Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
dass Agonthalith weiter Ziel der Dunkelheit sein würde. Da ist nichts mit Frieden.“
„Das ist richtig. Es wäre aber nicht so anstrengend und gefährlich wie an meiner Seite. Ihr werdet nicht jünger.“ Einige Augenblicke war es still in dem hellen Raum, in dem sich jetzt aber trübe Stimmung breit machte. Die beiden Gitalaner sahen der Freundin eindringlich in deren grüne Augen.
„Das also ist es, die Gefahr an deiner Seite. Vielleicht verrätst du uns, was dir die Visionen zeigten?“ Sie hatten es erraten.
„Von welchen Visionen sprichst du?“
„Die dir unseren Tod zeigten. Das taten sie doch, habe ich Recht? Und ich wunderte mich schon, warum du die letzten Tage die Schönheit dieser Stadt so sehr hervorgehoben hast. Du hast versucht, uns eine Bleibe zu geben. Du willst uns weg von deiner Seite haben, weil dort der Tod auf uns wartet.“
Nirek sah ihr noch immer ins Gesicht. Dann griff er nach ihren Händen. „Mädchen, egal was du machst oder sagst, du wirst uns nicht los. Das solltest du unterdessen wissen.“
„Ist es denn verkehrt, Freunde vor Unheil schützen zu wollen? Bleibt ihr hier, habt ihr noch einige Jahre mit euren Söhnen. Ich will und kann sie euch nicht stehlen.“
„Es liegt nicht in deiner Macht dies zu entscheiden. Wenn es unser Schicksal ist, dich durch unser Leben schützen zu können, so will ich es gern annehmen. Es wird mir eine Freude sein, im gemeinsamen Kampf zu fallen. – Nun komm schon, mach nicht ein solch trauriges Gesicht.“ Er nahm sie in die Arme. „Unser Leben erhielt durch dich wieder einen Sinn. Dafür bin ich dir wirklich äußerst dankbar. Ich möchte keinen Tag an deiner Seite missen, und war er noch so beschwerlich.“
„Das kann ich nicht annehmen!“
„Du wirst dich dagegen nicht wehren können. Wir folgen dir, egal wohin dich dein Weg führt.“ Therani stand mittlerweile ebenfalls dicht bei ihr. Seine Rechte schlug erst gegen seine Brust, dann umfasste er die Schultern der jungen Frau.
„Ihr habt Söhne. Denkt doch an die.“
„So wie es aussieht, werden sie wohl bald selber Familie haben. Da würden wir alten Männer nur stören.“
„Ihr wollt ihnen nicht sagen, was euch erwartet?! Das könnt ihr nicht machen“, meinte sie betroffen.
„Du hast uns doch auch nichts davon erzählt. Übrigens habe ich schon länger gewusst, dass wir dem Tod bald begegnen. Wenn du von deinen Prüfungen zurückkehrtest, haben dich deine Augen verraten. Zu traurig blickten sie zu uns.“
„Ich kann euch durch nichts dazu bewegen in Agonthalith, einfach nur am Leben zu bleiben?“
„Durch nichts.“
„Sprecht mit euren Söhnen, bitte. Sie haben ein Recht darauf.“ Die entmachtete Magierin wandte sich zur Tür und verließ unendlich traurig den Raum. Diesmal, so schien es, würde sie das Schicksal nicht bezwingen können.
In trüben Gedanken gefangen ging die Kriegerin durch die hellen Flure des Palastes. Hier herrschten reges Treiben und fröhliche Stimmung. Teglamon war gerade wieder Vater geworden. Einen gesunden Sohn hatte seine Gemahlin Sreanank zur Welt gebracht. Der König hoffte, dass es seiner Frau jetzt bald besser gehen würde. Die letzten Wochen hatte sie ans Bett gefesselt verbringen müssen.
Aus den königlichen Gemächern traten gerade zwei der fremden Elben. Einer davon war deren Anführer Anear.
„Die Königin bedarf Euer nicht. Wir konnten ihr bei der Geburt helfen. Haltet Euch fern von ihr. Am besten wäre es, Ihr würdet die Stadt verlassen. Diese Menschen haben den Tod nicht verdient!“ Er wollte an ihr vorüber. Sie hielt ihn am Arm gefasst.
„Woher kommt dieser Hass? Ich tat Euch kein Unrecht.“ Dabei musste sie bereits zurückweichen. Die Männer hatten ihre langen schmalen Schwerter gegen sie gerichtet.
„Greift noch einmal nach mir und Ihr bezahlt es mit dem Leben!“ Er eilte ohne Antwort davon. Lewyn sah ihm überrascht hinterher. Auch in Let’weden gab es Elben, die den Ruf des herablassenden Volkes immer wieder bestärkten. Aber so etwas wie eben war ihr noch nicht begegnet.
„Was müssen wir denn noch unternehmen, um dieses Weib endlich zu Fall zu bringen?! Erhöht den Preis auf ihren Kopf! Sie soll keine Ruhe finden. Wie ein gehetztes Tier wird sie schließlich in eine Falle laufen.“
„Verzeiht, Osgh. Ich weiß nicht, ob eine größere Belohnung den gewünschten Erfolg bringt. Die Menschen haben zu große Furcht vor der Halbelbin, obwohl sie ihrer Macht beraubt ist. Es wird kaum jemand wagen, sie
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