Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
blind wart. Jetzt hattet ihr nur Glück!“
„Wir befinden uns nicht in Let’weden. Ich habe das Gesetz der Ältesten nicht gebrochen.“
„Du hast Recht. Sie hätten dich schon vor Jahren vernichten sollen! Jemand der nicht zu unserem Volk gehört, hat auch nichts in dessen Landen verloren.“
„Dies ist das Reich Tondior. Euer Hass trifft mich unbegründet. Ihr habt nicht das Recht, meinen Tod zu fordern!“ Sie war tief getroffen, dass die Männer tatsächlich ihr Ende wünschten.
„Wir haben jedes Recht. Du hast die Dunkelheit nicht nur in dein Herz gelassen. Du hast sie in unsere Gefilde gebracht. Nun hast du dich gar mit dem Feind verbündet. Dass unser Heerführer die Seite wechselt, mussten wir erwarten. Du hast ihn von den Toten zurückgeholt. Auch er hätte längst zu Staub zerfallen sein müssen. Stattdessen hörten die Narren auf deinen alten Freund. Nun, wir werden dafür sorgen, dass Feregor Let’weden verlässt.“
„Bist du endlich fertig? Du bist ebenso blind, wie es die Ältesten sind.“ Sie überlegte, ob es Sinn machen würde, den Kriegern zu erklären, was geschehen war. Obwohl sie den Ausgang ihrer Bemühungen ahnte, versuchte sie es wenigstens. Dabei ging es ihr hauptsächlich um die Sicherheit Feregors. Der hatte von den neuerlichen Anschuldigungen keine Ahnung.
Während sie den Männern die Augen öffnen wollte, griffen die abermals zu den Schwertern. Erneut unterlagen sie. Die Dreiundzwanzigjährige sah zu Cadar. Der schüttelte den Kopf. Die Magie der Taseres hatte die Wahrheit gezeigt. Hier gab es sie nicht, es würde nicht möglich sein.
„Ihr solltet gehen. Ich will nicht das Blut meines Volkes vergießen.“ Sie hätte sich ohrfeigen können. Die Männer hatten ihr gerade überdeutlich zu verstehen gegeben, dass die einstige Thronerbin eben nicht zu den Elben gehörte. Sofort wurde deren Wut wieder größer.
„Bitte, binde sie! Die Fesseln müssen aber fallen, sind wir weit genug entfernt, oder eine Gefahr nähert sich. Wird das gehen?“ Lewyn konnte an den Augen sehen, wie sehr die Unterlegenen nach einer Möglichkeit suchten, die Drei noch bezwingen, ihnen den Tod bringen zu können.
„Egal, was die Zukunft bringt, du wirst niemals in unser Volk gehören. Du bist keine von uns! Der Mensch in dir wird immer zum Verräter an uns werden. Du tätest gut daran, Let’weden nie wieder zu betreten. Dort wartet der Tod auf dich.“ Der Mann wollte noch etwas sagen, aber erschreckt verstummte er nun. Von der jungen Frau ausgehend erhob sich Wind. Schnell war er sehr stark geworden. Schließlich wurden die hasserfüllten Elben von ihm gegriffen und zu Boden geworfen. Angstgeweitete Augen starrten der Erbin der Macht entgegen. Sie hatte ihre Fähigkeiten zurück! Diese Nachricht würden die mittlerweile Gebundenen sicher mit zurück in ihre Lande nehmen.
Die Heimatlose saß bereits wieder zu Pferde. Ungewöhnlich hart trieb sie Bakla die Fersen in die Flanken. Sie wollte schnell weg von diesem Ort. Sie verfluchte sich dafür, dass es sie so sehr traf, sie dermaßen verletzte, dass weder Menschen noch Elben sie als zugehörig empfanden. Wenigstens Let’weden hätte ihr eine Heimat sein müssen. Dort wuchs sie auf.
Nördlich des Flusses Sanur trafen sie fünf Tage später auf die ersten Ausläufer des Ketragagebirges. Auf möglichst geradem Weg wollten sie es überqueren. In den Visionen der Verbannten hatte die frühe Sonne den Weg gewiesen. So ritt der kleine Trupp dem Morgen entgegen. Sanfte Täler zwischen langsam ansteigenden Bergen bescherten vorerst einen sehr angenehmen Weg. Aber auch hier ging es bald höher und steiler hinauf, nur um auf der anderen Seite wieder abfallen zu können. Die Drei versuchten dem Zusammenschluss zweier Berge zu folgen, da wo ihr Schnittpunkt die Talsohle bildete. Doch war die oftmals so schneebeladen, dass an ein Weiterkommen nicht zu denken war. An diesen Stellen mussten die Reiter den Weg in den Hängen suchen. Dort lag die weiße Pracht nicht ganz so hoch.
„Suchen wir einen Platz zum Rasten. Die Pferde sind erschöpft. Auch wir sollten darauf acht geben, unsere Kräfte nicht völlig aufzubrauchen.“
Soh’Hmil wies ein Stück bergan. Dort stand eine größere Gruppe von Büschen und Bäumen, unter denen man ein Lager aufschlagen konnte. Nach ein wenig weiterer Kletterei hatten sie den geschützten Platz erreicht. Schnell war der Schnee niedergetreten und die Decken aufgelegt.
„Lewyn? Komm zurück. Auch du brauchst Ruhe.“
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