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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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naturnahe Mischwälder, in denen alle Altersklassen von Bäumen wachsen, wesentlich widerstandsfähiger gegen Umweltbelastungen und Stürme sind. Als der Orkan »Wiebke« 1990 die gleichaltrigen Fichten und Kiefern der Holzplantagen umblies, blieben die artenreichen Dauerwälder stehen. Die meisten Bundesländer haben das Leitbild einer naturnahen Forstwirtschaft mittlerweile in ihre Waldbauprogramme aufgenommen. Auch die Bundesregierung unterstützt dieses Ziel. 11 Etwa 40 private Waldbesitzer in Deutschland bewirtschaften ihre Forste schon seit vielen Jahrzehnten nach naturgemäßen Prinzipien. Ihre Methode hat sich wirtschaftlich und ökologisch bewährt. 12
      
    1 GSF-Forschungszentrum, Patient Wald, November 1996. 2 Der Spiegel Nr. 50/1996. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. 10. 1997. 4 Naturwissenschaftliche Rundschau Nr. 11/1994. 5 Die Zeit vom 3. 12. 1993. 6 GSF-Forschungszentrum, Patient Wald, November 1996. 7 Die Woche vom 22. 11. 1996. 8 Umweltbundesamt, Daten zur Umwelt, 1997. 9 ebd. 10 GSF-Forschungszentrum, Patient Wald, November 1996. 11 Waldbericht der Bundesregierung, August 1997. 12 Der Spiegel Nr. 48/1994.

»Großflächige Waldschäden gab es früher nicht«
      
    Wenn Wälder plötzlich dahinsiechen und absterben, kann das viele Ursachen haben. Einige davon sind natürlich: Der alte Wald macht den nachwachsenden Jungbäumen Platz. Wenn er nicht durch Sturm, Feuer oder Dürre zugrunde geht, geben ihm Pilzerkrankungen oder Borkenkäfer den Rest. Im 18. Jahrhundert vernichteten Borkenkäfer im Harz 30000 Hektar Wald. 1 Im Tagebuch des Zisterzienserabtes vom niederbayerischen Aldersbach (1779-1797) finden sich folgende Eintragungen: »Die Bäume scheinen von einer Krankheit befallen zu sein und einzugehen ... die Krankheit dehnt sich aus und greift auf weitere Bäume über ... Möge doch der Himmel dieses große Unglück von uns wenden. Forstsachverständige halten eine Art fliegenden Wurm für die Ursache dieser Holzkrankheit.«
    Wo Menschen Braunkohle verbrannten, etwa zur Metallgewinnung oder zum Eindampfen von Sole, starben bereits in früheren Jahrhunderten ganze Wälder am Schwefelrauch. Solche Ereignisse häuften sich dramatisch in der Zeit des Frühkapitalismus. In der Umgebung von Hüttenwerken zerstörte schwefelhaltiges Rauchgas die Vegetation. 2 Im Jahre 1840 wurde an der Forstakademie im sächsischen Tharandt ein chemisches Institut eingerichtet, das den Auftrag bekam, »Ursachen und Zusammenhänge der verheerenden Waldschäden im sächsischen Industrie- und Braunkohlegebiet« zu klären. 3
    In einem über 100 Jahre alten Buch über »Beschädigung der Vegetation durch Rauch« heißt es, daß im Harz über 4300 Hektar Wald durch »Rösten der Erze« belastet seien, davon 358 Hektar bereits völlig vernichtet. 4 Im Jahre 1913 berichtete der Zentrumsabgeordnete Graf Spee im Reichstag über eine Industrieregion in Westfalen: »Ich bin einmal zufällig da durchgekommen; früher war das ein wunderschönes Hügelland, und heute wächst auf den ganzen Bergen und Hängen nicht einmal mehr ein Grashalm, kein Strauch, kein Baum, es ist alles vollständig weg, und das infolge der Dämpfe solcher Fabriken.« 5
    Die Sudetendeutsche Forst- und Jagdzeitung schrieb 1928 von einem »massenhaften Sterben der Tannen«, das 1875 in Sachsen begonnen und sich zunächst in Deutschland, dann auf West-, Süd- und Nordeuropa ausgebreitet habe. Die Tanne werde in wenigen Jahrzehnten aus den Wäldern verschwunden sein, hieß es damals.
    Abgase aus Fabrikschloten und rätselhafte Krankheiten waren nur zwei Faktoren, die zur Abnahme des Waldes beitrugen. Seit der Antike beuteten Menschen die Wälder aus, doch erst im 14. Jahrhundert gab es erste nennenswerte Wiederaufforstungen. 6 Landschaften, die heute für ihre Schönheit gepriesen werden, sind das Ergebnis großflächiger, ökologisch rücksichtsloser Abholzungen. Das romantische Arkadien, die Felslandschaft des Peleponnes, entstand aus rabiater Naturzerstörung. Kahlschlag für den Schiffsbau in Kombination mit einer intensiven Landwirtschaft, die die Böden auslaugte, schufen die typischen trockenen Buschlandschaften des Mittelmeerraumes.
    Auch in Zentraleuropa waren die Wälder jahrhundertelang zum Ausplündern freigegeben. Bauern trieben ihr Vieh hinein, damit es Eicheln, Bucheckern und andere Waldfrüchte fressen konnte, und holten das Laub als Einstreu heraus. Die wachsenden Städte brauchten ständig Bauholz. Holzkohle und Holz waren die

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