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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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an den Kopf, löste den Knoten und schüttelte kleine Aschewolken aus ihrem Haar. »Die, die ihr niedergeworfen und unterdrückt habt. Aber nicht mit uns, nicht mehr, nicht auf dem Liberator !«
    Sir Peggerton rang nach Luft. » Liberator ? Was soll das sein? Liberator ?«
    Jetzt antwortete Riff; sie sprach im Gegensatz zu Lye ganz ruhig. » Liberator ist der neue Name des Worldshaker . Auf dem Worldshaker hat nämlich eine Revolution stattgefunden.«
    »Und jetzt haben wir ’n neues Regierungssystem«, fügte Dunga hinzu.
    Lady Poltneys Augen hasteten von einem Gesicht zum anderen. »Sie sprechen alle !«
    »Es ist nur Geplapper und dummes Zeug«, sagte Sir Peggerton. »Laute ohne Sinn und Verstand!«
    »Ich dachte eben schon, dass das alles keinen Sinn ergibt.«
    »Halt dir einfach die Ohren zu, Liebes.«
    Col erhob sich von seinem Stuhl. »Das neue System ist fairer als das alte. Viele von uns vom Oberdeck sind geblieben und helfen mit.«
    Sir Peggerton starrte ihn fassungslos an. »Helfen?«
    »Wir haben den Dreckigen gezeigt, wie der Juggernaut bedient wird. Alle arbeiten zusammen. Gegenseitiger Respekt.«
    »Respekt?« Sir Peggertons Stimme war zu einem Flüstern geworden.
    »Keine Ausbeutung mehr. Wir betreiben auch fairen Handel mit den Einheimischen. Und wir bieten Ihnen ein ehrliches Geschäft an. Unsere Antiquitäten gegen Ihre Kohle.«
    Lady Poltney hielt sich die Ohren zu. Die Offiziere und Soldaten in der Nähe blickten völlig entgeistert. Sir Peggerton erhob sich langsam, doch er war etwas wackelig auf den Beinen. Er musste sich an einem der Masten, die das Sonnensegel stützten, festhalten. Das führte dazu, dass sich ein Schwall Wasser vom Markisendach über sie alle ergoss.
    »Zzzzrrrr!« Sir Peggerton zischte und schüttelte sich.
    »Eine volle Ladung Kohlen, und wir sind verschwunden«, sagte Col.
    Sir Peggerton reckte seinen Hals hoch aus dem Kragen und schrie Col an: »Sie machen mich krank! Krank! Krank!«
    Wie um die Worte ihres Gatten zu unterstreichen, krümmte sich Lady Poltney und erbrach sich dann auf das Tischtuch.
    »Sehen Sie?« Sir Peggerton zeigte auf seine Frau. »Kein anständiger Mensch kann Ihnen auch nur zuhören. Zusammenarbeiten! Mit Dreckigen ! Wie können Sie es wagen, hier zu stehen und solche Obszönitäten von sich zu geben!«
    »Du bist obszön!«, schrie Lye. »Eine lebende Obszönität!«
    »Sie sind schlimmer als die Dreckigen!«, fuhr Sir Peggerton mit seiner Tirade gegen Col fort. »Denn die kommen als Tiere auf die Welt. Aber Sie – Sie entwürdigen sich. Sie sind eine Schande für die menschliche Spezies.« Er wandte sich Victoria und Albert zu. »Und Ihr seid Teil dieser Perversion! Dieser Blasphemie! Dieser Abscheulichkeit! Ihr solltet Euch schämen! Ich schäme mich für Euch!«
    »Dreckige kommen genau wie wir als Menschen auf die Welt«, fuhr Col dazwischen. »Wir gehören alle derselben Spezies an. Vor dem Fünfzigjährigen Krieg gab es keinerlei Unterschiede zwischen ihnen und uns.«
    Sir Peggerton hörte ihm nicht zu. »Ich will euch hier nicht haben! Raus aus meiner Residenz! Raus aus Botany Bay! Verschwindet! Augenblicklich! Verschwindet!« Er fuchtelte wie verrückt mit seinen Armen.
    »Zzzzrrrrzzzzrrrr!«
    »Lasst uns abhau’n,« sagte Riff. Die drei Ratsmitglieder gingen zur Treppe, gefolgt von Victoria und Albert. Col bildete den Schluss.
    Sir Peggerton drehte sich zu seinen Offizieren. »Bewaffnete Begleitung bis zu ihrem Juggernaut. Stellt sicher, dass sie verschwinden!«
    Offiziere und Soldaten begleiteten sie die Treppe hinab. Allerdings hielten sie einen Sicherheitsabstand ein, gerade so, als ob sie sich vor Ansteckung fürchteten. Begleitet wurde ihr Abstieg vom schrillen Zischen Sir Peggertons, der auf dem Flachdach tobte. Er schien seine Wut am Geschirr auszulassen.
    »Sie haben von unseren Tellern gegessen!« Man hörte, wie Porzellan zerdeppert wurde. »Haben unsere Gläser beschmutzt!« Das Klirren zerschlagener Gläser erfüllte das Treppenhaus. »Haben unsere Messer, Gabeln und Löffel entehrt!« Das metallische Geräusch zu Boden geworfener Bestecke war zu hören.
    An der Haustür blieb Victoria stehen und wandte sich an ihren Mann. »Kannst du mir behilflich sein, mein Lieber?« Gemeinsam hoben sie die Krone von ihrem Kopf und stellten sie auf den Boden. »Ah, das ist besser. Garstiges Ding.« Und schon wurden die Furchen auf ihrer Stirn weniger. Albert tat es ihr gleich und stellte seine Krone neben die ihre.
    Auf dem Rückweg

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