Liberty: Roman
schlage einen sehr scharfen Ton an. »Solja, komm her!«, sage ich und gehe mit Rebekka in die Küche. Dort bleibe ich stehen und stelle Rebekka auf den Boden. »Du bleibst mit deiner Schwester hier«, sage ich zu Solja. Sie schluckt und nickt mit einem Zittern ihres Kinns. Ich laufe ins Wohnzimmer, durch die Hintertür, zur Sauna.
Der Mann liegt auf der Bank wie ein totes Schwein beim Schlachter. Ich fasse ihn an, kein Puls und kühle Haut. Ich renne zurück zum Haus, fasse Katriina an die Schultern, schaue ihr ins Gesicht. »Du musst Gösta anrufen, und dann musst du die Polizei anrufen – sag, dass du hier einen toten Mann hast.«
»Kannst du das nicht machen?«, murmelt sie.
»Nein«, sage ich und greife nach dem Telefon, um zu wählen und ihr dann den Hörer ans Ohr zu drücken. Es gibt keine Verbindung. »Die Leitung ist tot«, sage ich. »Ich fahre jetzt zu Gösta und schicke ihn her, dann fahre ich zur Polizei und gebe Bescheid. Hörst du mich?« Katriina nickt. Ich baue mich vor ihr auf. »Du musst jetzt aufstehen und stark sein, allein schon wegen deiner kleinen Mädchen.« Sie guckt mich an.
»Es war nicht meine Schuld, Marcus.«
»Steh auf und frühstücke mit deinen Mädchen«, sage ich, und Katriina steht auf. Ich laufe zum Motorrad, dröhne zu Gösta und erkläre ihm die Situation; er springt ins Auto und fährt zu Katriina, während ich zur Polizei fahre.
»Die weiße mama fand ihren Mann tot, als sie heute Morgen aufgewacht ist.«
»Du musst uns den Weg zeigen«, sagen sie, und zwei Mann folgen mir im Polizeiwagen zum Haus. Solja und Rebekka sind fort, Gösta hat sie in sein Haus gebracht.
»Ich fand ihn tot, nachdem ich aufgestanden bin«, sagt Katriina und zeigt auf den Saunaschuppen. Der alte Issa war klug genug, um sich aus dem Staub zu machen. Die beiden Polizisten sind sehr verwirrt. Sofort fährt einer los, um einen Vorgesetzten zu holen.
»Soll ich irgendetwas tun?«, frage ich den anderen Polizisten.
»Du sollst den Mund halten«, sagt er. Wir warten. Ich schwitze furchtbar aus Furcht vor der Polizei – wenn ein Mord geschieht, braucht man einen Mörder. Wen werden sie auswählen? Katriina raucht Zigaretten und starrt leer in die Luft. Dann kommt ein neuer Polizeibeamter mit mehr Zierrat an der Uniform.
»Verhaftet ihn«, sagt er und zeigt auf mich.
»Ich war’s nicht«, quieke ich, als sie mir Handschellen anlegen und mich direkt zum Polizeirevier schleppen. Die Logik ist schwarz/weiß. Der Tote ist weiß, der schwarze Mann hat es getan.
Sie werfen mich in eine Zelle. Ich werde mit einem Gartenschlauch geschlagen – eeehhh .
»Was hast du getan? Was hast du gesehen?«
»Ich habe nichts gesehen.« PAH .
»Wie kannst du nichts gesehen haben? Du wohnst doch da – du weißt alles über sie. Du wolltest ihre Sachen stehlen.«
»Ich habe nichts gestohlen.« PAH.
»Wir haben einen großen Stereorekorder in deinem Zimmer gefunden – du hast ihn gestohlen.«
Furcht wie Satan in der Hölle, denn ich habe von ihren Methoden gehört: das kalte Bad, Ertränken, Schläge auf die Fußsohlen, so dass man nie wieder richtig laufen kann.
»Den habe ich geschenkt bekommen, ihr könnt die mama im Haus fragen.« PAH . Jetzt bringen sie mich ins Wasserbad. Ein Raum mit einer Art Badewanne aus Beton. Voll mit kaltem Wasser. Ich habe von der Methode gehört: Du musst hinein und darin liegen bleiben. Sie lassen dich liegen. Du darfst nicht aufstehen. Den ganzen Tag musst du liegen bleiben und die ganze Nacht. Du wirst krank wie ein Hund, zitterst, kannst weder gehen noch stehen oder denken. Du wirst alles gestehen, was du nicht getan hast.
Sie stoßen mich hinein, sie ertränken mich fast.
»Du wolltest die weiße mama haben. Sie hat dich bezahlt. Ihr Liebhaber hat dich bezahlt, um den Mord auszuführen.«
Ich quake wie ein Frosch über Doktor Freeman – er ist es, der die weiße mama haben will.
»Du sollst keine Unschuldigen anschwärzen«, sagt der Polizist und taucht mich wieder unter. Er zieht mich an den Ohren hoch, die fast vom Kopf reißen. »Du hast es getan«, sagt er. Meine ganze Haut sieht bereits wie eine Rosine aus. Sie lassen mich zwei Stunden liegen, bis meine Haut anfängt zu sterben – jetzt ist sie bleich, beinahe grau. Dann kommen sie wieder und prügeln.
Christian
Der Alte schläft noch, als ich aufwache. Ich gehe in die Küche. Sonntag, Juliaz hat frei. Röste Brot, brate Bacon und Eier, setze Wasser für den Kaffee auf. Ich will alles. Frühstücke und lese
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