Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
uns?“ Der Elb bemerkte aber sofort, dass er irrte. „Natürlich, den hatten wir den Hexenmeistern zu verdanken. Sie haben dich erwartet.“
„Vielleicht folgten sie auch und konnten aus unserem Weg auf das Ziel schließen. Dann ist es ein Einfaches, aus dem Verborgenen zu kämpfen.“
„Wir glaubten doch, sie abgehängt zu haben. War es der Berg, als wir seinem dunklen Abgrund zu nah gerieten, der sie auf unsere Spur führte?“
„Ich nehme es an, mein Freund.“ Sie waren an zwei größeren und einem kleinen Pfad angelangt. Asnarins Enkelin wandte sich nach kurzer Pause letzterem zu. Es war ein äußerst niedriger und schmaler Tunnel. Doch das Gefühl sagte der Magierin, dass es der richtige Weg war. Als der nach kurzer Zeit endete, stand die kleine Gruppe im Freien. Es war eine Lichtung in einem lichtdurchfluteten Wald. Überall erblickten sie Tiere, die sich jedoch in keiner Weise von den Ankommenden stören ließen. Farbenprächtige Blumen und kräftiges Gras dienten vielen als Nahrungsquelle. Ein kleiner Bach durchschnitt den freien Platz an einer Seite. Gleich dahinter befand sich eine sonderbare Baumgruppe. Keines dieser Gewächse war geradewegs zum Himmel gewachsen. In einem Oval stehend neigten sie einander ihre Blätterkronen zu und verbanden sich dort, ineinander aufwärts strebend, zu einem dichten hohen Dach. Die Seiten wurden von Zweigen begrenzt. Große dicke Blätter sorgten hier ebenfalls an ausreichend Stellen für die Undurchlässigkeit von Wind und Regen. Dunkle gedrehte Säulen und Geflechte aus weißem Holz trennten die verschiedenen Räume voneinander. Das komplette Erscheinungsbild dieses Gebäudes erinnerte in seiner luftigen Art an den Baustil der Elben.
Die junge Frau war ziemlich verblüfft. Ihr fielen die alten Erzählungen von Umodis ein. Er sprach so oft von den alten Hexenmeistern. Die Wege zu den weisen Ratgebern und Helfern gerieten mit der Zeit in Vergessenheit. Die mehrfache Suche nach ihnen war bisher ohne Erfolg geblieben. So gingen die Elben davon aus, dass niemand mehr von ihnen am Leben war.
Lewyn war sich sicher, jetzt zumindest einen Zufluchtsort eines der hohen Weisen entdeckt zu haben. Ob der noch am Leben war, würden sie sicher schnell herausfinden.
„Ich spüre Leben. – Und Gefahr!“ Cadar war es diesmal, der nach drohendem Unheil suchte. Seine Tochter wollte gerade nach Schild und Drachenstein greifen. Die mussten sie schützen. Denn keiner von ihnen würde jetzt Magie gebrauchen können.
Alle drei entdeckten gleichzeitig den hochgewachsenen Mann, der gerade aus dem Dunkel der Bäume hervortrat. Ein Lächeln lag in dem Gesicht des Elben, das leicht von schwarzem Haar umspielt wurde. Seine Züge waren von nur wenigen Falten durchzogen. Freundlich blickten seine braunen Augen den Ankommenden entgegen.
„Tretet näher, seid willkommen und meine Gäste. Gefahrvoll war euer Weg hierher. Ihr solltet ruhen, bevor ihr ihn fortsetzt.“ Seine Augen ruhten lange auf der Dreiundzwanzigjährigen. Schließlich wurde sein Lächeln größer. „Der Schutzzauber meiner Lichtung ließ mich wissen, dass ihr reinen Herzens seid. Da ahnte ich aber noch nicht, dass es die Erbin der Macht ist, die endlich zu mir gefunden hat. Bitte, tretet doch näher.“ Beinahe ungeduldig winkte er die Gefährten zu sich. Während er sie sanft in Richtung seines Heimes drängte, sammelten sich immer mehr Tiere auf der sonnigen Lichtung. Manche streiften neugierig zwischen den Beinen der Gäste entlang, die kleineren wagten sich gar auf deren Schultern. Viele aber hatten Wurzeln, Beeren oder andere Früchte bei sich, die sie nun auf den Steinplatten vor dem Haus der Bäume ablegten.
„So habt Ihr auf mich gewartet?“ Seine Worte hatten die Kriegerin zu dieser Annahme verleitet. „Woher wusstet Ihr…?“
„Ich besitze die Gabe, manche Dinge sehen zu können, die erst noch geschehen werden. Die Visionen zeigten deine Ankunft. Allerdings erblickte ich dabei auch Regos in deiner Begleitung. Was hat meinen Nachfahren davon abgehalten, seiner Aufgabe an deiner Seite nachzukommen? Und bitte, lassen wir die Förmlichkeiten beiseite. Du bist eine größere Magierin, als ich je einer sein konnte.“
Die Halbelbin war völlig fassungslos. Sie bemerkte erst nach einigen Augenblicken, dass ihr der Mund offen stand.
„Sprach Whengra nie mit dir darüber, wer der zauberkundige Krieger an deiner Seite ist? Habt ihr euch gestärkt, möchte ich alles über ihn erfahren. Leider blieb es mir
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