Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)
gutes Versteck in der Tiefsee hatte. Eine mögliche Ursache für ein solches Massenaussterben wäre ein mörderisches Bombardement aus dem All – eine Vielzahl von großen Meteoriten, die auf die Erde niedergingen. Zumindest auf dem Mond ist ein solches Ereignis nachgewiesen worden. Nach dieser Annahme sterilisierte der Beschuss unseren Planeten und bildete somit einen «Flaschenhals» in der Entwicklung des Lebens, den nur eine einzige Lebensform passieren konnte, die sich danach ungestört ausbreitete.
Es gibt jedoch auch ganz andere Ansätze, denn die frühe Erdgeschichte ist wie kaum eine andere Epoche in der Lage, interessante Annahmen aus renommierten Forschungsinstituten hervorzulocken. LUCA könnte zum Beispiel kurzfristig ausgewandert und so dem Aussterben entgangen sein: einkapseln, an einem Felsbrocken festhalten und quer durchs Sonnensystem zu einem anderen Ort fliegen. Diese absurd klingende Anhalter-Theorie ist kein Scherz. Man kann sich zum Beispiel vorstellen, dass ein Asteroid die Erde trifft und durch den Aufprall einige Felsbrocken mitsamt LUCA ins All geschleudert werden. Auf diese Weise könnte LUCA zwischen den Planeten Erde, Venus und Mars hin und her gependelt sein.
Wenn es aber einen interplanetaren Transport von Lebensbestandteilen gab, dann muss Leben gar nicht ursprünglich auf der Erde entstanden sein. Es könnte auch von anderen Orten stammen, zum Beispiel vom Mars, was auch erklären würde, warum man auf der Erde keine Spuren dieses frühen Lebens findet. Sind wir also letztlich die langgesuchten Marsmenschen, nur seit ein paar Milliarden Jahren auf Klassenfahrt zum blauen Nachbarplaneten? Nicht zuletzt deshalb reagieren Wissenschaftler beinahe hysterisch, wenn sie Überreste von Leben auf dem Mars finden. Da der «Rote Planet» eine stabile Oberfläche hat und zudem ein relativ kaltes Klima, könnten uralte Anzeichen von Leben bis heute erhalten geblieben sein. Im Jahr 1996 dann die große Sensation: Auf einem Stein namens ALH84001, der vom Mars stammt und in der Antarktis gefunden worden war, entdeckte man mikroskopische Spuren von Kleinstlebewesen, die, so sagte man zunächst, nur vom Mars stammen können. Leider hatte man sich zu früh gefreut: Die nachfolgenden Überprüfungen lassen eher einen irdischen Ursprung vermuten – kein außerirdisches Leben also auf ALH84001. Trotzdem ist der Ansatz weiterhin vielversprechend. Vielleicht ist Mars nicht nur der Ursprung des Lebens, sondern auch das Archiv seiner Entstehung.
Zu guter Letzt ist es noch denkbar, dass Leben entstand, bevor es überhaupt Planeten gab. Ein früher Ansatz in diese Richtung war die Panspermien-Hypothese, der zufolge in Sporen verkapselte Bakterien allgegenwärtig sind im All und in den Gas- und Staubwolken der Milchstraße vor sich hin vegetieren. Direkte Beweise fehlen bislang, wenn man davon absieht, dass einige das Phänomen des →Roten Regen in Indien für eine Bestätigung der Panspermien-Theorie halten. Inzwischen gewinnt eine ähnlich klingende Variante an Bedeutung: Leben könnte auf Asteroiden entstanden sein, den kleinen, unscheinbaren Felsen, die zu Hunderttausenden im Sonnensystem herumfliegen. In Form der Asteroiden verfügt das Sonnensystem über eine Vielzahl von Mini-Welten mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung, Bauart und Temperatur, ein schöner Riesensandkasten, in dem die Anfänge des Lebens herumspielen können, sodass die Wahrscheinlichkeit, einmal eine ausgewachsene Bakterie zu erhalten, viel höher ist als auf den Planeten. Wie immer gibt es auch hier gute Gegenargumente. Zum Beispiel stellt sich die Frage, warum wir auf einem Asteroiden noch nie Formen von Leben gefunden haben, obwohl viele Asteroiden genau untersucht wurden. Vielleicht liegt es daran, dass der einzige Asteroid, der Leben hervorbrachte, vor vier Milliarden Jahren auf der Erde landete – und die Entwicklung von höheren Lebensformen erst ermöglichte. Unsere eigene Existenz ist also letztlich der Beweis für die Asteroidentheorie – und gleichzeitig für jede andere.
Los-Padres-Nationalpark
Das Land ist dürre, unfruchtbar und kalt, ob es wohl also gelegen, daß es vielmehr heiß oder doch temperiert seyn solte. Es sind daselbst häuffig Heuschrecken.
«Kalifornien», aus: Zedlers großes vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, 1732 – 1754
Am 21. August 2004 brach im kalifornischen Los-Padres-Nationalpark ein Buschbrand aus. Das ist noch nichts Besonderes und passiert dort
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