Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Herkunft des Erdöls, dann ist auch Plastik ein Holzprodukt. Die Beton-Industrie wirbt mit dem Slogan: »Es kommt drauf an, was man daraus macht.« Vielleicht ist das gar nicht so dumm.
»Kunststoffe sind umweltschädlich«
Die romantische Sicht, daß natürliche Materialien grundsätzlich umweltfreundlicher sind als synthetische, gehört zu den besonders hartnäckigen Mythen. Sicherlich finden die meisten Menschen eine Segeljacht aus Teakholz schöner als eine aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Doch ein Holzboot muß mit umweltschädlichen Lacken und Lasuren vor Fäulnis, Algen und Muscheln geschützt werden.
Kunststoffe - oder »Plastik«, wie der Volksmund sagt -, sind allgegenwärtig und verrichten zuverlässig und unauffällig ihren Dienst. In vielen Produkten, vom Wasserrohr bis zum Straßenbahnsitz, spart Plastik Energie und Rohstoffe, weil es wenig Gewicht, Langlebigkeit und gute Isoliereigenschaften mitbringt. Oftmals ist es anderen Materialien, wie Holz oder Metallen, sogar ökologisch überlegen. Kunststoffe dienen zur Wärmedämmung und helfen bei der Altbausanierung. Durch wärmespeichernde Glasbeschichtungen verbindet sich lichte Architektur mit ökologischer Effizienz. Kunststoffe ersetzen schweren Stahl und energieverzehrendes Aluminium und dämpfen Geräusche. [Grafik siehe unten]
Leichte und ökologisch verträglichere Verkehrsmittel werden durch Kunststoffe ebenso möglich wie leichtere Batterien. Allein in Deutschland senkt der Kunststoffanteil in Autos den Kraftstoffverbrauch pro Jahr um zirka 4,4 Milliarden Liter. 1 Kunststoffe schützen Metalle vor Korrosion und sorgen für langlebigere Produkte. Alternative Energien, wie Sonne und Windkraft, werden dank moderner Materialien erschlossen. Solarzellen bauen ebenso auf synthetische Werkstoffe wie Sonnenkollektoren oder Windkraftrotoren. Aber natürlich ist Plastik nicht grundsätzlich besser als Holz oder Metall. In vielen Produkten ist nach wie vor der Einsatz von Naturmaterialien sinnvoller, wir sollten nur kein Dogma daraus machen.
Kunststoffe werden aus Erdöl hergestellt. Ist das Ressourcenverschwendung? Nein, denn in Deutschland werden über 90 Prozent des Rohöls nicht zu Plastikprodukten verarbeitet, sondern in Motoren und Öfen verfeuert - und das oftmals mit extrem schlechtem Wirkungsgrad. 2
Einsatzgebiete von Kunststoffen in Deutschland
Die meisten Kunststoffe werden für langlebige Produkte verwendet. Beim Kunststoffmüll ist jedoch die Langlebigkeit genau das Problem. Anders als beispielsweise Pappe bleibt er für lange Zeit in der Natur, wenn er unsachgemäß »entsorgt« wird. (Quelle: Verband der Kunststofferzeugenden Industrie, 1997)
Der große Vorteil vieler Kunststoffe, ihre Langlebigkeit, ist gleichzeitig ihr größter Nachteil. Das sticht ins Auge, wenn am Urlaubsstrand alte Plastikflaschen, Kanister und Tüten angespült werden. Dies ist nicht nur ein ästhetisches Problem: Tausende von Wildtieren verenden jedes Jahr an dem unverrottbaren Zivilisationsmüll. Meeresschildkröten und Wale halten im Wasser schwebende Plastikbeutel für Quallen und verstopfen sich damit den Magen. Delphine und Seevögel verfangen sich in ausrangierten Fischernetzen und ertrinken. Robben strangulieren sich an weggeworfenen Nylonschnüren. Vögel ersticken, weil sie ihren Kopf durch die Plastikringe von Sixpack-Haltern stecken. Andere bauen Plastikfetzen in ihre Nester ein. Die Folge: Regenwasser läuft nicht mehr ab und die Jungen sterben auf der nassen Unterlage an Erkältung.
Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, die nach ein paar Wochen von Bakterien zersetzt werden, könnten solche schlimmen ökologischen Folgen teilweise verhindern. Diese Kunststoffe aus Zuckerrüben und anderen Pflanzen haben das Erprobungsstadium hinter sich und werden bereits von großen Chemiekonzernen hergestellt. 3
1 Anzeige des Verbands der Kunststofferzeugenden Industrie (VKE) in der Frankfurter Aligemeinen Zeitung vom 15. 9. 1997 2 Frankfurter Rundschau vom 31. 5. 1994. 3 Der Spiegel Nr. 8/1998.
»PVC ist ein gefährliches Material«
»PVC enthält mittlerweile mehr Symbolik als Gift«, überschrieb die Wochenzeitung »Die Zeit« einen Bericht zum Stand der PVC-Diskussion. 1 Die drei Buchstaben PVC stehen heute stellvertretend für die ungeliebte Chlorchemie. Chlor ist in der Natur zum Beispiel als Bestandteil von Stein- und Meersalz weitverbreitet. In den Retorten der Chemieindustrie
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