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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Für Kendira und Dante hatte die Zeit ihre Bedeutung verloren.
    » Hey, genug geturtelt, Leute! Das muss erst mal reichen! « , rief Zeno und strahlte sie mit seinem runden Mondgesicht an, als platzte er gleich vor Aufregung. » Los, hoch mit euch! Schwingt die Hufe! Oben ist Einsatzbesprechung! Es heißt, wir schlagen schon heute Nacht los! «

60
    Es war gegen halb drei, als die beiden grauen Langboote durch ein schmales Seitenwehr im mächtigen Schleusentor aus dem Becken der Werfthalle glitten und sich hinaus auf die nächtliche Bay wagten. Nicht etwa schwere Ruderriemen in knarrenden Dollen, sondern schlanke Kanupaddel stachen in einem kraftvollen Rhythmus ins Wasser und trieben die schnittigen Boote fast lautlos durch die tintenschwarzen Fluten.
    Die beiden Langboote waren mit den besten Männern aus der Truppe der Delta Glider besetzt, die unter Akahitos Kommando standen. Insgesamt hatten zwei Sons of Liberty, die mit den Gewässern der Bay auch bei Nacht vertraut waren, und einundzwanzig graue Drachen mit ihren Fluggeräten und Waffen in den langen, aber schmalen Booten Platz gefunden– sowie Kendira, Dante und Carson.
    Sich mit der Hauptstreitmacht von der Potemkin aus am Angriff aufTomamato Island zu beteiligen, hatten die drei Libertianer strikt abgelehnt, als sie erfahren hatten, welcher Part den Delta Glidern zugedacht war. Hartnäckig hatten sie darauf bestanden, sich Akahito und seinen Männern anschließen zu dürfen, und schlussendlich hatten sie ihren Willen bekommen– und zwei Stunden Einweisung und Trockenübungen in der Halle.
    Kendira saß mit Liang an ihrer Seite im ersten Langboot. Dante saß drei Sitzbretter weiter vorn bei Akahito, und Carson eine Reihe hinter ihr.
    Eigentlich hatte auch Nekia dabei sein wollen, aber dann war sie doch davor zurückgeschreckt. Dass Zeno sich lauthals darüber beklagt hatte, von allen im Stich gelassen zu werden, hatte Nekia geholfen, ihr Gesicht zu wahren und so zu tun, als wäre sie allein wegen ihm zurückgetreten. Und es war richtig, dass sie sich so entschieden hatte. Zeno konnte ihren Beistand auf der Potemkin später beim Angriff gut gebrauchen.
    Zeno hatte die Bazooka für sich reklamiert und nach einem kurzen, heftigen Streit auch seinen Willen bekommen, und das mit gutem Recht. Sie hatten die modernen Waffen erbeutet, sich mit ihnen abgeschleppt und sie durch das Shadowland und den Abyss gerettet. Und da auch keiner von Major Marquez’ oder Yakimuras Männern Erfahrung mit einer Bazooka besaß, konnte auch ebenso gut er, Zeno, derjenige sein, der sie bediente.
    Major Marquez und der Tai-Pan hatten vorhergesagt, dass sich in der zweiten Nachthälfte Nebel über der San Francisco Bay bilden würde, wenn nämlich genug warme Luft vom Land über das kühlere Wasser hinweggestrichen war. Die Nebelschleier würden der plumpen Potemkin ermöglichen, sich der Insel unauffällig zu nähern.
    Die Vorhersagen waren eingetreten. Nebelfelder stiegen über dem Wasser auf und wogten im warmen, ablandigen Wind, der über die Bay strich.
    Wind und Nebel machten die erste Etappe anstrengend und gefährlich. Die Langboote mussten im Nebel durch einen Irrgarten gesunkener Fähren, Fischerboote, Yachten, Hausboote und riesiger Kriegsschiffe, mit deren Wracks die flachen Ufergewässer übersät waren. Die Langboote durch den bizarren und von Nebelschleiern umwogten Schiffsfriedhof zu steuern, erforderte selbst von den einheimischen Lotsen, die mit den Gewässern bestens vertraut waren, höchste Konzentration und von den Mannschaften Reaktionsschnelligkeit. Und dennoch rasierten sie mehrmals nur haarscharf an verrosteten Decksaufbauten und anderen Wrackteilen vorbei, die plötzlich neben ihnen aus der milchigen Dunkelheit auftauchten.
    Endlich hatten sie sich aus dem gefährlichen Schiffsfriedhof befreit. Die Langboote schlugen nun einen westlichen Kurs ein und nahmen die Überquerung der weiten Bay in Angriff. Mehr als zehn Kilometer offenes Gewässer lagen zwischen ihnen und ihrem Ziel. Und die Zeit lief.
    Akahito legte ein scharfes Schlagtempo vor, denn spätestens gegen zehn vor vier mussten sie das Westufer der Bay erreicht haben, wenn sie ihren Plan nicht gefährden wollten.
    Zielstrebig und kraftvoll schnitten die Boote durch die Fluten. Die Paddel stachen im Sekundentakt durch die dunkle Wasseroberfläche. Das leise Gurgeln beim Durchziehen und das Abtropfen der Blätter beim Herausziehen waren die lautesten Geräusche. Daneben war nur noch das Rauschen des

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