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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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untersuchende Variante, in der die Infektion und die Auskühlung des Körpers zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden müssen, damit es zu einer Erkrankung kommt. Untersuchungen an Bord von Schiffen und insbesondere U-Booten ergeben übrigens, dass die vom Rest der Welt isolierten Besatzungen auf See zum Teil sogar öfter als der Bevölkerungsdurchschnitt unter Erkältungen leiden – und das, wie im U-Boot, auch in einer Umgebung ohne Wettervariablen, Sonne, Temperaturveränderungen oder Wind. Und schließlich erschien 2005 eine Studie des «Common Cold Centre» in Cardiff, die erstmals seit langer Zeit dann doch wieder einen Zusammenhang zwischen akuter Abkühlung durch kalte Fußbäder und nachfolgendem «Auftreten von Erkältungssymptomen» nachweisen konnte. Die Frage, ob diese Symptome auch mit einer tatsächlichen Infektion in Zusammenhang stehen, wäre – so die Autoren der Studie – noch zu untersuchen.
    Erstaunlich genug, dass die üblichen Erklärungsmodelle rätselhafter Phänomene – Außerirdische, Antimaterie, Erdstrahlen, Nikola Tesla ist an allem schuld – im Zusammenhang mit Erkältungen bisher ausgeblieben sind. Vielleicht muss man die Forscher erst durch Publikation absurder Hypothesen aufstacheln, damit die Erkältungserkenntnis Fortschritte macht. Ein Vorschlag wäre, einmal die Fortpflanzungsgewohnheiten von Taschentüchern genauer zu erkunden: Am Ende sind es diese so unschuldig aussehenden kleinen weißen Kreaturen, die im Verborgenen dafür sorgen, dass die Erkältung nicht ausstirbt.

Gähnen
Bei Ermüdung und Schlafbedürfnis ist das Gähnen eine natürliche Äußerung, die nicht unangenehm ist. (…) Bei wirklicher Ermüdung gebe man nach und lege sich hin.
Dr. med. Anna Fischer-Dückelmann: «Die Frau als Hausärztin»
    Um es gleich vorwegzunehmen: Gähnen ist nicht zwangsläufig auf Langeweile oder Müdigkeit zurückzuführen. Bei Olympischen Spielen kann man oft beobachten, dass Spitzensportler unmittelbar vor dem entscheidenden Wettkampf ausgiebig gähnen. Und das, obwohl es garantiert nicht langweilig ist, vor einem Millionenpublikum um die Wette zu laufen, so hört man jedenfalls. Einig sind sich alle Experten nur darin, dass Gähnen ansteckend ist. Warum das so ist und warum wir überhaupt gähnen, ist unbekannt. Alle Leser, bei denen die folgenden Ausführungen zu einem Gähnen führen, sollten sich darum als Probanden eines Experiments im Rahmen der weltweiten Gähnforschung begreifen.
    Gähnen oder allgemeiner ein gelegentliches Mundaufsperren ist eine verbreitete Angewohnheit. Bei vielen Wirbeltieren hat man es beobachtet, unter anderem bei Fischen, Vögeln, Schlangen, Elefanten, und zahllosen anderen Tierarten. Menschen beginnen damit bereits im Mutterleib, in einem Alter, in dem sie ansonsten noch fast gar nichts können. Ausgelöst wird der Gähnprozess offenbar durch einen ganzen Cocktail aus Hormonen, denen man hilflos ausgeliefert ist. Menschen mit Krankheiten wie Schizophrenie gähnen einzelnen Berichten zufolge wesentlich seltener als normal, andere Krankheiten führen dagegen zu einer erhöhten Gähnrate. Gesunde Menschen gähnen am häufigsten kurz nach dem Aufwachen und kurz vor dem Einschlafen. Andere Lebewesen, männliche Ratten etwa, entwickeln beim Gähnen ab und zu eine Erektion. Wieder andere gähnen, so liest man manchmal, vorzugsweise in Gesellschaft. Gähnen in Verbindung mit dem Zeigen der Zähne gilt unter Affen als Drohgeste, was schon Charles Darwin auffiel. Wie bereits erwähnt, ist Gähnen ansteckend, nicht nur bei Menschen, sondern zumindest auch bei Schimpansen und Makaken, allerdings nicht bei Säuglingen. Männer gähnen wahrscheinlich häufiger als Frauen, und in Ausnahmefällen kann zu ausgiebiges Gähnen zu einer schmerzhaften Ausrenkung des Kiefergelenks führen. Langweilig ist die Gähnforschung jedenfalls selten.
    Oft hört man, die Ursache des Gähnens sei Sauerstoffmangel. Angeblich, so der Volksglaube, gähnen Menschen, wenn sie in schlecht durchlüfteten Räumen sitzen, und zwar, um durch das weite Aufsperren des Mundes an mehr Luft zu kommen. Dieser Gedankengang ist vermutlich zu simpel, um wahr zu sein. Schon einfache Plausibilitätsüberlegungen erwecken leise Zweifel: Warum gähnen Löwen beim Herumliegen in der Savanne? Sauerstoffmangel etwa? Warum gähnen ungeborene Babys im Mutterleib, wo sie doch durch die Nabelschnur (und nicht durch den Mund) mit Sauerstoff versorgt werden? Warum gähnt man dann nicht viel häufiger bei

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