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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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Neandertaler«, flüsterte Mose, während Ronan sich Schritt für Schritt und so leise wie möglich hinter einen stacheligen Strauch zurückzog.
    »Was hat sie vor?«, brummte Jaden. Und als die Jungen sahen, wie sie drei lange Messer aus einem Holzkästchen nahm, das sie unter dem vordersten Käfigverschlag hervorgezogen hatte, fügte er hinzu: »Wie war das mit Sie sieht nicht wie eine Killerin aus?«
    Ernesto bekam auf einmal Kopfschmerzen und bemerkte, wie Darayavahush sein Smartphone aus der Hosentasche zog und alles, was nun geschah, dokumentierte.
    Das Murmeln des Mädchens, während sie die Messer mit ihren Fingern prüfte, sich für eines entschied und es an einem Stein wetzte: Ehre sei Dir, Herr, um Deiner Güte willen. Hilf uns, mit Nahrung zu versorgen, die nichts zu essen haben. Bewahre uns in Frieden und lass unsere Herzen dir allezeit lobsingen …, den Moment, als sie eines der rötlich braunen Tiere aus einem der Ställe zog, es liebevoll küsste und streichelte –
    »…kotz, sind das Ratten? Das sind doch Ratten! Riesenratten!«, flüsterte Jaden mit bebender Stimme.
    – und dem Tier das Messer plötzlich in einer einzigen, blitzschnellen Bewegung in den dicken, gedrungenen Hals stach.
    »In Ewigkeit, Amen«, sagte sie dazu.
    Ein gurgelnder Laut entstand. Dann erschlaffte das Tier und lag schwer und blutig auf den dünnen Knien des Mädchens. Die Luft roch nach Blut, was kein Wunder war. Ernesto musste für den Bruchteil einer Sekunde an die Worte Lady Macbeths denken, nachdem sie ihren tyrannischen Ehemann erstochen hatte: »Wer hätte gedacht, dass der alte Mann noch so viel Blut in sich hatte?« Dass ein einziger Biber, oder was auch immer das für ein Tier war, so viel Blut in sich haben könnte, hätte er auch nicht vermutet.
    Das Mädchen schien sich daran allerdings nicht zu stören. Sie lächelte nur und streichelte das Tier ein letztes Mal, ehe sie nach einem anderen Messer griff und mit ein paar gekonnten Schnitten die pelzige Haut von seinem Körper abzog. Es ratschte vernehmlich.
    »Igitt«, flüsterte Jaden.
    Ernestos Blick wanderte von dem nassen, blutigen Felllappen in den Händen des Mädchens zu ihrem eigenartigen, rötlich braunen Lendenschurz, den sie um die Hüften trug. – Was ging hier vor?
    In diesem Moment drehte sich das Mädchen um. Die Jungen hielten den Atem an. Hatte sie endlich mitbekommen, dass sie beobachtet wurde?
    »Eve?«, rief sie da und ihr Blick wanderte über die ganze Lichtung. »Eve?«
    Es war schon fast Abend, als sie wieder in dem Chevy saßen und auf dem Rückweg waren.
    »Reden wir nicht mehr davon«, knurrte Darayavahush. »Mir ist jetzt noch schlecht. Hey, dieser dicke, gehäutete Fleischkloß auf ihren nackten Knien… Was hat sie vor mit diesem – Ding? Will sie es etwa essen? So was isst man doch nicht. – Wenn ihr mich fragt, war die ganze Tour ein Flop. Da draußen wohnen einfach ein paar nackte Freaks, die sich von Rattenfleisch ernähren und ansonsten wahrscheinlich massenhaft Drogen konsumieren…«
    »Das sehe ich genauso«, sagte Jaden und machte Ernesto ein Zeichen, die Musikanlage des Wagens einzuschalten. »Was sollte außerdem dieses religiöse Gelaber? Von wegen In Ewigkeit, amen und so?«
    »Ist doch fucking egal«, sagte Darayavahush. »Freaks, Sektierer, religiöse Fanatiker, Nudisten. Irgend so ein Völkchen, halt. Was soll’s? Uns kann’s egal sein.«
    »Okay, Leute. Vergessen wir die Sache eben. Hundertzwanzig Meilen retour! Zurück in die Zivilisation!«
    Der Rückweg ähnelte der Hinfahrt. Sie redeten wieder über die Schule, über Liza Rodriguez, das Busenwunder, über Truthähne an Thanksgiving, über Dalís Körperausdünstungen, angesagte Colleges, Musik und Geldmangel. Nur über das Mädchen aus dem Wald verloren sie kein Wort mehr.

3
    W arum gehen wir nicht mal ins Milk and Honey?«, beschwerte sich Darayavahush an diesem Nachmittag, während sie auf Ed’s Corner zusteuerten, eine uralte Bar, die schmuddelig und verlebt war, aber ein gewisses Ambiente hatte, das sie alle mochten.
    »Bestimmt haben die Pilgrim Fathers schon hier drin gehockt und ihre Bierchen gezischt«, hatte Dara vor einigen Wochen mal gesagt und sich wohlig in dem alten, staubigen Schankraum umgesehen.
    »Hey, Hush, Geschichtsbanause! Die Pilgrim Fathers kamen sechzehnhundertirgendwas nach Amerika«, warf Ronan korrigierend ein.
    »Eben«, hatte Dara gesagt und lachend den alten Ed zum Bestellen herbeigewinkt.
    »Was willst du denn ausgerechnet

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