Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Fluten und die darin lebenden Kreaturen wollten ihren Tod. Es gab auch hier die Büsche, die mit beinahe dolchgroßen Dornen bewehrt waren. Sie erwiesen sich wieder einmal als äußerst rege und begannen mit den dünnen, langen Zweigen nach ihren Opfern zu schlagen.
„Vorsicht. Die Stacheln sind nicht nur sehr groß, sie sind voller Gift. Andail hatte einst eine schmerzliche Begegnung mit ihnen. Er hätte gern darauf verzichtet. Überlebt hat er damals nur durch die unermüdliche Hilfe der Weisen. Darauf würden wir im Augenblick verzichten müssen.“
„Zurück in den Wald!“ Der Elb riss die Freundin aus ihren Gedanken und mit sich fort von dem schwarzen Fluss.
„Ich wünschte, wir hätten nicht auf die Pferde verzichten müssen. Sie hätten uns schnell aus der Gefahr tragen können.“
„Oder hinein. Solange wir in der Nähe des Kelreos sind, wird die Gefahr unser ständiger Begleiter sein.“ Wieder drängten sich der Kriegerin Bilder vergangener Tage auf. Damals waren außer Andail auch Eldilar und vor allem Regos bei ihr. Sie waren auf der Suche nach Gharr, den der schwarze Fluss hatte verbergen sollen. Aber die dunklen Höhlen hatten ihre Beute freigeben müssen, zu der auch Wersia gehörte. Die Drachen erfreuten sich längst alle wieder ihrer Freiheit.
„Vor allem wird der Fluss zum Verräter an dir werden.“
„Ich fürchte, das ist bereits geschehen. Wir waren zu nah. Der Feind wird dich abermals jagen Lewyn. Ist es denn nötig, weiter in seiner Nähe zu bleiben?“ Der Elb hatte erst zu Nirek gesehen, denn der hatte mit seiner Vermutung sicher Recht. Nun hoffte er, dass die Freundin einen anderen Weg finden würde.
„Da wir den schwarzen Fluss mit Hilfe des Berges unterwandern konnten, müssen wir nicht in seiner Reichweite bleiben. Wenden wir uns dem kommenden Pfad zu.“ Sie steckte endlich die Schwerter zurück, nahm dafür aber Therandil vom Rücken. Der gerade überstandene Angriff hatte gezeigt, dass der Gegner ihrer weiterhin habhaft werden wollte.
Im Laufschritt ging es die nächsten zwei Tage durch dicht gewachsenen Wald. Jeder noch so kleine Schatten, jedes noch so leise Geräusch erregte die Aufmerksamkeit der Freunde. Doch augenblicklich waren sie allein.
Als sie am dritten Tag durch lichteren Wald liefen, huschte gleichzeitig ein Lächeln über die Gesichter der beiden Männer aus dem Reiche Tondior. Aus der Geborgenheit hoher Bäume heraus kamen ihre Pferde auf sie zugelaufen.
„Wie ist das möglich? Wie kamen sie hierher? Du wusstest doch nicht, wo wir auf sie treffen können, konntest es ihnen nicht sagen. Wieder eure Magie?“ Nirek starrte noch immer auf die Tiere. Dann blickte er zu der Gefährtin. Die drehte sich im Kreis, Therandil gespannt in ihren Händen. Der Elb hatte ebenfalls seinen Bogen kampfbereit gegriffen. Sofort verschwand die Freude der Menschen. Sie zogen ihre Waffen.
„Eine Falle?“ Ganz leise kam die Frage Nireks, des jüngeren der beiden Freunde aus Gitala.
„Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir nicht erklären, wie uns die Pferde finden konnten. Wir waren wochenlang getrennt von ihnen. Sie konnten keiner Spur folgen.“ Sich von Baum zu Baum bewegend, näherte sich die junge Frau immer weiter der Stelle, von der die Hengste gekommen waren.
„Was tut sie denn?! Wenn das ein Hinterhalt ist, rennt sie geradewegs hinein! – Wo ist sie hin? Ich kann Lewyn nirgends mehr entdecken.“ Therani wollte gerade hinterher. Da legte der Heerführer beruhigend die Hand auf seinen Arm. Darauf achtend, dass sein Blick von niemandem gesehen werden konnte, richtete er ihn schließlich in die Bäume. Der Freund hatte verstanden. Ruhig abwartend beobachteten sie das weitere Geschehen. Das allerdings war von Untätigkeit geprägt. Langsam begannen die Gefährten, sich doch Sorgen zu machen. Dunkelheit war in den Wäldern eingekehrt und von der Verschollenen gab es keinerlei Spuren.
Ein Zweig bewegte sich leicht, trotz der Windstille. Kam ein Feind oder war es die Kriegerin? Doch die stand bereits bei ihnen und schaute nun ebenfalls gespannt zu dem Busch. Dann war sie abermals verschwunden. Sie hatte Soh’Hmil bedeutet, weiter an dieser Stelle zu warten. Hier würden sie wieder aufeinander treffen.
Die Stunden zogen quälend langsam vorüber. Ungeduld machte sich erneut bei den Gitalanern breit. Sie hatten Angst um die Freundin, die allerdings unbegründet war. Mit Erwachen des Tages war sie endlich zurück.
„Entweder habe ich zu sehen verlernt, oder mein
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