Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
Brewster mag ja buchstäblich eine Pfeife sein und sein ständiges Trillern für was ganz Tolles halten. Aber in solchen Dingen hat er eine glückliche Hand, das muss man ihm lassen. Findest du nicht? «
» Na, ich hätte auch nichts dagegen gehabt, mal wieder gegen dich zu spielen « , erwiderte sie. » Colinda und ich gegen dich und Duke, das wäre doch mal ein Match! «
» Aber, aber! Seit wann wünschst du dir denn eine todsichere Niederlage? Gegen Duke und mich habt ihr keine Chance! «
» Von wegen! Wir würden euch schon kleinkriegen! « , stieß sie hervor. » Was ihr uns vielleicht an Muskelkraft voraushabt, machen wir mit unserer besseren Technik wett. Und die bessere Technik entscheidet letztlich über Sieg oder Niederlage. «
Er lachte. » Deine zweifelhafte Theorie können wir gern mal in der Praxis auf die Probe stellen. Aber jetzt beeil dich, dass du in die Umkleide kommst! Sonst schickt dich Brewster wegen Verspätung zehn Mal um die Anlage. Du weißt doch, wie besessen er von Pünktlichkeit und sklavischer Einhaltung aller Regeln ist. Der könnte sich fast mit Bulldogge die Hand reichen. Wir spielen übrigens drüben auf Platz zwei. «
» Danke! Ich fliege! «
Kendira beeilte sich und entging gerade noch einer Ermahnung plus der obligatorischen 10-Runden-Strafe um die Tennisanlage. Sie spielte sich mit Carson warm und dann traten sie gegen Colinda und Duke an.
Es wurde ein spannendes Match, weil Colinda und Duke ihnen ebenbürtig waren. Und je länger es dauerte, desto mehr genoss sie es, Carson an ihrer Seite zu haben. Nicht nur, weil sie sich gut ergänzten. Sie hatte noch nie mit Carson im Doppel auf dem Platz gestanden. Und es überraschte sie angenehm, dass er sie nicht zu beeindrucken und in den Hintergrund zu spielen versuchte. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Partnern, mit denen sie bisher im Doppel angetreten war. Diese hatten es nämlich offensichtlich als ihre vorrangige Aufgabe angesehen, ihr ständig in den Weg zu springen und auch jenen Bällen nachzujagen, die eigentlich sie anzunehmen hatte – und die sie auch gut hätte spielen können.
Carson tat nichts dergleichen. Zwar passte er scharf auf und stand bereit, um ihr notfalls zu Hilfe zu kommen, falls ihr ein Lauffehler unterlief und ein Ball ihrer Gegenspieler für sie unerreichbar wurde. Aber bis auf diese Ausnahmen ließ er sie ihr Spiel spielen. Und dass er ihr ganz selbstverständlich zutraute, auch harte und raffiniert gespielte Bälle richtig einschätzen und übers Netz zurückschicken zu können, rechnete sie ihm insgeheim hoch an.
Deshalb hatte sie auch nichts dagegen einzuwenden, dass er nach einem gelungenen Ballwechsel oft rasch zu einem High Five oder einer kurzen Berührung am Arm an ihre Seite kam. Sie waren mit Begeisterung bei der Sache und beide bester Laune, und dass sie Colinda und Duke schließlich knapp schlugen, indem Kendira ihnen mit einem Ass, sauber und mit viel Spin auf die Linie gesetzt, den Matchball servierte, machte ihr Hochgefühl komplett.
» Kendira! Was für ein Geschoss! « , rief Carson begeistert und umarmte sie spontan. » Wir haben sie geputzt! Und ich dachte schon, sie hätten uns am Kragen! « Er drückte sie an sich.
Kendira lachte und erwiderte die Umarmung, klopfte ihm mit ihrem Schläger auf den Rücken. Sie spürte seinen warmen, schnellen Atem an ihrem Hals, wie er wohl auch ihren stoßhaften Atem auf seiner Haut spürte. Es machte ihr auch nichts aus, dass sie beide völlig durchgeschwitzt waren. Und sie verharrten länger in ihrer Umarmung, als es einem Ausdruck spontaner Freude über den Sieg entsprochen hätte.
Von der Tür her, die auf den umzäunten Court führte, kam ein betont langsames Händeklatschen, sogleich begleitet von Zenos mokanter Stimme.
» Ach, wie rührend! Carson und Kendira in inniger Umarmung! « , rief er. » Ihr beide gebt wirklich ein prächtiges Paar ab. «
» Verpiss dich! « , kam es ärgerlich von Duke. Master Brewster befand sich auf dem Court mit der Tribüne und damit außer Hörweite.
» Unmöglich! Von so einem Anblick kann man sich beim besten Willen nicht losreißen! « , höhnte Zeno. » Da muss man doch einfach hinschauen. «
Kendira schoss das Blut heiß ins Gesicht und sie entzog sich schnell Carsons Umarmung. Ihr war, als spürte sie bei ihm einen kurzen Widerstand, sie freizugeben.
» Verschwinde oder du handelst dir Ärger ein! « , drohte nun Carson und drosch einen Ball mit aller Kraft in Zenos
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