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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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zu viel trinkt, erledigt er doch seine Arbeit gewissenhaft.
    Im Larsson-Haus läuft’s noch immer nach der babylonischen Art. Am nächsten Tag funktioniert das Telefon nicht, und Katriina fährt zum Club, um bwana Knudsen zu finden. Sie möchte, dass er mit Jonas redet. Als bwana Knudsen kommt, ist Jonas in den Club gefahren, Knudsen und Katriina sind allein. Am Esstisch helfe ich Solja bei den Mathe-Aufgaben, während sich die Erwachsenen auf der Veranda unterhalten.
    »Es wird nicht besser, ich könnte mich ebenso gut scheiden lassen«, sagt Katriina.
    »Warte noch. Gib der Sache eine Chance«, sagt bwana Knudsen. »Ihr müsst es erst einmal versuchen.« Er irrt, denn Sachen, die nicht funktionieren, lassen sich reparieren, aber wenn etwas überhaupt nicht mehr funktioniert, dann schmeißt man es am besten weg und kauft etwas Neues. Und ich sehe noch immer den roten Land Cruiser abends auf der dunklen Straße; der Motor läuft nicht, aber das Auto bewegt sich wie ein schwankender Baum im Sturm.
    DAS TESTAMENT
    Rebekka sitzt vor meinem Ghetto und weint, als ich von der Arbeit nach Hause komme. »Tante Elna ist tot«, sagt sie. Oh, das ist traurig. Ich tröste sie. Ein Telegramm ist gekommen. Auch Solja kommt zu mir.
    »Papa ist sauer«, sagt sie.
    »Weil Tante Elna tot ist?« Wie kann man sauer sein, wenn man traurig sein soll?
    »Ja, es geht um ihr Testament«, sagt Solja. Eeehhh – das Testament, was heißt das für meine Zukunft?
    Zwei Tage später ruft Jonas mich ins Haus. Niemand sonst ist daheim.
    »Du wirst in Tante Elnas Testament erwähnt. Du und Josephina. Ich habe die Information von dem Anwalt in Schweden. Du musst ihm einen Brief schreiben, damit er weiß, dass du es bist und ich Kontakt zu dem richtigen Marcus habe. Und du musst einen Brief für Josephina schreiben. Dann schicke ich die beiden Briefe nach Schweden, und du bekommst dein Erbe.«
    »Wie viel ist es?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt er. Ich wage, noch eine Frage zu stellen: »Wieso nicht?«
    Er bedenkt mich mit seinem bösen Blick: »Weil mir das Testament erst gezeigt wird, wenn der Anwalt alle Personen gefunden hat. Deshalb sollst du diese Briefe schreiben, sonst passiert überhaupt nichts.«
    »Was soll ich schreiben?« Er sagt mir die Worte, die für den Anwalt geeignet sind, und ich schreibe es genau so auf, wie es mir gesagt wird.
    EIN SACK KARTOFFELN
    Wieder werde ich ins Haus gerufen, um Solja bei den Hausaufgaben im Rechnen zu helfen, wie ein Schullehrer. Vielleicht sind ihre Eltern außerstande, zwei und zwei zusammenzuzählen? So ist ihr Leben: zwei Erwachsene und zwei Kinder, aber das Resultat ist nie zufriedenstellend. Auf der Veranda wird von den Erwachsenen Schwedisch gesprochen, so dass die Tochter alles mitbekommt.
    »Bleibst du nicht zu Hause?«, fragt Katriina.
    »Zu Hause?«, sagt Jonas. »Wieso sollte ich zu Hause bleiben? Da höre ich doch bloß Gemecker.«
    »Aber wir sind nie … zusammen. Können wir es uns nicht einfach … ein bisschen gemütlich machen? Und früh ins Bett gehen?«
    »Ins Bett? Du willst mit mir ins Bett?«
    »Vielleicht.«
    »Dann solltest du ein bisschen abnehmen, finde ich. Du siehst aus wie ein Sack Kartoffeln.«
    »Was?«
    »Ach, was weiß ich, wie du aussiehst. Aber Rebekka ist jetzt drei Jahre alt, und du bist noch immer … fett. Glaubst du, ich will mit dir ins Bett?«
    Katriina schluchzt.
    »Das kannst du doch nicht sagen. Ich habe schließlich auch deine Kinder bekommen.«
    »Deshalb musst du aber nicht so aussehen. Du hast den ganzen Tag frei. Wieso tust du nichts?«
    »Ich tue doch etwas, aber es ist schwer.«
    »Es gibt jede Menge junge Mädchen hier, die eine ansehnliche Figur haben. Und die beschweren sich nicht ständig«, sagt Jonas. Katriina schreit so schnell etwas auf Schwedisch, dass ich nicht verstehe, was sie sagt, nur Scheiße bekomme ich mit. Jonas verlässt das Haus und steigt aufs Motorrad.
    ABKÜHLUNG
    Ich habe lange gewartet. Jetzt frage ich Jonas, während Katriina dabei ist, um auch einen Anwalt auf meiner Seite zu haben: »Hast du etwas von Tante Elnas Anwalt gehört?«
    »Ach, wart’s ab, Marcus«, sagt Jonas. »Solche Sachen dauern meist ein gutes Jahr – erst dann dürfen wir das Erbe verteilen.«
    » Ein Jahr? Eeehhh , das ist schlimm.«
    »Wo ist das Problem, Marcus?«, werde ich von Katriina gefragt. Ich erzähle ihr von dem leer stehenden Kiosk – mir fehlt die Ware.
    »Wie viel brauchst du?«, will Katriina wissen.
    »Genug, um einen Kühlschrank und

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