Level 6 - Unsterbliche Liebe
einmal mehr weh, während er sie sacht berührte.
Rogan hatte erzählt, dass ich achtzehn Stunden lang bewusstlos gewesen war. Doch selbst achtzehn Stunden reichten nicht aus, damit eine Schusswunde verheilte.
„Wie …“, begann ich.
„Uns stehen hier unglaubliche Technologien zur Verfügung, Kira. Das Unternehmen, für das ich arbeite, war schon immer an Forschungen beteiligt – seien es Computer, künstliche Intelligenz oder medizinische Forschungen. Deshalb bin ich vor zehn Jahren dazugestoßen. Leider darf ich – dank kürzlich aufgestellter Regeln, Vorschriften und einer von mir unterzeichneten Geheimhaltungsvereinbarung – die Forschungsergebnisse mit niemandem außerhalb der Firma teilen.“
Ich fasste mein Bein an und strich mit dem Finger darüber. Die Wunde war flach. Ich war geheilt. Von einer Verletzung, die sich angefühlt hatte, als hätte ich mein Bein verloren.
„Was für ein Unternehmen ist das überhaupt? Und wer ist dieser Gareth? Er beschäftigt Leute, die geheime medizinische Forschung betreiben? Und er ist derjenige, der für dieses Spiel verantwortlich ist?“ Ich erschauderte. „Er scheint ein schrecklicher Mensch zu sein.“
„Das war er nicht immer.“ Jonathan wandte sich von mir ab und schaute zu dem kleinen Milchglasfenster an der gegenüberliegenden Wand. Als er mich wieder ansah, wirkte sein Blick leer und hart. Die Emotionen, die ich noch kurz zuvor darin gesehen hatte, waren verschwunden. „Jetzt muss ich dich über das nächste Level von Countdown informieren.“
Tränen der Enttäuschung brannten in meinen Augen. „Aber ich kann nicht weiterspielen. Sie müssen mir helfen. Bitte, Jonathan.“
Er presste die Lippen aufeinander. „Es tut mir leid, doch der einzige Weg, um die Gameshow zu beenden und zu entkommen, besteht darin, sie zu gewinnen. Du hast deine empathischen Fähigkeiten genutzt, um in mich hineinzuschauen. Du musst erkannt haben, dass ich nichts ändern kann.“
Ich hatte seine Emotionen „gelesen“. Das vorherrschende Gefühl, das ich bei ihm wahrgenommen hatte, ehe mein Schädel beinahe explodiert war, war Hoffnungslosigkeit gewesen.
Einen Moment lang schwiegen wir.
„Jonathan“, fing ich an. „Wenn ich gewinne … Wenn Rogan und ich alle sechs Level überstehen …“
„Ihr müsst es nicht mehr beide schaffen.“
Mir stockte der Atem. „Was?“
„Mir ist bewusst, dass dir die Regeln nie richtig erklärt wurden. Außerdem sind sie für jedes Team unterschiedlich. Für euch gilt Folgendes: Nach Level drei ist es nicht mehr erforderlich, dass ihr beide überlebt, damit einer von euch gewinnen kann.“
Ich ließ mir diese verstörende Information durch den Kopf gehen. „Was ist mit den Implantaten? Wir müssen in der Nähe des anderen bleiben.“
„Das gilt noch immer. Aber wenn einer von euch während eines Levels stirbt, wird es dem anderen erlaubt, weiterzumachen.“
Ich schluckte schwer. Er hatte eine schreckliche Vorstellung, einen schrecklichen Ausgang des Spiels ganz unverblümt ausgesprochen. Für mich fühlte es sich an, als hätte mir jemand mit voller Wucht in den Magen geschlagen. „Was passiert, falls wir doch gewinnen?“
„Falls einer von euch gewinnt, darf er oder sie sich seinen oder ihren eigenen Preis aussuchen. Dasselbe gilt, wenn ihr es beide schaffen solltet.“
Es war noch immer schwierig, wieder ruhig zu atmen. „Wäre es möglich, dass ich mir wünsche, dann in die Kolonie gebracht zu werden?“
Das Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. „Sicher. Eine Erste-Klasse-Fahrt in die Kolonie und ein brandneues Leben.“
„Ein brandneues Leben“, wiederholte ich. „Klingt gut.“
Jonathan lächelte. „Ich schätze, dass es dir in der Kolonie gefallen würde, Kira.“
Ich dachte über all die wundervollen Möglichkeiten, über den Traum von Freiheit und einem brandneuen Leben nach. „Aber wir können noch immer beide als Sieger aus diesem Spiel hervorgehen, oder? Rogan und ich.“
„Ja, falls ihr beide überlebt, seid ihr beide die Gewinner.“
Die Enge in meiner Brust löste sich ein wenig. „Vielleicht würde Rogan die Kolonie auch mögen.“
Zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte. „Du bist von seiner Unschuld überzeugt.“
Ich nickte und breitete die Decke wieder über meine Beine aus. „Das stimmt.“
„Hast du deine empathischen Fähigkeiten bei ihm angewendet?“
Ich erstarrte. „Ich habe es versucht, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, was ich da für
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