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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Liberty keine Musik – die Stereoanlage ist durchgebrannt.
    »Lass uns ins Kilimanjaro Hotel gehen«, schlägt Marcus vor und zeigt über die Straße.
    Schnarrend dröhnt Zaïre-Rock aus dem einstöckigen Gebäude gegenüber dem Liberty. Sie bedienen eine etwas ältere Klientel – diejenigen, die sich die Preise im Moshi Hotel nicht leisten können. Wir gehen rüber und treten über die Treppe in das große dunkle Lokal. Ich sehe eine Bar und einen Discjockey hinter einer Barriere. Eine Menge dicker alter Männer in schäbigen Anzügen und Frauen, aufgequollen vor Fett und nicht mehr ganz jung. Sie schieben die Füße rhythmisch über den rissigen Betonfußboden, wackeln mit den Hintern und tanzen mit den dicken Männern.
    »Das ist schon irgendwie anders«, sage ich zu Marcus.
    »Die Pumpstation«, erwidert er und steuert die Bar an.
    »Was meinst du?« Er zeigt auf eine offene Tür. Davor sitzen zwei Männer mit einer kleinen Kasse. Durch die Tür sehe ich einen Laubengang, der vor einem Hintergebäude mit vielen geschlossenen Türen verläuft, die offenbar in kleine Zimmer führen.
    »Da sind die Fickräume«, erläutert Marcus. »Die kannst du mieten. Wie lang brauchst du? Fünf Minuten? Zehn? Vielleicht bist du langsam und brauchst eine Viertelstunde.« Er bestellt bei der ausladenden Bar- mama Bier für uns. Ich trinke einen großen Schluck.
    »Sind das alles malaya ?«, frage ich Marcus.
    »Ein paar sind Amateure. Die pumpen nur für Bier, aber manchmal nehmen sie auch Geld.«
    »Aber sie sind so alt.«
    »Weil sie so alt sind, sind sie billig. Aber es gibt auch Männer, die altes Fleisch mögen.«
    »Und warum?«
    »Viel Erfahrung. Und nicht so viel Spott, wenn der Mann nicht kann. Und viele Fettbeulen, die der Mann untersuchen kann. Wie eine Entdeckungsreise in den Bergen.«
    Das Liberty ist besser. Obwohl keine Musik gespielt wird, sind dort zumindest junge Leute. Finger legen sich hart um meinen Oberarm. Ich schaue hin. Marcus’ Hand.
    »Christian«, sagt er. Ich schaue in sein Gesicht, aber er blickt in eine Ecke des Raums. Ich folge seinem Blick. Mein Vater. Er sitzt an einem runden Tisch zusammen mit Jonas, Asko und John von der TPC . Und drei schwarzen Nutten. Ich stelle mein Bier auf den Tresen.
    Vielleicht hat er nur gewartet, bis meine Mutter abgereist ist. Oder es ist purer Rassismus. Als ich Kind war, ist er in verschiedenen Ländern des Fernen Ostens gewesen. Vielleicht war es angenehmer mit einer kleinen gelben Bumsmaschine, die mit Reis betrieben wurde? Wer weiß, wie allein meine Mutter als Anästhesieschwester in Køge gewesen ist? Wollen wir Doktor spielen? Ich weiß überhaupt nicht, wer diese Menschen eigentlich sind – meine Eltern.
    »Wir gehen«, sage ich und bewege mich in einem großen Bogen über den Tanzboden, um eine Menge fetter tanzender Körper zwischen mir und dem Tisch in der Ecke zu behalten. Marcus ist direkt hinter mir. Wir erreichen die Treppe. Ich bleibe stehen und zünde mir hektisch eine Zigarette an. Schaue zur Seite und sehe Marcus. Zeige mit einer Kopfbewegung aufs Liberty und gehe die Stufen hinunter, setze meine Füße auf die harte Erde.
    »Christian?« Die Stimme meines Vaters. Hinter mir. Ich bleibe stehen, drehe mich um. Er steht oben auf der kleinen Treppe und sieht mich an. Sein Gesicht sieht wüst aus. Er sagt nichts.
    »Da sehe ich schwarz«, sage ich. Er lacht lautlos. Zum ersten Mal seit zwei Monaten. Es sieht hässlich aus. Hört abrupt auf.
    »Ja«, sagt er. Ich drehe mich um, gehe weiter aufs Liberty zu. Marcus kommt an meine Seite.
    »Dein Vater steht da noch.«
    »Tja«, sage ich und gehe weiter.
    »Dein Vater ist wieder reingegangen.«
    Ich sage nichts. Wir setzen uns an die Bar. Ich besaufe mich sinnlos, und Marcus schleppt mich in ein Taxi.
    Am nächsten Morgen erwache ich in seinem Bett. Vater ist nicht da, als ich nach Hause komme. Als er am Nachmittag erscheint, hat er Thorleif mitgebracht und tut so, als wäre nichts gewesen. Wie unfassbar dämlich darf man sich eigentlich aufführen?
Marcus
    PORNOSAFARI
    Sie will, dass das Licht eingeschaltet bleibt, weil sie die junge Pumpe in ihrer verfaulten Papaya sehen will. Entsetzen. Fast jeden Samstag muss ich nach Arusha fahren und mich beschmutzen. Drei Joints bhangi sind nötig, um Babylon zu überstehen, und vier Safari-Bier, um die Pumpe zu füllen, damit sie bei der ganzen Heuchelei steht.
    Die alte mama schiebt meinen Kopf zurecht: »Du sollst die Bohne lecken.« Sie ist so alt, dass sie

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