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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Stimme ein. »Was ist denn hier los?« Riff und Dunga hatten offenbar alle Gefangenen befreit und waren nun zu ihnen gestoßen. Col erzählte ihnen schnell von Antrobus’ Theorie und Sephaltinas Beobachtung, aber Riff leuchtete das nicht ein. »Warum sollte Lye unseren eigenen Angriff verraten? Sie hasst die Imperialisten mehr als jeder andere.«
    »Ich wüsste einen Grund«, sagte Gillabeth.
    Aber Col war nicht an Lyes Motiv interessiert. »Wir müssen Mr. Gibber finden«, sagte er. »Wenn wir ihn dazu bekommen zuzugeben, dass er die Nachricht geschrieben hat …«
    »Er wird da sein, wo Lye ist«, sagte Dunga.
    »Und Lye wird bei der Gerichtsverhandlung sein«, fügte Riff hinzu.
    Col hatte die Verhandlung völlig vergessen. »Stimmt. Das Verfahren gegen Victoria und Albert.«
    »Wieso wird gegen sie verhandelt?«, fragte Quinnea. »Was wird ihnen denn vorgeworfen?«
    Col wusste es nicht, aber ihm schwante nichts Gutes.
    »Hatte Lye nicht gesagt, sie müsste zum Großen Versammlungssaal?«
    »Der passende Ort für eine Gerichtsverhandlung«, sagte Gillabeth.
    »Sie werden alle dort sein«, fügte Dunga hinzu.
    »Jetzt oder nie!«, sagte Riff mit blitzenden Augen.
    »Sieg oder Niederlage!«, rief Gillabeth
    »Lasst uns gehen«, sagte Col.
    53
    Sie nahmen den Dampffahrstuhl: Riff und Dunga, Orris und Gillabeth, Col und Sephaltina. Sephaltina hatte darauf bestanden, ihren Ehemann zu begleiten, und das war auch gut so, denn so konnte sie gleich als Zeugin aussagen. Sie war als einzige unbewaffnet. Quinnea war mit Antrobus zurückgeblieben.
    Gillabeth hatte auf dem Weg nach oben eine gute Idee. »Ich kenne einen kleinen versteckten Seiteneingang zum Großen Versammlungssaal, da sind wir dann gleich ganz vorn.«
    Das war allen recht, denn sie wollten das Überraschungsmoment nutzen. Gillabeth führte sie durch tunnelähnliche Personalkorridore und schlecht beleuchtete Lagerräume. Col konnte sich vorstellen, wie die Gesindlinge einst diese Gänge entlanggeschlurft waren und mit Essen und Getränken beladene Servierwagen geschoben hatten. Ein Lagerraum war noch mit den bemalten Figuren und Statuetten aus der Zeit des alten Regimes gefüllt, ein anderer mit Flaggen und Bannern mit den imperialen Initialen V&A .
    Endlich blieb Gillabeth vor einer geschlossenen Tür stehen. Von der anderen Seite waren die Stimme einer Rednerin und das Gemurmel einer großen Menge zu hören.
    »Der Große Versammlungssaal?«, fragte Col flüsternd.
    Gillabeth nickte. »Die Verhandlung ist schon im Gange.«
    »Lyes Stimme«, knurrte Dunga.
    Gillabeth drehte den Türknauf und öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Alle drängten sich neben sie, um einen Blick in den Saal zu erhaschen. Sie sahen nur die Wand hinter den Sprechern, dafür konnten sie Lye jetzt deutlich hören.
    »Alles geschah in ihrem Namen«, sagte sie. »Alles, was wir ertragen mussten, jeder Tote und jede Verstümmelung. Nichts hätte ohne Königin Victorias Befehl passieren können. Es gab eine Befehlskette, und sie war der Kopf.«
    Gillabeth schob die Tür ein klein wenig weiter auf. Jetzt konnten sie einen erhöhten Platz erkennen. Sie hatten vorne im Saal ein Podium aufgebaut. Col erinnerte es an das, auf dem bei seiner Hochzeit die Kapelle zum Tanz aufgespielt hatte. Shiv saß auf dem Podium hinter einem Tisch und schien die Rolle des vorsitzenden Richters übernommen zu haben. Victoria und Albert standen in Fußfesseln am Rande des Podiums.
    »Jetzt frage ich euch, die ihr von Botany Bay kommt«, wandte sich Lye an die Sträflinge. »Wem gegenüber hatte der Gouverneur seine Untertanenpflicht zu erfüllen? Wer hat die Kolonie einstmals gegründet? Das System der Tyrannei begann mit dem Britischen Empire. Und diese Frau ist das Britische Empire.«
    Gillabeth öffnete die Tür noch ein bisschen weiter, und nun sahen sie auch die Menge. Da alle sich auf Lye konzentrierten, bemerkte sie niemand.
    »Wo ist Mr. Gibber?«, flüsterte Riff.
    »Vielleicht weiter hinten?« Col zeigte auf die Stapel von Klapptischen, die ihnen die Sicht blockierten.
    »Wir müssen ihn ausfindig machen«, flüsterte Gillabeth.
    Lye ging vor dem Podium auf und ab und fuchtelte mit den Armen, während sie sprach. Padder und Gansy standen ein wenig abseits und fühlten sich ganz offensichtlich unbehaglich in ihrer Haut.
    »Ihr werdet ja gehört haben, dass diese Ex-Königin schwanger ist«, fuhr Lye fort. »Sollen wir deshalb Gnade vor Recht ergehen lassen? Aber welche Gnade können wir von den Russen

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