Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
machen sollte, wäre der halbe Tag um, ehe ich etwas geschafft hätte. Du wirst mir sicher zustimmen, Cousin, dass es angenehmere Beschäftigungen gibt, um seine Zeit zu vertrödeln.«
Mit gerunzelter Stirn lauschte Pat Rin dem terranischen Wortschwall, doch er antwortete fließend in derselben Sprache. »Ich bin hierhergekommen, weil du mich sehen wolltest. Wie kann yos’Phelium yos’Galan behilflich sein?«
In Shans silberne Augen trat ein scharfer Blick. »Yos’Phelium? Schmückst du dich mit dem Melant’i des Thodelm?«
»Selbstverständlich nicht«, wehrte Pat Rin ab und betrachtete versonnen das Spiel des Lichts auf seinen Ringen. »Aber wie dir bekannt sein dürfte, Cousin, hat die Familie yos’Phelium seit mehreren Jahren kein Oberhaupt, und deshalb haben wir es uns angewöhnt, Korvals Erste Sprecherin bei Problemen um Rat zu fragen, die eigentlich innerhalb der Familie gelöst werden müssten.«
»Das ist ein Vorwurf.«
»Eher eine Beobachtung. Du selbst bist Thodelm yos’Galan. Würdest du die Erste Sprecherin mit sämtlichen Höhen und Tiefen konfrontieren, die deine engsten Verwandten durchlaufen?«
Shan blinzelte, und sein durchdringender Blick wich wieder einem gleichmütigen Ausdruck. »Nun ja, dieser Tage geht halt manches drunter und drüber, Cousin, das wirst du zugeben müssen. Korval ist auf eine Handvoll Personen zusammengeschrumpft; der Nadelm erhebt keinen Anspruch auf den Clansring; die Pfade der Administration verlaufen kreuz und quer und verwirren sich, sodass es einem mitunter schwerfällt, eine einheitliche Richtung zu erkennen.« Er lächelte. »Wir wursteln uns durch.«
»Derweil Nadelm Korval als vermisst gilt und der Clan keine Anstrengungen unternimmt, ihn zu finden.«
Shan erwiderte nichts darauf.
Pat Rin zuckte die Schultern und hob den Blick, mit dem er bis jetzt seine Ringe bewundert hatte. »Wenn man ein bisschen herumkommt, hört man alle möglichen Gerüchte. Jeder wundert sich über Val Con yos’Pheliums lange Abwesenheit. Es wird gemunkelt, dass dieser Umstand yos’Galan möglicherweise sehr entgegenkommt. Man vergegenwärtigt sich, dass Korval den Ring von einem Piloten an den nächsten weitergibt. Und dass Shan yos’Galan das Abzeichen eines Meisterpiloten trägt.« Den Blick wieder senkend, fuhr er mit leiser Stimme fort: »Aber Pat Rin yos’Phelium ist kein Pilot und wird auch niemals einer werden.«
Das Schweigen zog sich in die Länge. Gordy beobachtete Shans Gesicht, doch dessen Miene blieb unergründlich.
»Gerüchte können mitunter gefährlich werden«, kommentierte Shan. »Aber der Grund, weshalb ich dich hergebeten habe, ist ein völlig anderer, Cousin. Ich mache mir Gedanken über deine Reise.«
Pat Rin zwinkerte verblüfft. »Meine Reise?«
»Ganz recht. Hattest du nicht vor, demnächst eine Spritztour nach Philomen zu unternehmen, um dich dort von den Strapazen deiner Arbeit zu erholen?«
»Ja, das stimmt. Meine Pläne stehen bereits fest.«
»Das trifft sich ausgezeichnet. Du brauchst natürlich einen Piloten, und ich weiß …«
»Zufällig kenne ich einen tüchtigen Piloten, Verwandter. Trotzdem danke ich dir, dass du freundlicherweise an mich gedacht hast.«
»Sicher, aber uns steht augenblicklich einer der besten Piloten, die es gibt, zur Verfügung – und du könntest einen Zehntelcantra einsparen. Korval übernimmt die Kosten.« Er hob sein Glas und trank einen Schluck. »Dieser Mann sucht Arbeit, Verwandter. Du tätest ihm einen großen Gefallen, wenn du ihn für diesen Ausflug engagierst.«
Pat Rin betrachtete ihn aus nachdenklichen dunklen Augen, und Shan ließ die Musterung geduldig über sich ergehen, wobei ihm wieder einmal auffiel, wie sehr sein Cousin Val Con glich: das gleiche glänzende dunkelbraune Haar, die geraden Augenbrauen und der entschlossene Zug um den Mund.
»Ich verstehe«, murmelte Pat Rin. »Und was soll ich mit meinem neuen Piloten machen, wenn wir Philomen erreichen? Ihn erschießen?«
»Nun, das überlasse ich dir«, erwiderte Shan, »aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass seine Leistung so erbärmlich sein wird.« Abermals führte er sein Glas an die Lippen. »Die Erste Sprecherin empfiehlt dringend, dass du ihn anheuerst und ihn eine Weile beschäftigst. Sechs Standardmonate dürften mehr als ausreichend sein.«
Der kleinere Mann verbeugte sich. »Wenn die Erste Sprecherin einen Wunsch äußert, muss es meine vornehmste Pflicht sein, diesem nachzukommen.«
»Ja, das habe ich auch
Weitere Kostenlose Bücher