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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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mal ausgesehen hatte.
    »Vielleicht sollte ich die Arbeiter mit aufs Revier nehmen, sie können mir sicherlich erzählen, ob dort Sägespäne lagen«, sagt der Polizeibeamte. Und dieser kleine Tanz setzt sich fort, bis Jonas bezahlt hat. Die Fabrikhalle steht noch, also kann mit einer barbarischen Sexualität vor der schwedischen Evaluierungskommission getanzt werden.
    »Ein Glück, dass ich hier war, als es passierte«, sagt Jonas zu ihnen. »Sonst wäre alles verloren gewesen.«
    Doch wie hört sich die Bewertung der verbrannten Rechnungsbücher an? Jonas sagt nichts – auch meine Reise nach Schweden wird mit keinem Wort erwähnt. Ist sie gefährdet? Vielleicht weiß er nichts davon. Ich fahre zu Göstas neuem Haus.
    » SIDA hat noch nicht entschieden«, sagt Gösta.
    »Aber du hast gesagt, dass ich nach Schweden komme.«
    »Es sieht nicht gut aus, Marcus«, sagt Gösta und schüttelt den Kopf.
    BUMERANG
    Tsk , dieses Chaos. SIDA weigert sich, dem Projekt weiteres Geld zu geben; schließlich war das Ziel, dass es sich selbst trägt. Die wazungu haben Möglichkeiten; wenn sie wollen, können sie sich mit ihrem eigenen Geld in die Firma einkaufen – es wäre ein Joint Venture. Nach fünfundzwanzig Jahren inkompetenter Hölle begreift die tansanische Regierung, dass sie nicht in der Lage ist, irgendein Geschäft zu führen. Jetzt will sie einige Gesellschaften privatisieren, und TanScan soll ein Pilotversuch sein. Nun liegt es an Jonas und Gösta: Können sie so viel Holz und so viele Möbel produzieren, um sich selbst einen guten Lohn auszuzahlen?
    »Wir kaufen uns ein. Wir können nicht nach Hause nach Schweden«, sagt Katriina. Aber Jonas hat das Geld der SIDA benutzt, um Scheißmaschinen und ein privates Segelboot zu kaufen. Nun wird ihm klar, dass das Messer, das den Kuchen zu seinem Vorteil geschnitten hat, für ihn auch zu einem Bumerang werden kann. Er hat die ganze Zeit über beschissen. Die in den Büchern aufgeführten Ausgaben für die Maschinen waren keine realen Ausgaben, er hat alte Sägewerke in Schweden gekauft. Wenn sie sich nun einkaufen wollen, sind sie gezwungen, sich an die Werte zu halten, die sie der SIDA in ihren falschen Dokumentationen geliefert haben. Und das will Jonas nicht akzeptieren. In den Papieren steht, es handele sich um neue Ausrüstung, aber er weiß, wie alt sie ist. Erst wurde sie in Schweden eingesetzt, bis sie abgenutzt war, und seither in Tansania. Die Ausrüstung steht mit einem Bein im Grab, sie stirbt bald. Eine Menge Betrug und Lügen. Gösta kommt vorbei und redet aufgeregt mit Jonas.
    »Wieso sollen wir so viel für das Scheißzeug bezahlen?«
    »Das können wir nicht«, sagt Jonas. »Ich habe mich auf den Job in Nicaragua beworben.«
    Gösta hat Angst; bekommt er noch einen Job, wenn der ganze Schmu aufgedeckt wird? Er hat eine Chagga-Frau geheiratet, die aus einer Familie von Händlern stammt. Hier in Tansania hat diese Frau eine Funktion, sollte Gösta aber zurück nach Schweden gehen, wäre sie nur ein lästiger Passagier. Auch er selbst wäre verloren, denn er hat sich inzwischen an die Lebensweise eines Herrenmenschen in Tansania gewöhnt.
    »Ich mache ihnen ein Angebot«, sagt Gösta. »Bist du dabei?«
    »Nein«, sagt Jonas.
    Zwei Wochen später kommt die Antwort. Die Regierung begreift Göstas Angebot nicht – die Unterlagen sagen, dass die Maschinen selbst mit den Abschreibungen wegen des Verschleißes zehnmal so viel wert sind. Aber die Ausrüstung ist einfach Mist. Jetzt sitzen die Schweden als Beifahrer auf dem Rücksitz ihrer eigenen Idiotie und ihrer Gier. Und ich sitze neben ihnen, bereit, vollkommen falsch zu fahren, wobei ich Schweden Lebewohl sage. Aber ich lächele – ich bin auch froh, ihre furchtbare Verwirrung zu sehen.
    Gleichzeitig kommt bwana Knudsen nachmittags häufiger vorbei, wenn Jonas zur Bar des Clubs aufgebrochen ist. Solja ist bei Freunden, und Rebekka wird meiner Aufsicht überlassen.
    »Ich möchte heute Nachmittag nicht gestört werden«, sagt Katriina zu mir. Glaubt sie, ich kenne diese Mathematik nicht? Ich muss auch sehen, wie ich zurechtkomme, und Katriina benimmt sich nicht sonderlich vorsichtig. Sie meint, das Geräusch eines Autos oder eines Motorrads würde sie jederzeit vor der Entdeckung warnen. Aber ich schleiche mit Rebekka im Arm auf meinen nackten Negerfüßen umher, denn mein kleines Mädchen schläft in der Nachmittagshitze immer eine Stunde. Am Haus bin ich vorsichtig und verursache keinen Lärm beim Öffnen

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