Lexikon der Oeko-Irrtuemer
14. 5. 1997. 2 Der Spiegel Nr. 18/1996. 3 Deutscher Bundestag Drucksache 13/7054/1997. 4 Umweltbundesamt, Umweltdaten Deutschland 1995. 5 ebd. 6 ebd. 7 ebd. 8 Augsburger Allgemeine vom 28. 6. 1996. 9 Rat der Sachverständigen für Umweltfragen, Umweltgutachten 1996. 10 ebd. 11 die tageszeitung vom 25. 3. 1997. 12 Globus Kartendienst unter Bezug auf das Umweltbundesamt. 13 Autorevue Nr. 1/1998.
»Luftverschmutzung gab es früher nicht«
Der älteste dokumentierte Hinweis auf Luftverschmutzung in England stammt aus dem Jahre 1257. Die Gemahlin des Königs Henry III. wollte Nottingham besuchen, drehte aber vor den Toren der Stadt gleich wieder um: Zu dicht und der königlichen Lunge nicht zuträglich erschien ihr der Rauch aus den Kohleöfen. 1 Eine britische Studie zeigt, daß die Belastung der Menschen, Wälder und Gewässer mit Schwefeldioxid aus der Kohleverbrennung seit dem 15. Jahrhundert bis etwa 1885 stark anstieg und erst danach wieder sank. Auch im übrigen Europa und in den Vereinigten Staaten war die Luftqualität teilweise miserabel. So wird aus Halle berichtet, daß schon im 17. Jahrhundert die umliegenden Wälder am sauren Regen starben. Frankfurter Bürger ärgerten sich im 19. Jahrhundert hingegen über haushohe Staubwolken, die aus den unbefestigten Gassen aufstiegen. Den absoluten Tiefststand erreichte die Luftqualität im London der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts. 1952 starben am Londoner Smog 4000 Menschen. 2 Daraufhin erließ Großbritannien 1956 einen »Clean Air Act«, das erste einer ganzen Reihe von Gesetzen zur Luftreinhaltung in Europa und den USA.
1 J. L. Simon, The State of Humanity, 1995. 2 ebd.
»An der Luftverschmutzung ist vor allem die Industrie schuld«
Für die Luftverschmutzung kann man die Industrie heute nur noch zu einem kleinen Teil verantwortlich machen. So gehen bei Stickoxiden, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid jeweils weniger als ein Fünftel auf ihr Konto, bei den flüchtigen Kohlenwasserstoffen sind es gerade noch sieben und beim Staub drei Prozent. Der Löwenanteil der Emissionen wird heute vom Verkehr, von den Haushalten und von den Kraftwerken verursacht. 1 Die Emissionen der Kraftwerke müssen allerdings auf Industrie und Haushalte aufgeteilt werden, da sie für beide Energie erzeugen. Der Energieverbrauch in Deutschland geht zu etwa gleichen Teilen auf das Konto von Industrie, Haushalten und Verkehr. 2
Während der Energiekonsum trotz stark gestiegener Produktion in der Industrie seit 1960 nach den verschiedenen Statistiken gefallen oder zumindest nicht mehr signifikant angestiegen ist, verbrauchten die Haushalte jedes Jahr 2,5 Prozent mehr und der Verkehr sogar 3,6 Prozent. Energieverbrauch und Emissionen hängen vielfach direkt zusammen.
CO 2 -Emissionen
Der Kohlendioxidausstoß ist ein guter Indikator für den Anteil einzelner Bereiche am Energieverbrauch und der Luftverschmutzung. Hierbei zeigt sich: Die vom einzelnen Bürger verursachten Emissionen aus Verkehr, Haushalt und (zum Teil) Kraftwerken bilden den Löwenanteil. Die Industrie spielt eine sehr viel geringere Rolle. (Quelle: Umweltbundesamt 1994)
Der Anteil des einzelnen Bürgers an den Emissionen ist daher seit 1960 immer größer geworden und dominiert heute. Das stellt so manches Weltbild auf den Kopf: Die Industrie kann heute Vorbild für das Umweltverhalten des einzelnen sein - und nicht umgekehrt.
1 6. Immissionsschutzbericht der Bundesregierung, 1996. 2 BUND/Miserior, Zukunftsfähiges Deutschland, 1996.
»Der Mensch ist der größte Luftverschmutzer«
Der Mensch ist sicherlich ein großer Schmutzfink, aber Mutter Natur selbst hat sich schon ganz andere Sachen geleistet. Vulkanexplosionen beförderten im Lauf der Erdgeschichte riesige Mengen problematischer Stoffe in die Luft. Die Vulkanologen Miliard Coffin und Olav Eldholm analysierten gigantische Eruptionen, wie sie vor 250 Millionen Jahren beispielsweise auf dem Gebiet des heutigen Sibirien stattfanden. 1 Ein einziger solcher Ausbruch schleuderte 17 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, 3,5 Milliarden Tonnen Schwefel und 28 Milliarden Tonnen flüchtige organische Verbindungen in die Atmosphäre und übertraf damit bei weitem alles, was unsere heutige Industriegesellschaft während eines ganzen Jahres emittiert. Da die Explosionen wie am Fließband stattfanden, verdunkelte über 600000 Jahre hinweg undurchdringlicher Smog die Sonne, und das größte Artensterben der Erdgeschichte
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