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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der silberne Sessel
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hättet Ihr, Hoheit, in seiner Behandlung einen kleinen Fehler gemacht. Diese, meine wahren Freunde, haben mich erlöst. Ich bin jetzt bei klarem Verstand und es gibt zwei Dinge, die ich Euch sagen möchte. Erstens: Euer Plan – mich an die Spitze einer Armee von Erdmännern zu setzen, um in die Oberwelt vorzustoßen und mich dort durch rohe Gewalt zum König einer Nation zu machen, die mir niemals etwas angetan hat, ihre rechtmäßigen Herr scher zu morden und als blutiger fremder Tyrann ihren Thron zu beste i gen – ist mir jetzt, wo ich wieder bei mir bin, ganz und gar zuwider und ich weise ihn als niederträchtige Schurkerei zurück. Und zweitens: Ich bin Rilian, Sohn des Königs von Narnia, einziges Kind von Kaspian, dem Zehnten dieses Namens, von man chen Kaspian der Seefahrer genannt. Deshalb, meine Dame, ist es mein Wille und meine Pflicht, den Hof Eurer Hoheit sofort zu verlassen und in mein eigenes Land zurüc k zukehren. Seid so gut und gewährt mir und meinen Freunden freies Geleit und einen Führer durch Euer dunkles Reich.«
    Die Hexe sagte kein Wort. Sie ging behutsam durch den Raum, wobei sie ihr Gesicht und ihre Augen u n entwegt auf den Prinzen gerichtet hielt. Als sie bei e i nem kleinen Schrein in der Wand nahe beim Kamin angelangt war, öffnete sie ihn und entnahm ihm eine Hand voll grünen Pulvers. Dieses warf sie auf das Fe u er. Es brannte kaum, aber es verströmte einen süßen und einschläfernden Duft. Und während des ganzen Gesprächs, das nun folgte, wurde dieser Duft immer stärker, erfüllte den Raum und erschwerte das Denken. Dann nahm sie aus dem Schrein ein Musik instrument, das einer Mandoline ähnelte. Sie begann es mit den Fingern zu zupfen – sie erzeugte dabei ein gleichmäß i ges, monotones Klimpern, das man schon ein paar M i nuten später nicht mehr wahrnahm. Aber je weniger man es wahrnahm, desto mehr drang es einem ins G e hirn und ins Blut. Auch das erschwerte das Denken. Nachdem die Hexe ein Weilchen geklimpert hatte (und der süße Duft stärker geworden war), begann sie mit süßer, ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Narnia?«, sagte sie. »Narnia? Ich habe oft gehört, wie Ihr in Eurem Wüten diesen Namen ausgesprochen habt. Lieber Prinz, Ihr seid sehr krank. Es gibt kein Land namens Narnia.«
    »Doch, das gibt es, meine Dame«, entgegnete Tra u erpfützler . »Ich habe nämlich zufällig mein ganzes L e ben lang dort gelebt.«
    »So?«, sagte die Hexe. »Dann sag mir bitte, wo di e ses Land liegt.«
    »Da oben«, antwortete Trauerpfützler beherzt und deutete nach oben. »Ich – ich weiß nicht genau wo.«
    »Wie?«, fragte die Königin mit einem freundlichen leisen, melodischen Lachen. »Ist dort zwischen den Steinen und dem Mörtel der Decke ein Land?«
    »Nein«, sagte Trauerpfützler. Er hatte Mühe, Atem zu holen. »Es ist in der Oberwelt.«
    »Und was oder wo ist diese … wie nennst du sie … Oberwelt?«
    »Ach, seid doch nicht so albern«, sagte Eustachius, der mühsam gegen den Zauber des Geruchs und des Geklimpers ankämpfte. »Als ob Ihr das nicht wüsstet! Es ist oben auf der Erde, dort wo man den Himmel, die Sonne und die Sterne sehen kann. Ihr wart doch selbst dort. Wir haben Euch dort getroffen.«
    »Ich bitte um Gnade, kleiner Bruder«, lachte die Hexe glockenhell. »Ich erinnere mich nicht an diese Begegnung. Aber in unseren Träumen treffen wir uns e re Freunde oft an eigenartigen Orten. Und da nicht alle dasselbe träumen, darf man nicht verlangen, dass sich auch die anderen daran erinnern.«
    »Meine Dame«, sagte der Prinz streng. »Ich habe Euch schon gesagt, dass ich der Sohn des Königs von Narnia bin.«
    »Und das werdet Ihr auch bleiben, lieber Freund«, meinte die Hexe beschwichtigend, als wollte sie ein Kind trösten. »In Eurer Fantasie werdet Ihr der König vieler Traumländer sein.«
    »Wir waren auch dort«, erklärte Jill patzig. Sie war sehr böse, denn sie spürte, wie der Zauber immer mehr von ihr Besitz ergriff. Aber die Tatsache, dass sie dies noch spürte, zeigte, dass er noch nicht ganz gewirkt ha t te.
    »Und auch du bist ohne Zweifel Königin von Na r nia, meine Hübsche«, sagte die Hexe im selben ei n schmeichelnden, spöttischen Tonfall.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Jill und stampfte mit dem Fuß auf. » Wi r kommen aus einer anderen Welt.«
    »Oh, dieses Spiel ist ja noch hübscher als das and e re«, bemerkte die Hexe. »Sag uns, kleines Mäd chen, wo ist diese andere Welt? Welche Schiffe und welche Kutschen

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