Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
verfolgen.
„Himmel, so mach doch endlich die Augen auf!“ Die Männer waren verzweifelt. Sie versuchten seit Stunden die Gefährtin munter zu bekommen. Von ihr wollten sie erfahren, wo die Flammen des Lebens zu finden waren. Denn nur durch diese wäre auch sie zu retten. Sie waren bereits geheilt. Ashnorog hatte sie dem reinigenden Feuer übergeben, bevor er zu der Dreiundzwanzigjährigen geeilt war. Das war diesmal mit Hilfe der alten Magie geschehen, denn es galt, keine Zeit zu verlieren. Somit wussten weder Heerführer noch Mensch, wo sich die brennenden Inseln befanden. Und der Hüter der Sümpfe war nicht da. Als er mit der jungen Frau zurückgekehrt war, hatte er sich sogleich wieder verabschiedet. Soh’Hmil und der Renaorianer hatten festgestellt, dass das Reptil stark verletzt war und Zeichen von eingedrungener Dunkelheit aufwies. Ashnorog musste sich anstrengen, nicht auf die Männer loszugehen. Um nicht Unheil zu verbreiten, zog er sich sofort in das magische Zentrum der Ye’uschel zurück. Die Kraft, die Bewusstlose zudem mitnehmen zu können, fehlte ihm dabei. Er musste erst selbst Heilung erfahren, ehe er auch sie der uralten Magie seiner Heimat übergeben konnte.
„Nun wach doch endlich auf!“, ließ sich abermals die Stimme des Freundes vernehmen. Diesmal öffneten sich langsam ihre Augen. Freude darüber wollte aber bei niemandem aufkommen, sie waren schwarz.
„Wo im Himmel ist Ashnorog? Wenn er ihr nicht auf der Stelle hilft, ist sie verloren! Cadar, so tu doch etwas!“ In diesem Augenblick wollte Verzweiflung nach dem Heerführer greifen. Das Gift der Schlange, das Böse, hatte die Freundin anscheinend fest in seiner Gewalt. „Wehre dich, Lewyn! Du kannst die Finsternis auch heute zurückdrängen. Du musst stark sein, bitte!“
„Sage du mir nicht, was ich zu tun habe!“, donnerte sie den Elben an. „Ich weiß gar nicht, warum du so beängstigt bist. Mir geht es recht gut. Ich fühle mich stark. Wir sollten aufbrechen.“ Sie erhob sich. Dabei stützte sich die junge Frau auf dem Arm ab, an dessen Seite die Schulter verletzt war. Der stechende Schmerz brachte sie vorerst zurück. Gleichzeitig fühlte sie zudem wieder die furchtbare Schwäche. „Verzeih, ich weiß nicht, was in mich geraten ist.“
„Es ist das Gift deines Feindes. Es ist die Dunkelheit, die Zugang zu dir gefunden hat. Erinnerst du dich an Leranoth, als ich nach der Schlacht das Schwert gegen dich zog? Cadars Magie hatte mich ergriffen. Ich wusste nicht, was ich tat. Ähnlich ist es bei dir. – Du musst schnell den Weg zu den rettenden Flammen nehmen. Du bist sonst verloren. Nicht nur deine Augen sind schwarz.“ Vorsichtig hatte er nach ihrer rechten Hand gegriffen und hob diese an. Erschrocken blickte die Verletzte darauf und folgte mit dem Auge ihrem Arm bis zur Schulter. War die Hand nur von dünnen schwarzen Linien durchzogen, so nahmen die an Umfang zu, je näher sie der Wunde kamen. Die Schulter war völlig schwarz. Hastig versuchte sie die Rüstung vom Leib zu bekommen. Sie musste wissen, wie weit sie der Dunkelheit verfallen war.
„Dein Herz ist erreicht. Wir haben gerade nachgesehen. Wenn du nicht augenblicklich Heilung erfährst, war es das. Dann ist die Hoffnung verloren.“ Cadar nahm sacht ihre Hände in seine, um sie zur Ruhe zu zwingen. Sie aber sprang mit frischer Kraft versehen auf und warf den Mann zu Boden. Gleich darauf hatte sie das Schwert in der Hand und es in sein Fleisch gestoßen.
„Wie kannst du es wagen, mich zu berühren?! Mach das noch mal und du stirbst!“ Widerwillig nahm sie ihre Waffe von ihm. Yar’nael hatte sich gerade gegen seinen Gebrauch gewehrt. Feurig stechend war der Schmerz ihr in die Hand gefahren. Erschrocken ruhte das Auge der jungen Kriegerin auf dem silbernen Drachen. Die Klinge hatte ihr deutlich gemacht, dass sie dabei war, alles zu verlieren, dass sie nun tatsächlich im Begriff stand, die Seite zu wechseln.
Kurz darauf warf sie einen entsetzten Blick auf die recht stark blutende Wunde am Hals des vor ihr Liegenden. Verzweiflung lag nun auch in den Augen der heimatlosen Prinzessin.
„Dafür trage ich die Verantwortung“, meinte Cadar nach kurzem Schweigen schuldbewusst. „Hätte ich dich nicht früher so sehr in der Dunkelheit Morosads gefangen, könntest du dem finsteren Gift jetzt besser widerstehen. Erinnere dich daran, wie du es damals schaffen konntest, das Böse nicht siegen zu lassen. Erinnere dich deiner Aufgabe. Und dann lass uns endlich den
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