Lex Warren E-Book
stellte die Tasse behutsam auf den Tisch.
„Warum fragst du mich das? Glaubst du immer noch, ich würde dir nur was vormachen?“
Er blickte ihr in die Augen. „Torlat sieht mich als Konkurrenten. Er befürchtet, ich könnte es dir besser besorgen, als er selbst.“
Benahra hob eine Augenbraue. „Also bist du dafür, dass wir ihm sagen, dass du schwul bist?“
„Auf keinen Fall! Ich denke, er würde es deiner Mutter sagen, und ich habe keine Ahnung, was dann passiert.“
„Das wäre mit Sicherheit nichts Gutes.“
„Soll er halt glauben, ich sei sein Konkurrent. Die Frage ist, wie lange das gut gehen kann. Ich gebe zu, dass es hier weit angenehmer als in dem Gefangenenlager ist, aber es ist kein Leben … nicht für mich.“
Benahra betrachtete ihn und seufzte. „Ich weiß. Ich werde versuchen, Lex zu erreichen. Du sagtest, er hat versucht, hierher zu gelangen. Vielleicht könnte er es noch mal versuchen und ...“
„Sie werden ihn abschießen, sobald er in die Umlaufbahn eintritt. Sie haben schon mal auf ihn geschossen. Er hatte Glück, da lebend rausgekommen zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass er durch seine Aktion den interstellaren Frieden gefährdet hat.“
Benahra starrte Miles an und wurde blass. „Hat man Haftbefehl gegen ihn erlassen?“
„Nein. Ich habe die Schuld auf mich genommen, indem ich aussagte, ich hätte sein Shuttle für einen Flug nach Dolex entwendet.“
„ Das hat Lex zugelassen? Er war damit einverstanden, dass du den Sündenbock für ihn spielst?“
„Ihm blieb gar keine Wahl. Ich denke, er erfuhr davon erst, als ich längst abtransportiert worden war. Außerdem hatte ich tatsächlich versucht, Kontakt mit Dolex aufzunehmen. Ich war euren Leuten bereits ein Dorn im Auge, weil ich einen Dolexiden auf Yaga versteckt hatte.“
„Ich erinnere mich, dass du von ihm erzählt hast. Du sagtest, er sei tot? Zu Tode gequält? Woher weißt du das?“
Miles lächelte bitter. „Ich weiß es gar nicht.“ Seine Miene wurde grimmig. „Er war ein Schwuler, der ein freies Leben führen wollte. Er wollte es auf Yaga tun. Und er tat es … mit mir. Wir waren glücklich. Wenn wir uns liebten, küsste er mich wie verrückt. Jedes Mal, nachdem er seinen Höhepunkt erreicht hatte, hielt er mich fest umschlungen und nahm mir das Versprechen ab, ihn nie loszulassen. Ich hielt ihn ebenfalls umklammert und wusste, dass dieser grünhäutige Mann der einzige war, den ich je im Leben gewollt hatte. Wie durch ein Wunder war er ein Teil meines Lebens geworden. Es war anstrengend, ihn auf Yaga zu verstecken. Oftmals mussten wir so tun, als seien wir Fremde füreinander. Ich malte ihm mit schwarzer Farbe die Male der Ow'luz auf, damit man ihn nicht als Dolexiden erkannte. Zu groß war die Angst, dass man entdecken könnte, wer er wirklich war. So unterschiedlich die Besucher auf Yaga sein mögen, von deinem Volk erhalten wir nie Besuch. Eure Männer sind zu sehr damit beschäftigt, euch zufriedenzustellen, um in sich hineinzuhorchen. Ich wette, dass Tamal nicht der einzige schwule Dolexide ist. Aber das ist in eurem System natürlich nicht vorgesehen.“ Miles unterbrach sich, als er merkte, dass er zu laut geworden war.
„Was ist mit ihm passiert?“
„Man hatte herausgefunden, wohin er geflüchtet war. Ein getarnter Dolexide wurde geschickt, um ihn ausfindig zu machen. Ich weiß nicht, wie lange er dazu brauchte, aber er fand uns. Ich wollte nicht, dass Tamal mit ihm geht. Ich hätte getötet … notfalls uns selbst, um ihn diesem Schicksal nicht mehr auszusetzen. Er war wie ausgewechselt. Zuvor hatte er seinen Heimatplaneten mehr als alles andere gehasst. Die Veränderung war seltsam. Der andere zog ihn an sich und blickte ihm in die Augen. Einen Moment lang dachte ich, sie würden sich küssen. Das war Unsinn, aber zwischen ihnen ist etwas passiert. Danach wollte Tamal seinem Häscher folgen, um auf Dolex zu dienen, wie es seine Aufgabe sei. All die Folterungen durch seine Familie, all die drohende Gewalt und Versklavung schienen plötzlich sein Wunsch zu sein.“
Benahras Hände zitterten. „So war es auch bei mir … ich erinnere mich. Als Torlat mich zum ersten Mal intensiv ansah … nein, als ich ihn roch, legte sich ein Schleier über meine Erinnerungen. Ich war wieder eine Dolexidin. Dass ich jahrelang auf der Erde geblieben war, nachdem ich meinen Dienst als Botschafterin beendet hatte, kam mir falsch vor. Es erschien mir wie ein Frevel, so viel Kontakt mit Lex gehabt zu haben.
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