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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wortlos den Kopf, setzte den Glimmstengel in Brand und schob sich die Melone in den Nacken.
    Diego stieß einen scharfen Pfiff aus und rief » Hector! Juan! « über den Platz. Sekunden später tauchten zwei junge, kräftige Männer aus einem der Schuppen auf. Sie hatten Jagdgewehre über die Schulter gehängt und sahen verschlafen aus.
    Der Blick des kleinwüchsigen, dicken Diego ging kurz über die modernen Sturmgewehre und Maschinenpistolen, mit denen die Libertianer bewaffnet waren, und er lachte trocken auf. » Da stellt sich wohl die Frage, wer hier wen bewacht! « , sagte er spöttisch. Dann rief er den beiden Männern zu: » Los, schwingt euch auf die Daisy! Ihr könnt euch mal wieder richtig ins Zeug legen. Wir müssen die fünf Morituri zum Major bringen. «
    Augenblicke später folgten die fünf Libertianer Diego und seinen beiden Gehilfen Hector und Juan auf einen leichten, offenen Bahnwagen mit einer brusthohen Bretterumrandung und mehreren Sitzbänken. In der Mitte des merkwürdigen Gefährts war eine doppelseitige Hebelstange auf ein Stangengerüst montiert.
    » Was ist denn das? « , fragte Nekia verwundert.
    Der dicke Diego lachte. » Das nennt man eine Draisine, genau genommen eine Handhebel draisine. Es gibt nämlich auch welche, die mit Pedalen angetrieben werden « , erklärte er, während die beiden jungen Männer sich gegenüber an das Gestänge stellten und jeder die Hände um eine der beiden Hebelstangen legte. » Man treibt so eine Draisine vorwärts, indem man die Hebel rhythmisch auf und ab bewegt, so wie einen Pumpenschwengel. Über eine Kurbelschwinge unter der Plattform wird die Kraft dann auf die Räder übertragen. «
    Keiner hatte darauf geachtet, dass der Runner nicht mit ihnen auf den Draisinewagen gestiegen war. Erst als sich das Schienengefährt langsam in Bewegung setzte, wurde ihnen bewusst, dass er fehlte.
    » Kommt Dusty nicht mit? « , rief Kendira überrascht.
    Diego schüttelte den Kopf. » Er hat euch zu mir gebracht. Damit ist sein Job erledigt. «
    » Aber wir haben uns doch noch gar nicht von ihm verabschiedet und… und uns bedankt! « , stieß Nekia hervor. » Und dabei haben wir ihm doch so viel zu verdanken! «
    » So ist es ihm lieber « , erwiderte Diego.
    Als hätte der Runner gehört, dass sie über ihn sprachen, nickte er ihnen zum Abschied knapp zu und tippte dabei mit zwei Fingern an die Hutkrempe der Melone. Dann wandte er sich um und verschwand zwischen zwei Bretterstapeln– mit nun wieder klirrenden Sporen.
    Hector und Juan mussten sich anfangs ordentlich anstrengen, um den Wagen von der Stelle zu bringen. Aber sowie die anfängliche Trägheit der Masse überwunden war und sie die Draisine in Schwung gebracht hatten, wurde es für sie sichtlich leichter.
    Kendira war erstaunt, wie schnell sie an Geschwindigkeit gewannen und über die Gleise ratterten. Fahrtwind umwehte sie, trocknete ihre verschwitzten Haare und brachte eine willkommene Abkühlung von der schwülen Wärme, die über der Dunkelwelt lag. Die Strecke führte durch Stadtviertel, deren Gebäuden selbst bei Nacht anzusehen war, dass sie sich in der Mehrzahl in einem erheblich besseren Zustand befanden als die Häuser in allen anderen Bezirken, die sie bislang zu Gesicht bekommen hatten.
    Aber nicht weil Erdbeben und Feuer hier weniger Zerstörung angerichtet hätten, sondern weil man hier den Wiederaufbau konsequent vorangetrieben hatte. Zwar gab es auch in diesem Territorium noch zahlreiche Ruinen, aber selbst diese erschienen weniger trostlos. Überall fiel der Blick auf primitive Baugerüste. Hier und da flog sogar ein von Grund auf neu errichtetes Gebäude an ihnen vorbei. Auch bemerkten sie auf vielen Dächern Windräder.
    Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten. Dann fuhr die Draisine in eine graue Betonhalle, durch die das Gleis mitten hindurchführte.
    » Den Rest der Strecke geht es zu Fuß weiter! « , teilte Diego ihnen mit, während mehrere bewaffnete Männer aus dem Dunkel der Halle auftauchten und zu ihnen an die Draisine traten. » Und obwohl die Einhaltung der Vorschriften in eurem Fall vermutlich wenig Sinn ergibt, müssen wir sie doch ohne Ausnahme einhalten. «
    » Und was heißt das? « , fragte Kendira.
    Diego griff in eine Holzkiste unter seiner Sitzbank und sagte bedauernd, während er ein dickes schwarzes Wollbündel hervorholte: » Dass wir euch leider blickdichte Kapuzen über den Kopf stülpen müssen. «

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    Dass man ihnen die Kapuzen unter dem Kinn auch noch mit

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