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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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schloss sich wieder. Offenkundig hatte er genau das sagen wollen.
    »Wir beschuldigen dich nicht, die Nachricht geschrieben zu haben«, fuhr Riff fort. »Und wir beschuldigen auch Lye nicht, die Nachricht geschrieben zu haben. Wir beschuldigen sie aber, ihn angewiesen zu haben, die Nachricht zu schreiben.« Sie zeigte in den Saal. »Mr. Gibber, treten Sie vor!«
    Statt vorzutreten, versuchte Mr. Gibber sich im Schatten der Säule unsichtbar zu machen.
    »Treten Sie schon vor! Lyes kleiner Helfer.«
    Da alle Augen auf ihn gerichtet waren, blieb ihm nichts anderes übrig, als hinter der Säule hervorzukommen. Er stellte sich vor die Menge und sah auf seine Füße.
    Riff schob ihn zum Podium hin. »Steigen Sie da rauf«, sagte sie. »Wir wollen, dass alle Sie sehen und hören können.«
    Mr. Gibber murmelte etwas vor sich hin und stellte sich dann neben Shivs Tisch in eine Reihe mit Victoria und Albert.
    »Antworten Sie laut und verständlich, Mr. Gibber. Sie haben alle Schilder auf dem Orlopdeck gemalt, stimmt’s?«
    Mr. Gibbers Augen blickten kurz zu Lye, dann sah er wieder zu Riff. »Ja.«
    »Erledigen Sie alle Schreiben für Lye?«
    »Ja.«
    »Und Sie würden alles für sie tun? Egal, was es wäre?«
    »Ja.«
    »Also würden Sie auch jede Nachricht, die sie will, für sie schreiben?«
    »Ja.«
    » Ihr sterbt morgen. Angriff bei Morgengrauen . Wie sieht es damit aus?«
    »Wie soll es damit aussehen?«
    »Hat Lye Ihnen befohlen, diese Worte zu schreiben?«
    Mr. Gibber trat von einem Fuß auf den anderen, leckte sich über die Lippen und zog eine Grimasse, als habe er gerade etwas Bitteres geschluckt. Alles an seinem Verhalten zeigte, dass ihre Annahme korrekt war.
    Lye riss ihren Kopf in die Höhe und rief mit lauter Stumme: »Sag die Wahrheit, Mr. Gibber!«
    Col begriff, was sie tat. Sie wollte nicht die Wahrheit hören, sondern ihre Wahrheit. Sie versuchte, ihre bestimmende Macht über ihren hingebungsvollen Verehrer wiederherzustellen. Mr. Gibbers Lippen bewegten sich, aber kein Laut war zu hören. Col wünschte sich, dass Murgatrudd da wäre, denn ohne den Einfluss seines Schoßtieres drohte Mr. Gibber wieder Lye zu verfallen.
    »Sag die Wahrheit, Mr. Gibber!«, rief sie ihm erneut zu.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte er zum Schluss.
    »Sie haben diese Worte für Lye geschrieben«, insistierte Riff.
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Es war eindeutig, dass er log. Er sah aus wie eine Ratte in der Falle. Gansy wandte sich an Riff und sagte fast entschuldigend: »Wir brauchen mehr Beweise als das. Ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Padder zu.
    »Nein?«, fragte Riff unverdrossen. »Okay. Mr. Gibber, Sie sind entlassen.«
    Das musste man ihm nicht zweimal sagen. Er sprang feixend vom Podium.
    »Sephaltina, tritt vor«, rief Riff.
    Sephaltina machte einen kleinen Knicks und trat vor. Die Menge war verwirrt. Wer ist das ?-Rufe wurden laut.
    »Dies ist unser nächster Zeuge«, gab Riff zurück.
    »Sie ist der Saboteur!«, schrie Lye in die Menge. »Die Ehefrau von Colbert Porpentine! Die Saboteurin!«
    Aus der Menge erscholl zorniges Zischen. Und auf Lyes blassen Wangen zeigten sich weiße Wutflecken.
    »Steig auf das Podium, Sephaltina«, wies Riff sie an.
    Als Sephaltina sich auf dem Podium der Menge zuwandte, war deutlich, dass sie die feindliche Stimmung gar nicht wahrnahm. Sie hatte ihre Hände vor sich gefaltet, und ihre Rosenknospenlippen zeigten den züchtigsten Ausdruck, den man sich denken kann. Col musste bei ihrem Anblick an die Hochzeit denken – es schien ihm, als werde sie gleich wieder Ja, ich will sagen.
    »Also, Sephaltina«, Riffs Ton war streng und ernst, »du hast zugegeben, mehrere Sabotageakte begangen zu haben.«
    Sephaltina lächelte reizend. »Ja.«
    »Du warst es, die die drahtlose Telegraphie vollkommen zerstört hat.«
    »Ja.«
    »Und du wolltest auch etwas mit den Kränen anstellen. Deshalb bist du nach draußen gegangen, um sie dir anzusehen.«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Ich weiß nicht, wie spät es war.«
    »War es nachts?«
    »Ja.«
    »War es, als wir bei der Kohlestation waren?«
    »Was ist eine Kohlestation?«
    »Berge von Kohlen. Riesige Eisengerüste.«
    »Ja, daran kann ich mich erinnern.«
    »Und hast du jemanden gesehen, der sich in der Transportschaufel hat an Land bringen lassen?«
    »Ja.«
    »Ganz allein? Mitten in der Nacht?«
    Sephaltina zeigte auf Lye. »Sie war es.«
    Im Versammlungssaal herrschte vollkommene Stille.
    »Das denkt sie

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