Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Kleinstlebewesen, wie Köcherfliegenlarven oder Flohkrebse, ist ein wichtiger Indikator für die Qualität des Wassers. Auch die Zahl der Fischarten im Rhein hat seit den siebziger Jahren wieder deutlich zugenommen: Damals waren es 23 und Ende der neunziger Jahre 45. (Quelle: Bundesumweltministerium 1995)
Wie viele Menschen haben Anschluß an Kläranlagen?
Deutschland ist vorbildlich mit Kläranlagen ausgestattet, die verhindern, daß schmutzige Abwässer ungereinigt in die Flüsse gelangen. Leider ist diese wichtige Gewässerschutzmaßnahme in vielen Ländern noch nicht selbstverständlich. (Quelle: TUI 1993/0ECD)
Die zu DDR-Zeiten katastrophal verschmutzte Elbe befindet sich ebenfalls auf dem Weg der Besserung. Entlang des Flusses wurden in Tschechien und Deutschland für weit über vier Milliarden Mark Kläranlagen gebaut. 5 Früher transportierte die Elbe pro Jahr 30 Tonnen Quecksilber. 1993 waren es noch 1,9 Tonnen. 6 Ende der neunziger Jahre wurde die Elbe - je nach Abschnitt - mit den Gewässergüteklassen II und III bewertet. 7 Sogar in der extrem belasteten Werra hat das Fischsterben aufgehört und die Artenvielfalt wieder zugenommen. Während der SED-Herrschaft leiteten die drei Thüringer Kaliwerke in Spitzenzeiten 180 Kilogramm Chlorid pro Sekunde in den Fluß. 8
Auch die stehenden Gewässer erholen sich zusehends. Der Bodensee ist wieder so sauber wie vor Jahrzehnten. Die von den Wasserwerken vorsorglich angeschafften Aktivkohlefilter stehen ungenutzt in einer Halle. 9 Die bayerischen Seen haben teilweise fast Trinkwasserqualität erreicht, denn die Seegemeinden leiten ihre Abwässer in Ringkanalisationssysteme, in die das Land bereits seit 1957 viele hundert Millionen Mark investiert hat. 10
Beim Grundwasser, aus dem in Deutschland 70 Prozent des Trinkwassers gewonnen wird, liegen die Dinge jedoch anders. Hier gibt es große Probleme. Der Grund: Die Überdüngung der Äcker und die Güllefluten aus den Fabrikställen. Nitrate aus der Landwirtschaft sickern durch den Boden ins Grundwasser. Noch gelingt es den meisten Wasserwerken, die Nitratbelastung durch Reinigungstechnik oder durch Zumischung von weniger belastetem Wasser unter den gesetzlichen Grenzwerten zu halten. Doch in Gebieten mit intensiver Massentierhaltung, zum Beispiel in den Regionen Bremen, Oldenburg und Münster, mußten bereits Grundwasserbrunnen geschlossen werden. 11
1 BMU-Information, Der Schutz unserer Gewässer, 1995. 2 WWF-Journal Nr. 2/1997. 3 PM Nr. 9/1995. 4 Spiegel Special Nr. 2/1995. 5 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. 12. 1995. 6 Wir und unsere Umwelt (BMU) Nr. 2/1996. 7 BMU-Pressemitteilung, 15. 7. 1997. 8 Die Welt vom 2. 11. 1995. 9 PM Nr. 9/1995. 10 Umweltministerium Bayern (StMLU), Informationsbroschüre »Wasser«, 1994. 11 BUND-Presseinformation, Überdüngung des Bodens, 30. 11. 1995.
»Wir müssen Wasser sparen«
1970 prophezeite der Biologe und Bestsellerautor Paul Ehrlich, daß bereits Mitte der siebziger Jahre in den Vereinigten Staaten Wasser rationiert werden müßte. 1 So schlimm kam es zwar nicht, dennoch ist Wassermangel weltweit eine der großen ökologischen Herausforderungen. Derzeit lebt ein Achtel der Weltbevölkerung in Gebieten, in denen Wasserknappheit herrscht. Besonders im Nahen Osten ist die Lage heikel. Israel und Jordanien streiten um den Jordan. Der Irak und Syrien liegen mit der Türkei um die Nutzung von Euphrat und Tigris im Clinch. »Der nächste Krieg in der Region des Nahen Ostens wird nicht um Öl, sondern um Wasser geführt werden«, warnte der vormalige UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali. 2 Indien schloß Verträge mit Pakistan über den Indus und mit Bangladesh über den Ganges. Dennoch ist das Thema Wassernutzung in beiden Grenzregionen brisant geblieben. 3 Einer Studie der Organisation »Population Action International (PIA)« zufolge wird das Wasser innerhalb der nächsten zehn Jahre auch in Kenia, Marokko, Ruanda, Somalia und Südafrika knapp werden. 4
Dies muß nicht heißen, daß die Menschen in diesen Ländern bald verdursten. Dreiviertel des weltweiten Wasserverbrauchs gehen auf das Konto der Landwirtschaft. Ein Drittel aller Nahrungsmittel wird auf künstlich bewässerten Feldern erzeugt. 5 Würde man beispielsweise nur fünf Prozent des Wassers, das die Farmer im Westen der USA nutzen, für die Allgemeinheit abzweigen, wären Städte und Gemeinden für die nächsten 25 Jahre gut versorgt. 6 Durch moderne
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