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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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diese Situation und wusste, was man bei so einem Anschlag aus der Dunkelwelt zu tun und zu lassen hatte. Es gab zwar hier und da einiges Geschrei, insbesondere in den beiden Blöcken der Delta-Electoren, die noch nie einen solchen Angriff mitgemacht hatten. Aber zu einer kopflosen Panik kam es nicht. Alles blieb verhältnismäßig ruhig und geordnet.
    Kendira folgte dem Beispiel der anderen, indem sie sich mit dem Rücken zur Angriffsrichtung hinkniete und sich die Kapuze über den Kopf zog. Eigentlich sah die Vorschrift vor, dass sie sich nun so tief wie möglich zu Boden beugte, sich ganz rund machte und die Arme schützend über den Kopf legte.
    Aber die Neugier war größer als die Angst, zufällig von einer Rakete getroffen zu werden. Bisher war das noch nie geschehen. Jedes Mal waren die Raketen hoch über die Lichtburg hinweggeflogen und bei den Werkzeugschuppen und Wohncontainern der Servanten aufgeschlagen, die sich hinter einem mehr als mannshohen und mit immergrünen Büschen dicht bewachsenen Erdwall verbargen. Und so folgte sie fasziniert der feurigen Flugbahn der Nightraider-Raketen.
    Das erste Geschoss aus dem Totenwald raste unter lautem Fauchen heran. Es hatte die übliche Größe, war um die anderthalb Meter lang und etwa so dick wie der Oberarm eines kräftigen Mannes. Diesmal flog die Rakete jedoch nicht hoch genug, um über das zinnengekrönte Dach der Lichtburg zu kommen. Unter ohrenbetäubendem Bersten zerschellte sie an der Fassade der Lichtburg, wo die Master und Prinzipalen ihren Wohntrakt hatten.
    Im Licht der Strahler regnete es rauchende Trümmer aus dickem braunem Karton und angeschwärzten Latten sowie einige Dutzend gelbliche Blätter, die wie hochgewirbeltes, überdimensionales Herbstlaub zu Boden flatterten.
    Zwei, drei Sekunden später schlugen dort auch die beiden anderen Raketen ein. Eine zerplatzte wie das erste Geschoss an der Sandsteinfassade, ohne dabei erkennbaren Schaden anzurichten. Doch die dritte Rakete traf mitten auf ein Fenster, ließ es in tausend Splitter zerspringen und zerplatzte im Zimmer mit einem dumpfen Laut. Eine dünne Rauchfahne kam aus dem Inneren und kroch an der Hauswand empor.
    Die Sirenen auf den Dächern der Kaserne, dem Schwarzen Würfel und der Lichtburg hatten kurz nach dem Abschuss der ersten Rakete eingesetzt. Ihr schriller Ton erfüllte das Tal von einem Ende bis ans andere und war vermutlich auch noch jenseits der umliegenden Bergketten zu hören. Das durchdringende Jaulen schmerzte in den Ohren.
    Der Sirenenlärm vermischte sich mit dem rasenden Tackern des Speerfeuers, das fast gleichzeitig von den westlichen Wachtürmen der Sicherheitszone einsetzte. Die Guardians nahmen von dort oben den bewaldeten Hang unter Beschuss, von wo die Raketen aufgestiegen waren. Die Lichtkegel mehrerer Suchscheinwerfer konzentrierten sich auf diesen Abschnitt des Totenwalds. Andere Lichtkegel irrten dagegen scheinbar ziellos über den dunklen Himmel. Auch aus dem Abschnitt weiter oben im Norden, wo sich hinter dem Vista Hill der Liberty Lake und das große naturbelassene Waldstück an seinem Westufer befanden, kam intensives Gewehrfeuer.
    » Alle Electoren und Servanten in die Lichtburg! « , befahl Templeton, als keine weiteren Raketen aufstiegen. Seine Stimme, die aus den Lautsprechern dröhnte, klang so kühl und ruhig wie immer. » Die Electoren begeben sich ins Refectorium, und wer von den Servanten weder zum Dienst dort noch in der Küche eingeteilt ist, wartet die offizielle Entwarnung unten in der Eingangshalle ab! «
    Die Electoren und Servanten richteten sich auf und erklommen in geordneter Eile die sichelförmige Treppenanlage. Viele warfen schnell noch einen Blick hinüber auf den Totenwald, ob von dort noch mehr Geschosse aufstiegen, was jedoch nicht der Fall war.
    » Wo bleiben denn die Drachen und die Ballons, die diese verfluchte Bande sonst immer zusammen mit ihren Kartonraketen zu uns in die Sicherheitszone geschickt hat? « , fragte Hailey.
    » Keine Sorge, die kommen schon noch– oder sind längst in der Luft « , sagte Nekia. » Aber was mich viel mehr interessiert, ist, was die Nightraider sich bloß davon erhoffen, uns mit ihren Raketen Flugblätter in die Sicherheitszone zu schicken. Halten die uns wirklich für so einfältig, dass wir auf ihre Propaganda hereinfallen und… «
    » Da treiben die ersten Ballons mit Seelengift heran! « , fiel Colinda ihr aufgeregt ins Wort. Sie blieb aufhalber Treppenhöhe stehen und deutete über das

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