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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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allerdings auch schon in der Vergangenheit vorkamen, sogar in vorindustriellen Zeiten. Besonders schlimm betroffen sind die Nadelwälder an den windexponierten Westseiten der Gebirge. Auf ganzen Hängen in den Hochlagen des Erz- und des Fichtelgebirges, des Harzes und der Alpen sind die Bäume abgestorben. Das Europäische Forstinstitut (EFI) gibt an, daß drei bis fünf Prozent der Wälder von solchen Schäden betroffen sind. 6 Seit einigen Jahren kommt es auch immer wieder in verschiedenen Regionen zu einem Absterben von Eichen und Buchen. Wissenschaftler konnten als Ursache dafür eine Feinwurzelfäule ermitteln, die von Pilzen der Gattung Phytophthora hervorgerufen wird. 7
    Die meisten Bilder, die heute noch zu den immer wiederkehrenden Waldalarm-Artikeln gedruckt werden, zeigen extrem geschädigte Standorte, wie im Erzgebirge, wo die Rauchschwaden veralteter Tschechischer Kraftwerke schlimme Verwüstungen anrichten. Oder sie zeigen Waldverluste, die auf das Konto des Orkans »Wiebke« gehen, der in der Nacht des 1. März 1990 zirka 120 Millionen Waldbäume umgerissen hat (beispielsweise im »Spiegel« in Heft 47/1995, doch dort wurde »Wiebke« nicht erwähnt).
    Professor Bernhard Ullrich, Nestor der Waldschadensforschung und einer der frühen Warner vor einem drohenden Waldsterben, bezeichnete die Waldsterbensdiskussion 1996 als »Erfolgsgeschichte«, denn die Warnungen haben zu einer drastischen Reduzierung von Luftschadstoffen geführt. Die Emission von Schwefeldioxid, das den sauren Regen verursacht, wurde auf weniger als ein Drittel reduziert. Auf die Frage, warum diese Erfolge nicht an die Öffentlichkeit drangen, sagte Ullrich: »Da müssen wir Wissenschaftler uns einen gewissen Vorwurf machen, ... wir sind nicht in dem Maß an die Öffentlichkeit gegangen wie Anfang der achtziger Jahre mit umgekehrten Vorzeichen. Das war ein Fehler.« 8
    Ein Teil der Umweltverbände hat die erfreuliche Entwicklung stillschweigend zur Kenntnis genommen. So taucht in einer Presseerklärung des BUND (vom 20.11.1997) zum Thema Wald, das Wort »Waldsterben« nicht mehr auf. Es ist nur noch von »Waldschäden auf hohem Niveau« die Rede. Das hohe Niveau wird aus dem Waldzustandsbericht gefolgert, den das Landwirtschaftsministerium jeden Herbst vorlegt. Demnach sind 20 Prozent der Bäume in Deutschland deutlich geschädigt. 9
    Seit 1984 gibt der Bericht die jährliche Schadenserfassung der Landesforstverwaltungen wieder. Dabei registrieren die Förster Dichte und die Vergilbung von Laub und Nadeln. Der Zustand der Baumkronen wird mit einem als gesund eingestuften Normalbaum verglichen und in eine Tabelle eingetragen. Diese hat eine Einteilung von null (ohne Schadensmerkmale) bis vier (abgestorben). Ab 25 Prozent Kronenverlichtung gelten Bäume als deutlich geschädigt.
    Doch viele Wissenschaftler kritisieren diese Methode. So schreibt der Botaniker Professor Otto Kandier: »Unter ganz normalen Bedingungen variiert die Kronendichte in Abhängigkeit von Witterung, Standort und Art des Bodens bei Nadelbäumen um das Drei- und bei Laubbäumen um das Vierfache. Ein Wald an ungünstigem Standort kann also im Vergleich zu einem auf gutem Boden bis zu 66 Prozent weniger Nadeln respektive bis zu 75 Prozent weniger Laub tragen.« 10
    Selbst bei Verlusten von 70 Prozent - etwa in besonders trockenen Jahren - können sich Bäume wieder vollkommen erholen. Helmut Schulz, Leiter des Referates »Ökologie und Grundsatzfragen der Umweltforschung« im Forschungsministerium, hält die Methodik der Waldschadensinventur seiner Kollegen vom Landwirtschaftministerium für äußerst fragwürdig. Er sagt: »Eine Ableitung von Waldschäden aus der Erhebung des Kronenzustands ist nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht möglich.« 11
      
    1 Waldbericht der Bundesregierung, August 1997. 2 H. Spiecker u. a. (Hrsg.), Growth Trends in European Forests, 1996. 3 Wissenschaftspressekonferenz, Hintergrundpapier, 26. 11. 1996. 4 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 7. 1996. 5 Waldbericht der Bundesregierung, August 1997. 6 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 31. 8. 1996. 7 Wissenschaftspressekonferenz, Hintergrundpapier, 26. 11. 1996. 8 Die Woche vom 22. 11. 1996. 9 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. 12. 1997. 10 Geo Nr. 10/1995. 11 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. 10. 1997.

»Saurer Regen zerstört die Wälder«
      
    Seit Beginn des Waldalarms Anfang der achtziger Jahre ließ die Bundesregierung 313 Millionen Mark in die

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