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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Schuss ab, dann blieb der Schlitten in geöffneter Stellung stehen und teilte ihm mit, dass das Magazin leer war.
    Der Gangster stürzte nicht. Er richtete sich auf, betrachtete seinen Oberkörper, dann hob er den Blick und zielte auf Holdens Gesicht. Holden hatte noch genug Zeit, die drei Kugeln zu zählen, die auf dem schweren Brustpanzer des Gangsters zerschellt waren. Ruhmreich im Kugelhagel sterben, dachte er.
    »Du verdammter …«, begann der Gangster. Dann flog sein Kopf zurück, und ein roter Nebel sprühte aus dem Hals. Er sank in sich zusammen.
    »Nicht vergessen, immer auf die Lücke am Hals zielen«, sagte Miller hinter ihm. »Der Brustpanzer ist zu dick für Pistolenkugeln.«
    Auf einmal wurde Holden schwindlig. Er beugte sich vor und schnappte nach Luft, schmeckte hinten im Hals etwas Scharfes und schluckte zweimal, um sich nicht zu übergeben. Er hatte Angst, das Erbrochene könne voller Blut und Magenschleimhaut sein. Das wollte er nicht sehen.
    »Danke«, keuchte er und drehte sich zu Miller herum.
    Der ehemalige Cop nickte knapp, ging zu dem Wächter und stieß ihn mit einem Fuß an. Holden richtete sich auf und sah sich auf dem Korridor um. Halb rechnete er mit der unvermeidlichen Welle rachsüchtiger Mafiagangster, die gleich über sie herfallen würden. Kein einziger war zu sehen. Er und Miller standen auf einer Insel der Ruhe inmitten des Weltuntergangs. Rings um sie brach rohe Gewalt aus. Die Menschen flohen in alle Richtungen, die Ganoven schrien in die Lautsprecheranlagen und unterstrichen die Drohungen mit gelegentlichen Schüssen. Doch sie waren nur einige Hundert, und es gab viele Tausend wütende, in Panik geratene Zivilisten. Miller deutete auf das Chaos.
    »So etwas passiert, wenn man ein paar Idioten die Ausrüstung gibt, sodass sie glauben, sie wüssten, was sie tun«, bemerkte er.
    Holden hockte sich neben das gestürzte Kind. Es war ein etwa dreizehnjähriger Junge mit asiatischen Gesichtszügen und dunklem Haar. In seiner Brust klaffte eine große Wunde, das Blut rann nur heraus, statt zu spritzen. Den Puls konnte Holden nicht mehr tasten. Er hob den Jungen trotzdem auf und sah sich um, als überlegte er, wohin er ihn bringen sollte.
    »Er ist tot«, erklärte Miller, während er die verschossene Patrone ersetzte.
    »Zur Hölle, das wissen wir nicht. Wenn wir ihn zum Schiff bringen können, dann …«
    Miller schüttelte den Kopf und betrachtete traurig, aber auch sehr distanziert das Kind in Holdens Armen.
    »Er hat ein großkalibriges Geschoss mitten in die Brust bekommen«, bekräftigte der Detective. »Er ist tot.«
    »Verdammt auch«, sagte Holden.
    »Das haben Sie schon mal gesagt.«
    Über dem Korridor, der aus den Casinos heraus und zu den Rampen in Richtung der tiefer gelegenen Docks führte, blinkte ein rotes Neonschild: DANKE FÜR IHREN BESUCH. Darunter stand: AUF EROS SIND SIE IMMER EIN GEWINNER. Darunter waren zwei Reihen Männer in schweren Kampfrüstungen angetreten und versperrten den Weg. Sie hatten es aufgegeben, die Menge in den Casinos kontrollieren zu wollen, doch sie ließen auch keinen heraus.
    Holden und Miller duckten sich hundert Meter vor den Soldaten hinter einen umgekippten Kaffeestand. Kurz darauf rannten ein Dutzend Leute auf die Wächter zu und wurden mit Maschinenpistolen niedergemäht. Sie stürzten dort, wo es einige andere kurz vorher versucht hatten.
    »Ich zähle vierunddreißig«, sagte Miller. »Wie viele schaffen Sie?«
    Holden fuhr überrascht herum, doch Millers Miene verriet ihm, dass der ehemalige Cop gescherzt hatte.
    »Mal ernsthaft, wie kommen wir da vorbei?«, fragte Holden.
    »Mehr als dreißig Männer mit Maschinenpistolen und freiem Schussfeld. Auf den letzten zwanzig Metern keine Deckung«, fasste Miller die Lage zusammen. »Da kommen wir nicht vorbei.«

30 Miller
    Sie saßen auf dem Boden und lehnten sich an eine Reihe Pachinko-Automaten, an denen niemand mehr spielte, um das Hin und Her der Gewalt zu beobachten, als sei es ein Fußballspiel. Miller hatte sich den Hut über das angewinkelte Knie gestülpt. Er spürte die Vibrationen im Rücken, wenn ein Display die Werbung abspielte. Die Lichter glitzerten und glühten. Holden atmete schwer, als hätte er einen Wettlauf bestritten. Vor ihnen bereiteten sich die Casinoebenen von Eros auf den Tod vor, als seien sie einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen.
    Die Angriffslust der Zivilisten war fürs Erste dahin. Männer und Frauen sammelten sich in kleinen Gruppen.

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