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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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nahm seinen Lauf. Heutige Vulkanausbrüche sind dagegen zum Glück nur kleine Rülpser. Und dennoch: Allein durch den Ausbruch des Mount Pinatubo im Jahre 1991 sank die globale Durchschnittstemperatur in den folgenden zwei Jahren bereits um ein Grad.
    Andere natürliche Emissionsquellen werden ebenfalls häufig vergessen oder unterschätzt. Hier nur einige wenige Beispiele:
      
    › Stickoxide: Blitze setzen pro Jahr bis zu 15 Millionen Tonnen Stickoxid frei. Bei der weltweiten Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen rund 24 Millionen Tonnen Stickoxide. Das Spurengas ist eine Vorläufersubstanz für Ozon. 2 Das menschengemachte Stickoxid ist in Deutschland rückläufig, auf die Gewitter haben wir keinen Einfluß.
    › Schwefel: 15 bis 40 Millionen Tonnen Schwefel werden allein von winzigen Planktonalgen in den Ozeanen als Dimethylsulfid in die Luft abgegeben. 3 Damit übertreffen sie die Vulkane, die ebenfalls Schwefel freisetzen, noch einmal um das Dreifache.
    › Chlorkohlenstoff: Das mengenmäßig größte Chlorprodukt lebender Organismen ist nach heutigem Wissensstand Methylchlorid. Es kann Krebs auslösen und das Erbgut schädigen. Die Natur stellt davon jährlich mehr als fünf Millionen Tonnen her. Hauptproduzenten sind Bakterien und Algen der Weltmeere, aber auch Pilze und Waldbrände. Das natürliche Methylchlorid macht etwa ein Viertel des globalen Chlorgehaltes unserer Atmosphäre aus. 4
    › Methan: Es entsteht bei Zersetzungsprozessen in der Natur, aber auch im Verdauungstrakt von Mensch und Tier. Und es gilt als Treibhausgas. Eine amerikanische Studie kam zu der Einschätzung, daß Kühe für etwa 20 bis 30 Prozent aller Methan-Emissionen verantwortlich sind. 5 Die riesigen nordamerikanischen Büffelherden, deren Ausrottung wir heute bedauern, produzierten aber nicht weniger Methan als unsere modernen Steak-Lieferanten. Einem mittelgroßen Elefanten entweicht sogar 24mal mehr Methan als einer Kuh.
      
    1 G. Easterbrook, A Moment on the Earth, 1995. 2 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. 2. 1997. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. 7. 1997. 4 Chemie mit Chlor, Bayer AG, April 1995. 5 H. Hug, Der tägliche Öko-Horror, 1997.

»Flüsse und Seen verdrecken immer mehr«
      
    Wer kennt nicht die Geschichte vom Opa, der als Kind noch im Rhein gebadet hat? Die sagt jedoch weniger über die frühere Qualität deutscher Flüsse aus als über die Unwissenheit oder den robusten Lebensmut damaliger Eltern.
    Fakt ist: Unsere Flüsse und Seen werden seit Jahren immer sauberer. Die meisten Gewässer im Westen Deutschlands besitzen heute die Güteklasse II, und auch die ostdeutschen Flüsse erholen sich erfreulich schnell. »Güteklasse II« bedeutet mäßige Verunreinigung, gute Sauerstoffversorgung und sehr große Artenvielfalt. Sie ist die drittbeste Einstufung auf einer achtteiligen Skala, die von »unbelastet« bis »ökologisch zerstört« reicht (vor »II« liegt nicht nur »I«, sondern auch noch »I-II «). Die Kategorie »ökologisch zerstört« mußte nach dem Fall der Mauer erst neu eingeführt werden, weil einige Flußabschnitte der ehemaligen DDR dreckiger waren als im westlichen Bewertungssystem für den schlimmsten Fall vorgesehen. 1 [Grafik Seite 247]
      
      
Der Zustand unserer Flüsse
      

      
    Die Belastung der Gewässer in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich geringer geworden. Viele Flüsse und Flußabschnitte fallen heute unter Güteklasse II (mäßige Verunreinigung, gute Sauerstoffversorgung, sehr große Artenvielfalt). (Quelle: Globus-Grafik)
      
      
    Besonders eindrucksvoll hat sich der Rhein erholt. Der Chemieunfall bei der Firma Sandoz in Basel, bei dem am 31. Oktober 1986 zirka 30 Tonnen hochgiftige Pestizide und Quecksilberverbindungen in den Strom gelangten, hatte politische Konsequenzen. Noch im gleichen Jahr beschloß die Rhein-Ministerkonferenz in Rotterdam ein umfangreiches Aktionsprogramm. 2 Die Erfolge können sich sehen lassen. Die Sauerstoffsättigung des Rheinwassers stieg von 60 Prozent (1975) auf 94 Prozent. Das vorläufige Ziel, die durchschnittliche Giftlast von 1985 zu halbieren, ist bei den wichtigsten Stoffen erreicht. 3 Quecksilber- und Cadmiumkonzentration sanken auf Werte unterhalb der Nachweis grenze. Ende der neunziger Jahre lebten im Rhein wieder 150 Arten von Kleinstlebewesen (1971:27) und mehr als 40 Fischarten (1975:23).
      
Vieltfalt von Kleinstlebewesen im Rhein

      
    Die Artenvielfalt von

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