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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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hartnäckig jeder klaren experimentellen Bestätigung, weshalb sich manche Forscher heute zu fragen beginnen, ob man mit den ganzen Fäden nicht seine Zeit vergeudet.
    Jenseits all dieser Bemühungen um die Welttheorie ist es weiterhin auch möglich, dass wir die Elementarteilchen – die echten, kleinsten Bestandteile der Materie – immer noch nicht gefunden haben. Nur wenig jünger als das Standardmodell sind verschiedene Theorien, nach denen Elektronen und Quarks wiederum aus noch kleineren Teilchen bestehen, die meist Preonen genannt werden, manchmal aber auch Pre-Quarks, Rishons, Tweedles oder Maons. Warum, so fragen Physiker wie Haim Harari, der das Modell vom Rishon erfand, sollten ausgerechnet wir die Generation sein, die an die fundamentale Grenze, die kleinsten Teilchen, gestoßen ist? (Sofort könnte man auch fragen, warum ausgerechnet Hararis neue Elementarteilchen die endgültig kleinsten sein sollen.) Und warum, so argumentiert Harari weiter, sollte die Welt aus so vielen elementaren Teilchen zusammengesetzt sein, wie es das Standardmodell und seine Erweiterungen vorsehen? Seine Rishons immerhin kommen nur in zwei verschiedenen Typen vor und lassen, so Harari am Ende der Publikation, in der er das Modell präsentiert, «viele, viele Fragen offen».
    Vielleicht sind offene Fragen einfach die Grundbausteine der Materie.

Erkältung
Auch wenn das Gehirn des Menschen einigermaassen rein und gesund ist, dringen doch bisweilen die Wirbel der Luft und der andern Elemente ein und lassen verschiedenartige Säfte ein- und ausfliessen und erzeugen im Nasen- und Kehlwege einen nebelhaften Dunst, so dass dort ein schädlicher Eiter wie Dunst von nebligem Wasser sich zusammenzieht.
Hildegard von Bingen: Vom Schnupfen
    Im Vergleich zum, sagen wir, Tausendfüßler Illacme plenipes , von dem im letzten Jahrhundert ganze 13 Exemplare gesichtet wurden, ist die Erkältung ein relativ bequem zu erforschendes Phänomen, denn man braucht sie zumindest nicht lange zu suchen. Erwachsene erkranken im Schnitt weltweit zwei- bis fünfmal jährlich daran; Schulkinder fünf- bis siebenmal. Auch wenn der Forschungsdruck auf diese nicht gerade exotische Krankheit entsprechend hoch ist, wissen wir bis heute nicht, wann und warum Menschen sich erkälten. Und das, obwohl in der langen Forschungsgeschichte einiges herausgefunden wurde.
    Bekannt ist zum Beispiel, dass 30 – 50 Prozent der Erkrankungen bei Erwachsenen von Rhinoviren ausgelöst werden, den Rest teilen sich ein paar andere Viren, darunter das erst 2001 entdeckte Metapneumovirus, sowie beträchtliche Mengen bisher unbekannter Erreger. Die typischen Symptome – Schnupfen, leichtes Fieber, Halsschmerzen – verdanken wir dabei nicht den Erregern, sondern indirekt der Reaktion unseres Immunsystems. Nach überstandener Erkältung stellt sich Immunität gegen den Auslöser ein, man erkrankt also nur einmal an einem bestimmten Virus. Da es aber um die 100 bis 200 infrage kommende Erreger gibt, ist die Auswahl groß genug, um sich lebenslänglich jedes Jahr mit neuen Viren zu infizieren. Der Nachweis der Erreger ist einerseits nicht ganz einfach, andererseits können zahlreiche andere Tierchen die Symptome einer Erkältung auslösen, was die Arbeit der Erkältungsforscher nicht gerade erleichtert. Viele Studien sind daher nur beschränkt aussagefähig, weil die angeblich untersuchten Fälle nicht klar genug von ähnlichen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Grippe abgegrenzt wurden.
    Wie aber, lautet das große Rätsel, handelt man sich die Erreger ein? Zweifelsfrei erwiesen ist nur, dass in Laborversuchen 95 Prozent aller Testpersonen, die Rhinoviren direkt in die Nase geträufelt bekommen, sich auch infizieren. Doch wie gelangen die Erreger zu uns, wenn man keine Pipette zu Hilfe nimmt? In einem klassischen Experiment steckte man gesunde und erkältete Testpersonen für zwei Stunden in einen Raum, trennte sie durch einen Vorhang voneinander und verabreichte den Erkälteten nach einer Stunde zur Sicherheit eine Dosis Niespulver, damit sie nicht etwa aus falscher Bescheidenheit alle Erkältungsviren für sich behielten. In der Folge erkrankten nur um die 10 Prozent der gesunden Testpersonen, was nicht komplett gegen die Luftübertragung als Hauptansteckungsweg spricht, aber eben auch nicht sehr stark dafür.
    Um herauszufinden, ob die Anwesenheit der Infizierten überhaupt genügte, um nennenswerte Mengen Erreger im Raum zu verteilen, befestigte man in einem anderen Experiment

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