Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

nachts unzählige Durchgänge erst mühsam passierbar machen müssen, um dann festzustellen, dass all die Arbeit vergeblich gewesen ist, weil es sich wieder mal um eine Sackgasse handelte. «
    » Aber trotz dieser vielen Fehlschläge habt ihr nicht aufgegeben! « , sagte Kendira bewundernd.
    » Respekt « , murmelte Zeno. » Ich weiß nicht, ob ich das monatelang Nacht für Nacht durchgehalten hätte. «
    Dante lachte kurz auf. » Die Aussicht, für den Rest des Lebens in Eden eingesperrt zu sein, kann ganz schön motivierend sein. So, und jetzt lasst uns weitergehen! «
    Er führte sie nun tiefer in das unterirdische Labyrinth, das diese Bezeichnung zu Recht verdiente, wie Kendira fand. Obwohl sie scharf aufpasste und sich jede Abbiegung einzuprägen versuchte, verlor sie doch schon bald die Orientierung.
    Der erste Teil der Strecke führte mit sanftem Gefälle und zahlreichen Windungen abwärts und war dank der harten Arbeit, mit der Jaydan und Dante viele schmale Stellen passierbar gemacht hatten, leicht zu bewältigen. Zwischendurch passierten sie immer wieder Höhlen von unterschiedlicher Größe.
    Als sie wieder einmal einem schmalen Gang entkommen waren, aufrecht stehen konnten und viel freien Raum um sich hatten, seufzte Nekia: » Ich wünschte, es ginge nur von Höhle zu Höhle! «
    » Ja, hier fällt einem das Atmen doch um einiges leichter « , pflichtete Carson ihr bei. Sein schneller Atem verriet, wie sehr die finsteren engen Gänge ihm auch psychisch zusetzten.
    Leider führte Dante sie keineswegs von Höhle zu Höhle, sondern von einem schmalen Seitenarm zum anderen. An mehreren Stellen schrumpften die Gänge zu beklemmend engen Tunneln zusammen. Dann mussten sie sich wie am Anfang des Höhlensystems aufKnien und Händen vorwärtsarbeiten.
    Das war in der Dunkelheit, in der das Licht der beiden Taschenlampen wenig auszurichten vermochte, schon beängstigend genug. Doch wenn sich die Decke auf einigen Teilstücken so tiefherabsenkte, dass man nur noch bäuchlings vorwärtskam, dann jagte das Herz, brach der Schweiß aus allen Poren und saß die Angst würgend im Hals.
    In diesen Engstellen hatte Kendira jedes Mal das Gefühl, gleich würde die Decke über ihr einbrechen und sie unter unzähligen Tonnen Fels begraben. Dann gab es Momente, wo Panik in ihr aufstieg und sie zu überwältigen drohte. Dass die Angst jedoch nicht die Oberhand gewann, verdankte sie ihrer Willenskraft und dem harten Training im Schwarzen Würfel. Dort hatte sie gelernt, Nerven zu bewahren und sich mit kühler innerer Beherrschung ganz auf die vorliegende Aufgabe zu konzentrieren.
    Den anderen erging es nicht anders. Aber sie alle hielten durch und Dantes unentwegtes gutes Zureden trug mit dazu bei.
    » Vorsichtig! Bleibt erst mal neben dem Durchgang stehen! Entfernt euch jedoch aufkeinen Fall mehr als zwei Schritte von der Wand! « , warnte er jeden von ihnen, als sie wieder einmal keuchend aus einem engen steinernen Schlauch krochen. Der laute, nachhallende Klang seiner Stimme ließ erahnen, dass sie in eine recht große Höhle gelangt sein mussten.
    » Und warum nicht? « , stieß Carson hustend hervor und sackte neben der Öffnung zu Boden.
    » Wird wohl einen Grund haben « , keuchte Zeno, kroch auf allen vieren an Carson und Kendira vorbei und lehnte sich ebenfalls sitzend gegen die kühle Felswand, um sich von der Strapaze zu erholen und zu Atem zu kommen.
    » Der Grund sind gut zwanzig Meter Abgrund, Freunde « , sagte Dante und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinter sich. Nun war zu erkennen, dass sie sich auf einer Art Plattform befanden, die sich rechts und links vom Durchlass weit in die Länge zog, jedoch von der Öffnung bis zur Abbruchkante keine drei Meter maß.
    » Und jetzt? « , stieß Nekia gepresst hervor. » Wie geht es jetzt weiter? «
    » Sieht so aus, als hätten wir zur Abwechslung eine kleine Kletterpartie vor uns « , kam es spöttisch von Zeno. Er hatte auf dem letzten Teilstück die hinterste Position eingenommen. Der Strahl seiner Lampe war an dem Stahlhaken hängen geblieben, der einen Meter vor der Kante aus einem Riss im Gestein aufragte. An dem Karabinerhaken war ein Seil festgebunden.
    » So ist es « , bestätigte Dante. » Es sind aber nur zwanzig Meter. Und wir haben Knoten ins Seil geknüpft. So gut trainiert, wie ihr es seid, werdet ihr mit dem Abstieg keine Schwierigkeiten haben. «
    » Mir sind zehn solche Kletterpartien lieber, als einmal durch diese verflucht engen Tunnel zu kriechen