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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Ausflüchte! « , fuhr ihm der Prinzipal über den Mund. » Gib ihn her. Ich bringe ihn selbst zurück. Auf euch Servanten ist wirklich immer weniger Verlass! Vermutlich werde ich mit deinem Senior ein ernstes Wort reden müssen, damit wieder mehr Disziplin in seine Truppe kommt. So, und jetzt mach, dass du nach oben kommst! «
    Bitte nicht den Riegel vorschieben!, flehte Kendira in Gedanken inständig.
    Vergeblich.
    Im nächsten Augenblick schabte Metall über Metall, und mit einem harten und unerbittlichen klack! rastete der Riegel außen in die Sicherungsschiene ein, die ein Öffnen von innen unmöglich machte.
    Gleichzeitig zuckten Kendira und Nekia bei dem Geräusch zusammen. Es klang in ihren Ohren wie eine Verurteilung. Ein Laut kam ihnen jedoch nicht über die Lippen.
    Und dann erlosch auch noch die Deckenleuchte. Pechschwarze Dunkelheit stürzte von allen Seiten auf sie ein und legte sich wie eine unsichtbare Bleiplatte auf ihre Brust, während sich draußen auf dem Gang die Stimmen und Schritte von Sherwood und Dante entfernten.

22
    So schwer es ihm auch fiel, er ließ es sich nicht anmerken, wie angeekelt und erschüttert er war. Die Angst, seine Gefühle und Gedanken zu verraten und sich damit womöglich noch selbst auf den Cleansing-Stuhl zu bringen, gab ihm die nötige Kraft, nach außen hin eine scheinbar gleichmütige Haltung zu bewahren.
    Doch kaum war er in seinem Zimmer und hatte die Tür hinter sich geschlossen, als diese Maske schlagartig von ihm abfiel. Wie kraftlos wankte er durch den Raum, stützte sich an der Kante seines Schreibtischs ab und sank auf den Stuhl. Dort fiel er förmlich in sich zusammen.
    Für einen langen Moment saß er reglos auf dem harten Stuhl. Dann fuhr seine Hand nach links zur mittleren der drei Schubladen. Er zog sie auf, schob einen Stoß Papiere zur Seite und holte darunter eine Flasche Tequila hervor. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, ein Glas zu holen, sondern zog den Korken heraus und setzte die Flasche an die Lippen. Er trank gierig, und es kostete ihn große Willenskraft, die Flasche nach drei kräftigen Schlucken wieder abzusetzen.
    Der scharfe Agaveschnaps half gegen den sauren Geschmack im Mund, nicht jedoch gegen sein inneres Elend. Es saß wie ein Geschwür in ihm. Ein mit Eiter gefülltes Geschwür, das langsam in ihm gewachsen und vor einigen Tagen dann plötzlich aufgeplatzt war.
    Das öffentliche Cleansing hatte ihn mit Abscheu erfüllt. Vor allem mit Abscheu vor sich selbst. Er fühlte sich erbärmlich, weil er nicht einmal den Versuch unternommen hatte, für Seyward ein Wort einzulegen und nach irgendeinem Ausweg zu suchen, um seine Auslöschung zu verhindern. Vielleicht hätte es doch eine Möglichkeit gegeben, Seyward vor dieser Bestrafung zu bewahren.
    Aber er hatte nicht den Mut gehabt. Zu groß war die Angst, dadurch Misstrauen an seiner bedingungslosen Hingabe zu wecken und selbst ins Visier der Fanatiker unter den Oberen des Konvents zu geraten.
    Dieser Whitelock war ein von Ehrgeiz zerfressener Mann ohne Gnade. Und wenn er sich auch hütete, es auszusprechen, so kannte er nur ein Ziel, nämlich eines Tages zum Primas ernannt zu werden und uneingeschränkt über Liberty 9 zu herrschen. Um das zu erreichen, war er zu allem bereit. Whitelock hätte sogar seine eigene Mutter, ohne mit der Wimper zu zucken, auf den Stuhl binden und cleansen lassen!
    Und Whitelock war nicht der Einzige, der die drakonischen Vorschriften für rechtens hielt. Unter den Prinzipalen und Mastern gab es viele, die so dachten wie Whitelock. Sherwood, der Neue, gehörte ganz sicher dazu und auch Brewster. Diese Rotkutten kannten nicht den Schimmer eines Zweifels, ob das, was sie taten, auch wirklich notwendig zu verantworten war. Und wer sich ihnen gegenüber eine Blöße gab, indem er auch nur leise Bedenken an dem System anmeldete oder auf die immer knapper werdenden Ressourcen und die Systemausfälle hinzuweisen wagte, brachte sich damit in höchste Lebensgefahr.
    Eine einzige gedankenlose Bemerkung reichte schon, um eine Durchsuchung seiner Privaträume heraufzubeschwören. Er mochte das Versteck, wo er seine Tagebücher und so manch anderes verbotenes Gut aufbewahrte, für noch so sicher halten. Dennoch konnte er nicht ausschließen, dass es entdeckt würde. Und dann würde ihn nichts vor der totalen Auslöschung retten!
    Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter und schnell nahm er einen weiteren Schluck aus der Flasche. Warum sollte er sich auch

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