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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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sie ins Esszimmer gebracht werden. Gehe hinaus und trinke ihn dort, rauche eine Zigarette. Ich bin wahnsinnig müde; auf Wochenendurlaub von meinem Status als Internatsschüler. Absurd – Vater wohnt in einem großen Haus anderthalb Kilometer von der Schule entfernt, und ich bin gezwungen, in der ISM unter einem Gefängnisregime zu leben. Ich esse elende Mahlzeiten, andere bestimmen, was ich zu tun und zu lassen habe, es gibt keine Freiheit.
    »Christian!«, ruft Katriina von der Veranda. »Willst du nicht mit in die Sauna?« Ich gehe um die Ecke des Hauses.
    »Nein!«, rufe ich zurück. Sehe meinen Vater zusammen mit Katriina.
    »Er mag es nicht, nackte alte Menschen zu sehen«, sagt Vater.
    »Du bist doch nicht alt«, erwidert Katriina und umarmt ihn. Er legt die Arme um sie. Ein wenig zu lange vielleicht. Außerdem stimmt es nicht ganz. Katriina sehe ich gern nackt – ihre Brüste hängen ein wenig, aber sie sind sehr schön. Ich glaube, der Alte ist ein bisschen scharf auf sie – wahrscheinlich nach all den Versuchen, Jonas davon zu überzeugen, seine schwarzen Damen aufzugeben. Ich gehe in die Küche und frage Marcus, ob ich nach unten gehen und mich ein bisschen auf sein Bett legen kann.
    »Bist du müde vom Whisky?« Er grinst.
    »Ja, ich bin tatsächlich ein wenig müde«, sage ich. Er gibt mir den Schlüssel. Ich gehe hinunter. Der alte bwana Issa sitzt draußen und raucht. Ich wünsche ihm eine Gute Nacht, während aus der Sauna lautes Lachen dringt. Gehe hinein und lege mich auf Marcus’ Bett. Schlafe ein.
Marcus
    BLUTIGE HAND
    Es ist spät. Doktor Freeman und bwana D’Souza und andere Gäste haben das Fest bereits verlassen.
    Ich wasche ab, während die Weißen am Saunaschuppen trinken, denn bwana Issa ist schon zu Bett gegangen, er schafft so viel Arbeit nicht mehr. Katriina kommt durch die Hintertür herein, ihr Blick flackert.
    »Marcus, du musst mir helfen.«
    »Was ist denn?«
    »Jonas ist in der Sauna gefallen«, sagt sie.
    »Hat er sich wehgetan?«
    »Nein, nein, nein«, sagt Katriina sehr schnell und wischt etwas aus ihrem Auge. »Er schläft. Er ist betrunken.« Sie geht über den Rasen zur Sauna. Ich kann bwana Knudsen nirgendwo sehen, aber sein Land Rover steht noch hier. Katriina öffnet die Tür zur Sauna. Es gibt nur das schwache Licht der Ritzen des Ofens, in dem das Feuer bullert – sehr heiß. Auf dem Boden erkenne ich eine Gestalt, Jonas.
    »Gibt es hier Licht? Ich kann eine Lampe holen«, sage ich.
    »Nein«, sagt Katriina scharf. »Keine Lampe.«
    »Soll er ins Haus?«
    »Nein, auf die Bank«, sagt Katriina, ihre Stimme klingt sehr eigenartig.
    »Wir können ihn ins Haus tragen.«
    »Nein, die Mädchen sollen ihn nicht sehen … in diesem Zustand.«
    »Okay.« Ich fasse am Kopfende zu, und bei der Berührung spüre ich – ja, er atmet. Der Despot ist am Leben. Er grunzt. Katriina greift nach den Beinen. Jonas ist schweißnass, er rutscht mir beinahe aus den Händen. Wir wuchten ihn auf die Bank wie einen Sack Reis. Katriina schluchzt.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, frage ich.
    »Ich bin es leid, so zu leben.«
    »Ja«, sage ich und gehe hinaus, halte Katriina die Tür auf, lasse sie so stehen.
    »Schließ die Tür«, sagt sie.
    »Aber es ist sehr heiß.«
    »Es tut ihm gut zu schwitzen«, sagt sie. Und ich denke, wenn du nach einem Besäufnis viel schwitzt, trocknet der Körper aus, und die Kopfschmerzen verdoppeln sich. Ich mache die Tür fest zu.
    »Ich schließe die Küchentür ab«, sage ich und gehe über den Rasen zurück zum Kücheneingang.
    »Danke, Marcus«, sagt Katriina.
    Ich gehe hinein, um mich zu versichern, dass der Herd abgestellt, die Kühlschranktür geschlossen und die Küchentür abgeschlossen ist, damit der Wachmann sich nachts nicht ins Haus schleicht und klaut. Ich höre Katriina im Wohnzimmer reden.
    »Niels, du musst jetzt fahren«, sagt sie – bwana Knudsens Vornamen.
    »Wo ist Christian?«, fragt er.
    »Ich glaube, er schläft in der Dienstbotenwohnung, aber ihr solltet nicht hierbleiben«, sagt Katriina.
    »Okay«, sagt bwana Knudsen, und ich höre, wie die Verandatür aufgemacht wird. Und ich, ich strecke meinen Arm aus, um die Kühlschranktür zu öffnen und ein Carlsberg als Schlaftablette zu trinken. Eeehhh , meine Hand ist rot. Blut? Ich schnüffele, fühle – ja, es ist Blut. Woher kommt es? Vielleicht ist Jonas nicht besoffen gestolpert, sondern jemand hat ihn mit einem Stück Holz bewusstlos geschlagen? Oder einem Stein? Soll ich nach

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