken Gegenstände zu bewegen. Ich konnte verstehen, dass das in diesem Spiel ein Vorteil gewesen wäre. Ich träumte kurz davon, wie ich die Digicams mit der Kraft meiner Gedanken zum Explodieren brachte. Pech, dass ich ausgerechnet eine lahme Psi-Fähigkeit erwischt hatte.
Ich setzte mich im Bett auf. „Warten Sie. Wer glaubt nicht daran?“
Er zögerte kurz, ehe er antwortete. „Der Produzent von Countdown. Gareth. Er ist mit deinem Auftreten hier bisher sehr zufrieden, dennoch denkt er nicht, dass deine Psi-Gabe irgendetwas mit deinem Erfolg zu tun hat. Unsere Abonnenten freuen sich ebenfalls über einen weiblichen Kandidaten. Unsere Einschaltquote ist um vierzig Prozent gestiegen, seit dein Spiel begonnen hat. Countdown ist das erfolgreichste Format des Senders. Und je mehr die Leute lieber unser Angebot in Anspruch nehmen, als auf einen anderen Sender umzuschalten, desto glücklicher ist Gareth.“
Gareth. Zumindest hatte ich nun einen Namen, auf den ich meinen Hass konzentrieren konnte. Der Produzent. Der Grund, warum ich hier war und um mein Leben kämpfte.
Ich versuchte, zu verarbeiten, was Jonathan mir erzählt hatte. Wenn mein Arzt in meine Akte geschrieben hatte, dass ich paranormale Fähigkeiten besaß, hatten meine Eltern dann davon gewusst? Sie hatten nie mit mir darüber gesprochen. Es war eine echte Überraschung gewesen, als ich am Tag nach meinem dreizehnten Geburtstag jemanden berührt und etwas … gefühlt hatte. Glücklicherweise passierte es nicht jedes Mal, wenn ich jemanden anfasste, denn wenn diese seltsame Fähigkeit wirkte, tat es sehr weh.
Ich wollte Jonathan fragen, ob ich dabei Schmerzen empfinden sollte. Doch ich hielt meine Fragen zurück. Es kam mir vor, als würde es mich noch verletzlicher machen, wenn ich irgendetwas von dem, was ich herausgefunden hatte, mit ihm teilte. Es kam mir vor, als würde ich meinen Feinden die Möglichkeit geben, dieses Wissen gegen mich zu verwenden.
Warum verriet Jonathan mir das alles überhaupt? Wie half das der Show weiter? Er hätte mich nur wieder zusammenflicken und dann ins Spiel zurückschicken müssen, doch ich hätte schwören können, dass ich Sorge in seinem Blick wahrnahm.
Das war immerhin etwas. Vielleicht etwas, das ich ausnutzen, mit dem ich arbeiten konnte. „Jonathan, Sie müssen mir helfen. Uns helfen. Ich will nicht sterben.“
„Ich weiß, dass du das nicht willst.“ Er nickte grimmig. „Bitte, Kira. Zeig mir dein Bein.“
Ich schüttelte den
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