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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Grabens.
    Freitagabend findet in der Schule eine Fete statt. Ich lehne mich an die Wand. Starre Shakila an und arbeite hart daran, nicht Samantha anzuglotzen. Sie war mit Stefano zusammen, aber ich glaube, das ist vorbei, trotzdem habe ich keine Chance. Ich gehe, und Sif taucht neben mir auf.
    »Entschuldigung«, sage ich. »Aber ich muss nach Hause. Ich habe Probleme mit meinem Magen.«
    »Ich begleite dich ein Stück«, sagt Sif. Also küsse ich sie ein bisschen, nehme sie in den Arm und verabschiede mich. Sie geht zurück, und ich setze mich in die Hocke und zünde mir eine Zigarette an. Ein Pärchen nähert sich, ich verberge die Glut in der Hand. Samantha und Baltazar. Sie rauchen und unterhalten sich, aber ich kann nicht hören, worüber sie reden. Ich bin ziemlich sicher, dass sie ihm einen runterholt. Er stöhnt. Ja, sie hat es getan. Ich halte es nicht aus. Endlich gehen sie wieder zurück zur Fete, und ich kann aufstehen und fortgehen, ohne gehört zu werden. Ich fahre auf dem Motorrad nach Hause. Gehe ins Bett. Kann nicht schlafen.
Marcus
    EIN MERKWÜRDIGER KNÜPPEL
    Am Kiosk treffe ich die kleine Vicky, die in der Schule eine Klasse unter mir war. Ihr Vater ist stellvertretender Schulleiter an der Polizeischule. Vicky hat eine fast blaue Haut, und ihre Augen sind lebhaft und erzählen Geschichten von Dingen, die alle passieren könnten. Das Motorrad, auf dem ich fahre, ist eine Attraktion. Der Kiosk auch. Und wenn ich Vicky eine Cola spendiere, ist sie für mich wie ein verschmustes Kätzchen.
    »Was ist deine Funktion in der Firma?«, fragt sie mich.
    »Welcher Firma?«
    »Der wazungu -Firma«, sagt Vicky. »Die mit den Sägewerken am West-Kilimandscharo begonnen haben.« Eeehhh , sie hält mich für einen Boss bei TanScan und einen Teil der weißen Familie; genau wie Rosie, bis sie begriff, dass ich nur eine kleine Laus bin. Vicky scheint sehr auf eine Beziehung aus zu sein, und ich lüge so schnell wie ein Rennwagen, denn ihre Anziehungskraft ist groß.
    »Ich bin Chef der Einkaufsabteilung«, sage ich, und schon haben wir den Weg eingeschlagen, die Route zur Nacktheit.
    Kann man so leben? Bei der Arbeit muss ich wichtige Verhandlungen in der Stadt erfinden, damit ich mich zu Tita schleichen kann. Asko will nicht, dass sie dem Koch und dem Gärtner nachmittags freigibt, also treffen wir uns in Mama Friends Guesthouse in Soweto – dem gleichen Ort, den mama Knudsen für ihre Geschichte mit Léon Wauters nutzte. Aber unsere Geschichte ist anders, denn Titas Bauch wird immer größer. Wer wohnt da drin?
    »Ist das nicht gefährlich?«, frage ich.
    »Nein«, sagt Tita. »Nicht, wenn du mich von hinten nimmst.«
    Staili ya mbwa – nach Hundeart. Ich bin der Rüde, und Tita spielt Kleiner Onkel, sie hockt mit ihrem großen Bauch auf den Knien, und ihre hübschen Brüste hängen herab. Das kleine Baby liegt im Dunklen, ohne seine eigene Farbe zu kennen, und plötzlich wird es von einem merkwürdigen Knüppel verprügelt, direkt nebenan – große Kopfschmerzen. Tita weint. Ich halte ein.
    »Entschuldigung. Tut es weh?«
    »Oh nein – mach weiter –, jaaa«, weint sie. Merkwürdige Sitten. Schnelle Arbeit. Und zurück ins Büro. Nach Hause und auf die Kinder aufpassen. Und wenn die Erwachsenen im Club sind und die Kinder schlafen – komme ich endlich zur Ruhe. Aber nein.
    »Marcus«, ruft der Wachmann. »Du hast Besuch.« Ich erhebe mich von meiner Ruhe. Vicky! Sie hat etwas. Sie möchte es abgeben. Schon bald sind wir im Schlafzimmer der Schweden, mein Auge vor dem Busch. Eeehhh – Vicky ist ein dunkler Dschungel mit einer blutroten Blume. Jetzt bin ich der Gärtner dieser Blume, und der Dschungel wird zum Regenwald.
    Am nächsten Tag muss ich einen Joint bhangi rauchen – und zwei schnelle Biere trinken, denn ich bin ein ausgehöhlter Baumstamm im Sturm auf dem Ozean: Mama GM , alles schaukelt, mir wird übel, und ich ertrinke fast in dem fetten alten Meer.
Christian
    »Na, ist sie willig, dein kleines Mädchen?«, fragt mich Samantha.
    »Von wem redest du?«
    »Von Sif. Taugt sie was?«
    »Das wüsstest du wohl gern?«
    »Na ja, mit mir redet sie ja nicht«, sagt Samantha. »Vielleicht glaubt sie, ich wär hinter dir her.« Sif glaubt eher, ich wäre hinter Samantha her. Und das glaubt sie nicht nur.
    »Sif ist okay.«
    »Sie macht wohl alles, worum du sie bittest?«
    »Ich zwinge sie zu nichts.«
    »Der Ruf des Fleisches«, erwidert Samantha und wackelt den Gang hinunter.
    Heute Abend gibt es im

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