Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Meinung sollte für dich nicht von Belang sein. Öffne die Augen, Lewyn. Dann wirst du erkennen können, wie viele dich lieben, ihre Hoffnung in dich setzen, dich willkommen heißen – bei den Menschen und natürlich erst recht bei uns.“
„Als ich Leranoth gestern betrat, konntest du nicht spüren, wie die Angst mir entgegenstarrte?“
„Es war keine Furcht, es war Scham. Dein Volk, das der Elben, hat dich im Stich gelassen, als du seine Unterstützung benötigt hättest. Gib ihnen Zeit. Du wirst sehen, sie brauchen ihre Thronerbin nicht nur im Kampf gegen die Dunkelheit. Sie verlangen auch nach ihrer Anwesenheit in Zeiten des Friedens.“
„Die Zukunft wird zeigen, ob es Hoffnung ist, die dich das sagen lässt.“ Da die Sonne schon ziemlich hoch stand und am Abend in der Stadt der Könige gefeiert werden sollte, beschloss Lewyn, sich noch ein wenig in ihre Gemächer zurückzuziehen. Sie war schon fast durch die Tür, als Feregor noch etwas einfiel.
„Als du Leranoth verlassen musstest, führte dich dein erster Weg nach Brahadel. Soh’Hmil berichtete von seiner völligen Zerstörung. Werden wir dorthin zurückkehren können?“
„Nicht, so lange die Dunkelheit so viel Macht hat. Es ist nicht das Feuer des Drachen, was eine schnelle Rückkehr verhindert. Der eine Dunkle hat einen seiner starken Wächter dorthin entsandt. Wir spürten ihn beinah zu spät. Es war Cadar, der uns zum raschen Aufbruch drängte. Sonst würden wir jetzt kaum dieses Gespräch führen. – Feregor, ich werde diese Schöpfung vernichten, so dass ihr in euer Tal zurückkehren könnt. Ich werde helfen, es wieder zu dem zu machen, was es einst war. Zuvor aber muss ich mich dem schlafenden Berg widmen. Er ist für uns gefahrvoller als Brahadel.“
„Noch zwei Fragen: Die Gräber im Fels, haben sie Bestand? Was wurde aus unseren Toten?“
„Da ist nichts mehr. Was nicht durch das Drachenfeuer sein Ende fand, wurde von der Finsternis vernichtet.“
„Diese Gräber waren durch einen starken Zauber geschützt.“
„Das war ganz Brahadel, dennoch fiel es. Ich weiß, wie gerne ihr wieder in eurem Tal verweilen möchtet. Aber bitte verstehe, wenn ich das Böse dort noch nicht bekämpfen kann. Es ist nicht fehlende Stärke, die mich daran hindert. Es ist vielmehr die Botschaft an den Gegner, dass ich nun bereit für den letzten Kampf bin. Was möchtest du noch wissen?“ Seit geraumer Zeit standen der Weise und sein einstiger Schützling auf der Terrasse vor ihren Gemächern. Schon so oft hatten sie an dieser Stelle Gespräche geführt, die für keine anderen Ohren bestimmt waren. So auch jetzt. Der ältere Freund und Ratgeber hatte sich mit den Händen auf der Brüstung abgestützt. Leicht nach vorn gelehnt, mit durchgedrückten Armen blickte er der Sonne entgegen. Dann atmete er tief ein. „Natürlich. Du würdest den schlafenden Berg kaum überraschen können, würdest du erst Brahadel aufsuchen. Diese Schöpfung würde dir sicher auflauern, eine Falle stellen. Der Kampf gegen ihn, was wird er dir abverlangen? Wir hörten, wie du den Feuerdolch errungen hast. Wir hörten, dass dir diese Begegnung aber noch mehr abfordern wird. Was sagte der blinde Seher? Vertraue es mir an. Deine Worte werden weiter niemanden erreichen.“
„Ich weiß. Aber es gibt nicht viel zu sagen. Er sprach einzig davon, dass ich viel wagen muss, wenn ich siegreich bestehen will. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Das Einzige, was mir der Hüter der Andaanas verriet, war die Region, in der ich dem Bösen begegnen werde. Dem südwestlichen Ende des Feuerwaldes muss ich mich zuwenden.“
„Der Daras’enwa?! Dort treibt die Dunkelheit schon so lange ihr Unwesen. Wir Elben haben es in den vergangenen Zeitaltern nicht geschafft, diese Lande dem Bösen wieder zu entreißen.“
„Ich habe es einst gesehen. Kein Leben gibt es dort.“
„Nur finstere Geschöpfe. Ihr hattet auf eurer Reise zu den Dham’hergh bereits ein Zusammentreffen mit einer solchen Kreatur. Wer sagt, dass dieser Trogk das einzig niederträchtige Wesen im Feuerwald war? Vielleicht gibt es dort noch mehr und gemeinere Kreaturen.“
„Eine mit Sicherheit. Die gilt es zu vernichten.“
„Wann wirst du aufbrechen?“
„Ich werde während der Feierlichkeiten zu Ehren unserer Gefallenen anwesend sein. Danach führt mich mein Weg in die dunklen Lande.“
„Du solltest wenigstens noch einen Tag verweilen. Du wirst alle Kraft benötigen, die dir zur Verfügung steht. Die wirst du
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