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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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aus«, sagte Darayavahush ein paar Tage später und fuhr schwungvoll vom Parkplatz des General Hospitals. Er war bester Laune: Am Vormittag hatte er den Führerschein geschafft und jetzt hatte ihn Ernesto, ohne mit der Wimper zu zucken, ans Steuer seines roten Beetle gelassen, dabei hatte Dr. Merrill den Wagen bei der Versicherung nur auf Ernesto angemeldet.
    »Egal«, hatte Ernesto gemurmelt, als Darayavahush ihn vorsorglich darauf hinwies.
    Haben sie dir mal erklärt, warum sie dich immer noch nicht zu ihr lassen?«, erkundigte sich Darayavahush jetzt, während sie den Highway Richtung Stadtkern entlangfuhren. Bei Clark & Sons waren heute Cashew-Huhn und süßsaure Shrimps im Angebot, die waren fest eingeplant.
    »Scheiße, nein«, murmelte Ernesto. »Sie sagen: Untersuchungen. Immer noch Untersuchungen. Bevor die nicht abgeschlossen wären: blablabla…«
    »Was gibt’s denn da so lange rumzudoktern?«, überlegte Darayavahush, verließ schwungvoll den Highway und bog bald darauf in den Aberdeen Drive ein. Von hier war es nur noch ein Katzensprung ins Ed’s, zum Milk and Honey und genauso zu Clark & Sons. Old Town war eben wirklich nur eine minimalistische, engstirnige Kleinstadt.
    »Wie geht es ihr überhaupt? Weißt du was darüber?«
    Ernesto schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nichts, absolut nichts. Dabei ist mein Vater mit Dr. Walther sogar befreundet.«
    »Mann, die Kleine muss doch völlig durch den Wind sein. Erst jahrelang im Wald und jetzt das…«
    Ernesto löste seinen Sicherheitsgurt und spürte, wie er wieder Kopfschmerzen bekam, wie so oft in den vergangenen Tagen. Was war nur los mit ihm? Okay, er hatte Liberty Bell in der vergangenen Woche ein paar Stunden erlebt, die meisten davon, wenn er ehrlich war, schlafend. Und er war hinter das Geheimnis des Steinwalls neben der verfallenen Hütte gekommen, was anscheinend noch niemand anderem gelungen war, aber das war es auch schon, oder?
    Oder?
    Sie hatte komische Sachen gesagt, von Jesus und Gottes kleinsten Geschöpfen gesprochen und etwas von tanzenden – waren es tatsächlich Augenhärchen gewesen? Oder hatte er sich da verhört?
    Tanzende Augenhärchen? Was sollten Augenhärchen sein? Wimpern? Weitere Assoziationen waren ihm zu diesem verrückten Wort nicht eingefallen.
    »He, gut gefahren«, sagte er pflichtschuldig, als Darayavahush mit triumphierender Miene vor dem Clark & Sons eingeparkt und »Voilà!« gerufen hatte.
    »Danke, Alter«, antwortete Darayavahush und dann stiegen sie aus, trafen sich vor der Motorhaube und Darayavahush breitete noch mal triumphierend seine muskulösen Arme aus, warf Ernesto anschließend den Autoschlüssel zu und gab ihm einen spielerischen Schubser vor die Brust. »Wenn die Kleine nicht komplett aussehen würde wie Olivia Oel in Blond, würde ich ja denken, du hast dich in sie verknallt, Knalltüte«, sagte er dazu grinsend. Dann zog er Ernesto am Arm hinter sich her in den Laden.
    »Olivia wer?«, hakte Ernesto verwirrt nach, während er Dalí abwehrte, der ihn angeleint vor dem Clark & Sons, begrüßte, als wäre Ernesto der letzte Mensch auf Erden und von Gott persönlich hierhergeschickt worden, in der Mission, dreibeinige Hunde vor dem emotionalen Hungertod zu erlösen.
    »Popeyes Freundin, du Schnarchnase! Spinat-Popeye! Den kennst du doch wohl?« Darayavahush ging lachend voraus. »He Mose, Salvador! Allah Akbar, erst mal! – Aber jetzt genug der moslimischen Formalitäten: Google doch mal einer die Comic-Tussi Olivia Oel für Ernesto! – Mann, habe ich einen Kohldampf…«
    Er deutete auffordernd auf Moses Smartphone, das auf dem wackeligen Stehtisch im hinteren Teil des Ladengeschäfts lag. Sekunden später schob er Ernesto bereits das Telefon zu. »Guckst du hier«, sagte er. »Das ist Olivia Oel. Ich sag’s ja: Bis auf den Unterschied, dass sie schwarzhaarig ist, sieht sie doch exakt aus wie dein nacktes Waldmädchen. Lang, dünn, schlaksig, irre und bedauerlicherweise mit wenig Busen gesegnet…«
    Ernesto runzelte die Stirn und er gab Mose das Handy zurück.
    »Idiot«, murmelte er dazu.
    »Die Leiden des jungen Merrill«, grinste Darayavahush, der mehr Literatur kannte, als man ihm zutraute. Aber Tatsache war, dass sein Vater Literaturdozent am College von Wood Green war und dass das doch literarische Spuren bei Darayavahush hinterlassen hatte, auch wenn er gerne den Proleten heraushängen ließ.
    »Und du bleibst dabei, das Mädchen kann richtig – sprechen?«, fragte Mose, nachdem

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