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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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Interessenverband der Düngemittel- und Pestizidhersteller) malt diesen Teufel gern an die Wand: Ohne Agrarchemie müßten schon heute 35 Millionen Quadratkilometer Land zusätzlich unter den Pflug genommen werden. Der Agrarwissenschaftler Dennis T. Avery vom Hudson Institute hält die konventionelle Landwirtschaft wegen ihres geringeren Flächenbedarfs sogar für ökologisch überlegen. Eine komplette Umstellung auf Biolandbau in Nordamerika, schreibt er, wäre nur auf Kosten von mehreren Millionen Quadratkilometern Wildnis möglich. 10
      
    1 H. Willer (Hrsg.), Ökologischer Landbau in Europa, 1998. 2 Umweltbundesamt, Nachhaltiges Deutschland, 1997. 3 Die Welt vom 4. 7. 1997. 4 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. 2. 1997. 5 Wochenpost vom 16. 2. 1995. 6 Der Spiegel Nr. 36/1996. 7 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. 2. 1998. 8 Die Zeit vom 12. 9. 1997. 9 Berliner Zeitung vom 25. 6. 1997. 10 R. Bailey (Hrsg.), The True State of the Planet, 1995.

Luft und Wasser
      
    Oft gehört, gern geglaubt
      
    »Die Luftverschmutzung nimmt zu“
    »Luftverschmutzung gab es früher nicht“
    »An der Luftverschmutzung ist vor allem die Industrie schuld“
    »Der Mensch ist der größte Luftverschmutzer“
    »Flüsse und Seen verdrecken immer mehr“
    »Wir müssen Wasser sparen“
    »Überschwemmungen sind eine Folge der Bodenversiegelung“
    »Das Meer wird immer schmutziger“
    »Die große Ölkatastrophe vor Alaska hat die Küste dort für immer zerstört“
    »Das Versenken der Ölplattform ›Brent Spar‹ hätte dem Meeresleben geschadet“
    »Klimaerwärmung läßt weltweit die Korallen absterben“
    »Die Überfischung der Meere rottet Fische aus«
      
    Perspektiven

Oft gehört, gern geglaubt
      
    Wenn es an konkreten Bildern mangelt, greifen Redakteure gern in die Symbolkiste. Unter »Umwelt« sind dort drei Fotos abgelegt, die irgendwie immer passen: ein Mensch mit Gasmaske, ein verölter Kormoran und ein toter Fisch. Die drei Wahrzeichen der Apokalypse müssen herhalten, wenn's ums Allgemeine oder ums große Ganze geht. So wird Millionen Medienkonsumenten Tag für Tag aufs neue eingehämmert, was ohnehin alle für wahr halten: Luft und Wasser sind verseucht. 1997 - nach einem Vierteljahrhundert sinkender Luftbelastung - glaubte über die Hälfte der Westdeutschen immer noch, daß die Luftverschmutzung unaufhörlich zugenommen hat. 1 Nur 39 Prozent hatten bemerkt, daß Flüsse und Seen viel sauberer geworden sind. 2 Zwei Drittel aller Deutschen (Ost und West) waren davon überzeugt, daß wir auf die finale Umweltkatastrophe zusteuern. 3
    Als im Frühjahr 1996 im Nordseewatt schwarze Flecken auftauchten, wurde wieder einmal der große Grabgesang angestimmt. Ohne eine Untersuchung abzuwarten, erkannte das mediale Panikorchester: »Das sind die letzten Warnsignale.« 4 Dabei hatten Presse und Fernsehen bereits acht Jahre zuvor beim Robbensterben das »Zeichen einer todkranken Natur« entdeckt, die zu »einer für die Menschen bedrohlichen Gegenrevolution« 5 aushole.
    Das Seehundsterben stellte sich später als eine Staupe-Infektion heraus 6 , die schwarzen Flecken als übermäßige - aber naturbedingte -Vermehrung einer Kieselalge, aufgrund eines langen, kalten Winters 7 . Der Empörung tat dies keinen Abbruch. Niedersachsens damalige Umweltministerin Griefahn war, lange bevor die Meeresforscher zu Wort kamen, an die Nordsee gereist, um sich mit einer Handvoll trauriger Wattwürmer fotografieren zu lassen. Schwarze Flecken und Robbensterben wurden entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen als Ökokatastrophen im Langzeitgedächtnis der Gesellschaft konserviert.
    So entsteht in den Köpfen ein brisanter Schadstoffcocktail, der das Bewußtsein trübt. Viele Menschen (darunter leider auch viele Journalisten) haben aufgehört, kritische Fragen zu stellen. Sie interessieren sich nicht mehr für Fakten und orientieren sich an dumpfer Symbolik: der verölte Kormoran, die Gasmaske, der tote Fisch. Die drei haben mehr Einfluß auf die Stimmung in Deutschland als alle ökologischen Studien und Meßergebnisse.
      
    1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. 5. 1997. 2 BMU-Pressemitteilung, Umweltbewußtsein in Deutschland, 9. 7. 1996. 3 ebd. 4 Der Spiegel Nr. 25/1996. 5 Der Spiegel Nr. 23/1988. 6 Frankfurter Rundschau vom 31. 1. 1989. 7 Die Tageszeitung vom 11. 7. 1996
    .

»Die Luftverschmutzung nimmt zu«
      
    Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Allensbach-Umfrage von 1997 der Überzeugung die Luft

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