Liberty: Roman
hört auf zu brummen. Wieder eine Stromunterbrechung. Danach gehe ich durch das Loch im Zaun zu meinem Ghetto. Im Haus ist Licht, der Strom fließt also wieder, ich schalte meinen Kassettenrekorder ein. Nichts. Was ist los? Ich kontrolliere alles, bis ich auf die Leitung gucke, die ich wie ein Elektriker durch die Luft vom Haupthaus über einen Baum bis zu meinem Ghetto gelegt habe: durchgeschnitten. Eeehhh , ich bin wieder in der Dunkelheit.
Irgendwann sagt er: »Vielleicht brennt es mal bei dir, wenn du nicht da bist.« Und wenn Claire am Tor steht und zu mir will: »Marcus? Nein, er wohnt hier nicht mehr – verschwinde von meinem Grundstück.« Also nutze ich politische Kontakte. Ich gehe zum Büro der Regierungspartei und erkläre dem Sekretär meine Probleme. Er gibt mir einen Brief, den ich dem FITI -Leiter im alten Larsson-Haus überbringen soll. Darin steht, dass ich dort wohne, bis ich eine andere Wohnung finde, und er nicht das Tor vor mir abschließen darf. Das Tor, das Haus, alles gehört dem Staat. Und die Firmen, für die wir arbeiten, gehören dem Staat. Auch das Nachbarzimmer, in dem Jonas früher sein Kartoffelmus bekam. Jetzt komme ich nach Hause, und meine Nachbarn sind Kühe und Ziegen. Ich wohne wie ein rückständiger alter Chagga auf dem Berg. Eine Seite des Hauses für die Menschentiere, die andere für die Haustiere.
Abends gehe ich zu den zweistöckigen Reihenhäusern von National Housing an der Uru Road, nicht weit vom YMCA . Ich gehe an die Bar, um mit dem Vorsitzenden der Wohnungsvereinigung zu reden, der die Dinge steuert. Viele Biere an der Bar können deinen Namen auf der Warteliste sehr weit nach oben spülen. »Der Mann in Nummer 17, er hat davon gesprochen, zurück auf den Berg zu ziehen«, sagt der Vorsitzende. Ich finde den mzee , lade ihn auf ein Bier ein.
»Wann ziehst du nach Hause zu deiner Familie im Dorf?«, frage ich ihn.
»Ich kann schon morgen umziehen, aber mir fehlen Möbel für das Haus im Dorf«, sagt er. Solch ein Glück habe ich.
»Ich kann dir mit sehr billigen Möbeln helfen«, sage ich. Ich umgehe das Büro, kaufe die Möbel bei Imara zu einem herabgesetzten Preis und lasse sie ins Dorf des Mannes fahren. Gleichzeitig muss ich mit National Housing arrangieren, dass ich das Haus übernehmen kann, also gehe ich zum Chef ins Büro. Ich zeige ihm den Brief der Regierungspartei – ich werde bedroht von Kühen und Ziegen.
»Aber dein Name steht nicht ganz oben auf der Warteliste«, sagt er.
»Vielleicht sagen die ganz oben ja, nein danke, weil sie im Moment gar nicht umziehen wollen, dann könnte ich dir auch helfen.«
»Wie kannst du mir helfen?«
»Wie ich höre, fehlt deinem Bruder Holz, um sein neues Haus in Old Moshi fertig bauen zu können – ich könnte das Holz sehr billig besorgen.«
»Mein Bruder hat kein Geld für Holz«, sagt er.
»Vielleicht kann ich es ihm gratis beschaffen, weil du dich als ein guter Freund erwiesen hast«, sage ich.
»Vielleicht kann ich mit den Obersten auf der Liste reden«, sagt er. Ja.
Ich fahre zum West-Kilimandscharo. Es kann schon mal vorkommen, dass sie eine Ladung Bretter an der falschen Stelle abladen. Und dann vergessen, wo die Bretter liegen. Und vielleicht gibt es einen Lastwagen, der einen ganzen Tag für die Aktivitäten der Firma ausfällt, weil er Bretter zu einem Bau in Old Moshi fährt. Einen Jahreslohn verbrauche ich insgesamt, um diese Probleme zu lösen, aber ich schaffe es mit Hilfe der Dollar, die ich hinter dem Foto des Segelschiffs gefunden habe. Der National-Housing-Mann schreibt ein Memorandum für mich, und ich kann Nummer 17 übernehmen. Ich verabschiede mich von den Ziegen und Kühen und ziehe dort ein.
Sofort lasse ich den Kiosk abbauen und in das Wohngebiet transportieren. Ich stelle einen Handwerker an, der ihn gegenüber von meinem eigenen Eingang mitten zwischen den Häusern wieder aufbaut. Er steht nur ein wenig schief nach dem Umzug. Hier gibt es eine Menge Kunden, aber ich habe keinerlei Ware – das gesamte Geld ging drauf, um die Leute mit Möbeln, Holz und Bier zu schmieren. Ich muss den Kühlschrank der Larsson-Familie verkaufen, nur um zu leben. Und wer soll in dem Kiosk stehen und mich bestehlen, wenn ich in der Möbelfabrik oder am West-Kilimandscharo arbeite?
Christian
Der erste Tag. Vorstellungsrunde. Es gibt viele hübsche Mädchen. Wir sollen über uns erzählen: Ich komme aus Seeland. Meine Eltern arbeiten im Ausland. Ich wohne bei meiner Tante. Ich sage nichts über
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