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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der nicht wusste, worauf sie hinauswollte.
    » Na ja, aus diesen Märchen nimmt keiner ständig irgendwelche Formulierungen in den Mund. Jedenfalls habe ich noch keinen gehört, der etwa ›Verfluchter Wüterich Rumpelstilzchen!‹, ›Beim Zeus!‹ oder ›Um Aschenputtels willen‹ gesagt hätte. Aber ›Zum Teufel!‹, ›Mein Gott!‹ und ›Um Himmels willen!‹ sagt jeder von uns sehr oft, selbst die Master und Prinzipalen. «
    » Stimmt « , gab Carson zu. Doch dann zuckte er mit den Achseln und fuhr fort: » Aber zu bedeuten hat das nichts. Diese Redewendungen haben sich ebenjenen der Zeiten erhalten, als die Leute auch noch fliegende Hexen auf dem Besenstiel, Zauberer, Kobolde und all solch abergläubisches Zeug für wahr gehalten haben. Aber wieso kommst du plötzlich auf so eine Frage? «
    Duke nickte. » Das würde ich auch gern wissen. «
    Nur Colinda fand nichts Verwunderliches daran. » Wieso denn? Genau betrachtet ist das doch eine ganz interessante Frage « , stand sie Kendira bei. » Sich über solche Sachen mal Gedanken zu machen, ist doch völlig in Ordnung. «
    Kendira winkte ab und lachte verlegen. » Ich weiß auch nicht, wie ich da plötzlich drauf gekommen bin. «
    Sie ärgerte sich, dass sie sich von Dantes seltsamen Überlegungen und Verdächtigungen hatte anstecken lassen. Insgeheim schwor sie, sich solche abstrusen Mutmaßungen nicht noch einmal anzuhören.
    Aber die Saat war ausgebracht und schon in ihr aufgegangen, auch wenn sie noch nichts davon ahnte. Es sollte ihr jedoch schon am nächsten Tag, nach dem Anschlag der Nightraider und Master Seywards Auslöschung, erschreckend zu Bewusstsein kommen.

14
    Die Lichtburg erstrahlte wie immer in ihrem atemberaubend gleißenden Lichtermeer. Das leuchtende Netz des Lichtdoms spannte sich noch über dem Appellplatz und der tausendstäbige Hyperion-Kubus mit seinen sich ständig verändernden Spektralfarben rotierte mit majestätischer Erhabenheit unter der Lichtdecke.
    Alles war wie an unzähligen anderen Tagen in jener Appellstunde kurz vor Einsetzen des Morgengrauens. Die Electoren, Servanten und Guardians hatten sich in der vorgeschriebenen Aufstellung vor der Lichtburg versammelt. Die Master, Prinzipalen und der Primas hatten ihre Plätze oben auf der Treppenanlage eingenommen und Templeton führte den Konvent wie jeden Morgen durch das Morgenlob und Treuegelöbnis.
    Nichts deutete daraufhin, dass sich dieser Tag unauslöschlich in Kendiras Gedächtnis und das vieler anderer brennen würde. Nicht einmal der frische Wind, der aus Nordwesten von den schneebedeckten Bergspitzen der Sierra herabfiel und durch das Tal fuhr, war ungewöhnlich. In der Höhe, in der das Liberty Valley lag, waren selbst im Hochsommer die Stunden vor Sonnenaufgang frisch und häufig windig.
    » Was geben wir der Erhabenen Macht ohne Zögern und frohen Herzens? « , schallte Templetons Stimme über den Platz.
    » Alles, was wir haben, alles, was wir sind! « , rief Kendira im Chor der Versammlung, während sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Die Worte von Morgenlob und Treuegelöbnis kamen ihr nach all den Jahren, in denen sie die Satzfolgen des täglichen Rituals viele tausend Mal ausgesprochen hatte, ganz von selbst und ohne nachzudenken über die Lippen.
    Nekia neben ihr war ähnlich abgelenkt, ohne dabei jedoch aus dem Rhythmus des Chors zu kommen oder gar im Wechselrezitativ eine vorgegebene Antwort zu verpassen. Sie begleitete den Schwur mit einem herzhaften Gähnen und war mit den Kordeln ihres Gürtels beschäftigt.
    » Wer ist bis in den Tod zum treuen Dienst bereit? «
    Kendira hob synchron mit allen anderen auf dem Platz den Arm zum Ehren- und Bereitschaftsgruß des Libertianers, legte die flache Hand vor die Brust und wollte gerade mit den anderen lauthals beteuern: » Erhabene Macht, wir sind bereit! « , als ein Donnerschlag durch das Tal rollte und alle zusammenfahren ließ.
    Doch der Knall kam nicht etwa aus plötzlich heraufgezogenen Gewitterwolken, sondern von einem bewaldeten Hang schräg gegenüber dem Westtor und der dahinterliegenden Kaserne. Ihm folgte augenblicklich ein Feuerschweif, der im Westen aus dem Wald in den dunklen Himmel stieg, sich dann schnell wieder neigte– und auf die Lichtburg zuhielt. Fast gleichzeitig kamen aus derselben Richtung zwei weitere Detonationen, die lauten Donnerschlägen glichen.
    » Raketen der Nightraider! « , brüllte ein Zugführer der Guardians. » Raketen! In Deckung! Zu Boden! «
    Fast jeder kannte

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