Lex Warren E-Book
unentdeckt bleiben. Wir sollten den Weg zwischen den Scheunen entlang nehmen und sehen, ob wir uns in die nahen Berge schlagen können.“
Miles nickte, doch Benahra entging nicht, dass er schwer atmete. Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Du fieberst wieder. Wirst du es schaffen, die Hänge hinauf zu klettern?“
„Ja.“ Miles versuchte ein Lächeln.
Sie schlugen sich bis zu den steileren Bergen durch und machten erst Rast, als sie den Eingang einer Höhle entdeckt hatten. Miles setzte sich auf den steinigen Boden und betrachtete sein Hemd. Der Kratzer, der durch den zerrissenen Stoff zu sehen war, hatte sich entzündet. Benahra hockte sich neben ihn und begann damit, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Miles hielt ihre Hand fest.
„Ich will meine Kleidung anbehalten. Ich will nicht mehr nackt sein müssen.“
Sie betrachtete ihn und stellte überrascht fest, dass sein Blick trotz seiner eindringlichen Worte abwesend war. Seine Hand drückte fest zu, ein Knochen ihrer Finger knackte.
„Ich wollte dir nur helfen … deine Wunde ansehen. Du brauchst nicht mehr nackt zu sein, wenn du es nicht willst. Du bist kein Gefangener mehr. Das wirst du nie wieder sein, Miles. Nicht, solange ich es verhindern kann.“
Er ließ ihre Hand los. „Tut mir leid, Benahra. Ich war … keine Ahnung.“
„Ist nicht schlimm. Ich werde mal schauen, ob ich in der Nähe etwas finde, das wir auf die Wunde legen können. Unten fließt ein Bach. Ich werde uns auch Wasser besorgen. Ruh dich solange aus.“ Sie wollte gehen, als er sie abermals festhielt. „Was hast du wegen Tamal herausgefunden?“
Benahra zögerte. „Er gehört einer Dolexidin in einem Dorf mit dem Namen Zoganth. Es liegt ungefähr einen halben Tagesmarsch in südliche Richtung.“
„Lass uns dahin aufbrechen.“
„Erst wirst du dich ausruhen. Wir gehen in einer Stunde weiter. Das verspreche ich dir. Schließe solange die Augen.“ Ihr Versprechen beruhigte ihn und er kam ihrem Wunsch nach.
*
„Sollen wir uns auf den Weg machen?«, fragte Benahra zur vereinbarten Zeit. Miles nickte entschieden. Sie stellte fest, dass er kräftiger wirkte. Benahra hoffte, dass der Eindruck nicht bloß täuschte. Gemeinsam überwanden sie die scharfkantigen Felsen, die wie Vorboten des Unglücks Wunden in ihre Handflächen schlugen. Benahra blickte nach Süden, die Schönheit ihres Planeten zeigte sich auf wundervolle und zugleich beängstigende Weise. Ein Schwarm Vögel zog am Himmel dahin, um dann niederzustürzen und Nagetiere, die so dumm gewesen waren, wegen des sonnigen Tages auf Deckung zu verzichten, von den glatten Felsen zu picken.
„Wie weit ist es noch bis nach Zoganth?“, fragte Miles, nachdem sie beinahe schweigend eine große Strecke zurückgelegt hatten.
Benahra blieb stehen und musterte ihn. Auf seiner Stirn stand der Schweiß. „Ich weiß es nicht. Noch ein oder zwei Stunden.“ Sie seufzte. „Ich hasse Welten ohne Shuttles und Transportersysteme. Ich bin nicht gemacht für ein Leben auf Dolex.“
Miles zog verächtlich die Nase hoch. „Ich hoffe, fehlende Shuttles und automatisierte Züge sind nicht die einzigen Gründe, warum du zu dem Schluss kommst.“
Benahra betrachtete ihren attraktiven Weggefährten. Sie verstand, warum es zwischen ihm und Lex auf Yaga so schnell zu einer heißen Affäre gekommen war.
„Ich bin schon zu dem Schluss gekommen, als ich noch auf der Erde war. Ich lehnte Dolex ab, weil mir die Strukturen und Machtgefüge nicht gefallen. Ich hasse die Versklavung von Lebewesen, egal ob männlich oder weiblich. Ich wollte auf der Erde eingebürgert werden, um nie wieder hierher kommen zu müssen, wie die Gesetze es verlangen, solange ich Dolexidin bin. Aber um das zu erreichen, brauchte ich Geld! Wie hätte ich ahnen sollen, dass eben dieser Auftrag es sein würde, der mich auf meinen Heimatplaneten zurückkatapultiert? Für mich ist es die gleiche Falle wie für dich. Ich will hier weg, und kann es nicht.“
„Ich weiß. Es tut mir leid. Ich bin so voller … Hass. Vielleicht kann er besänftigt werden, wenn wir Tamal finden. Vielleicht können wir wenigstens ihn retten, wenn wir uns selbst nicht retten können. Er wird ein Leben in Freiheit führen können. Solange es hier eben währt.“
„So wie wir“, bestätigte Benahra und lächelte leicht. Sie hoffte, Miles damit Mut zu machen.
Er nickte. „Noch ein oder zwei Stunden bis zu dem Dorf? Das schaffen wir locker“, witzelte er und setzte seinen Weg leicht
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